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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
mit gnädigen Augen ansehen/ ob etwa das außgestandene langwierige Elend denselben
nicht aller Dinge unkäntlich/ und sein Unglük ihn nicht gar unangenehm gemacht haben
möchte. Herkules antwortete ihm freundlich; es kan seyn/ mein Freund/ daß denselben ich
ehmals gekennet habe/ weil ich mich aber in der Eile nicht zubesinnen weiß/ wird er mir sei-
nen Nahmen zunennen unbeschweret seyn. Eure Hocheit/ sagte dieser/ sihet ihren alten
Diener Tibullus vor sich/ welcher hoffet dero Gnaden zu seiner Sicherheit zugeniessen.
O mein wahrer Freund/ antwortete er/ wie sehe ich ihn in so elender Gestalt? wolte ihn da-
mit umfangen; er aber legete sich vor ihm nider/ seine Knie zu ümarmen; welches er doch
nicht geschehen ließ/ sondern huhb ihn freundlich auf und versprach ihm/ alles sein Begeh-
ren nach Mögligkeit zuleisten. Und weil Gallus hinter ihm hertrat/ befahl er demselben/ ein
gutes sei denes Kleid herzuhohlen; Klodius aber muste ihn mit sich in eine Herberge füh-
ren/ woselbst Tibullus sich eilig putzen ließ/ das Kleid anlegete/ und mit beiden jeztgedach-
ten nach dem Schlosse ging/ woselbst Herkules im Vorhofe noch auff ihn wartete/ hieß
ihn daselbst auffs freundlichste von neuen wilkommen/ und muste er zu seiner Seite mit ihm
nach dem Saal gehen/ da Herkules zu Ladisla sagete: schaue lieber Bruder/ unsern alten
geträuen frommen Lehrmeister Tibullus/ welchen ich in elender Gestalt ohngefehr ange-
troffen habe/ und verhoffentlich des Vermögens seyn werde/ ihm seinen angewanten Fleiß
zuvergelten. Mein lieber Freund/ sagete Ladisla/ da er ihn freundlich empfing/ er sey uns al-
len wilkommen/ und versichere sich/ daß ich seiner guten Unterweisung/ als lange ich leben
werde/ unvergessen seyn wil. Tibullus demühtigte sich sehr/ bedankete sich der hohen Nei-
gung untertähnigst/ und wahr sein Herz mit der inniglichsten Vergnügung erfüllet/ weil
er sahe/ daß sein Unglük nunmehr die Endschafft erreichet hatte/ aber er ward wunderlich
erfreuet/ als er Herrn Fabius/ Stathalter von Padua sahe/ dessen Angesicht ihm noch be-
kant wahr/ ging zu ihm hin/ setzete sich vor ihm nieder auff die Knie/ und fing also an: Durch-
leuchtiger Herr/ ich bin den Römischen Schuz Göttern alles mein Vermögen/ wie schlecht
es auch ist/ ganz schuldig/ nachdem dieselben euer Gn. Angesicht mir noch vor meinem En-
de haben wollen sehen lassen; bitte untertähnig/ dieselbe wolle ihr geneigtes Herz mir un-
wirdigen wieder zuwenden/ und mich ihren Knecht und Bastart Sohn Tibullus in Dien-
ste nehmen. Was mein Sohn? sagte Fabius/ bistu annoch im Leben? ja/ bistu meines Herrn
Schwieger Sohns Lehrmeister vor diesem gewesen? ja Gn. Herr/ antwortete er/ die Göt-
ter haben mich vor 16 Jahren auff einem Streiff wieder die Teutschen/ in Feindes Hände
gegeben/ welche mich zum Leibeigenen gemacht/ da ich nachgehends das hohe Glük gehabt/
den beiden Großmächtigsten Königen/ Herrn Ladisla und Herrn Herkules auffzuwarten/
deren Herr Vater und Vetter/ der auch Großmächtigste König der Teutschen/ Herr Hen-
rich/ mir vor ohngefehr 8 Jahren die ädle Freyheit zugestellet/ und mich wol begabet nach
Hause zihen lassen/ bin aber auff den Römischen Grenzen von etlichen Pannonischen Räu-
bern gefangen/ vor leibeigen verkauft/ und biß daher in überaus grossem Elende hart gestra-
fet worden/ welches alles ich doch gerne vergessen wil/ nachdem ich dieselben meine Gnä-
digste Herrn alhie beyeinander antreffe und sehe/ denen ich mich selbstschuldig bin. Stehe
auff mein Sohn/ sagte sein Vater zu ihm/ boht ihm auch die Hand/ und taht ihm die gnä-
dige Verheissung/ er wolte ihn also halten/ wie sein Herr Schwieger Sohn/ König Ladis-

la es
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Achtes Buch.
mit gnaͤdigen Augen anſehen/ ob etwa das außgeſtandene langwierige Elend denſelben
nicht aller Dinge unkaͤntlich/ und ſein Ungluͤk ihn nicht gar unangenehm gemacht haben
moͤchte. Herkules antwortete ihm freundlich; es kan ſeyn/ mein Freund/ daß denſelben ich
ehmals gekennet habe/ weil ich mich aber in der Eile nicht zubeſinnen weiß/ wird er mir ſei-
nen Nahmen zunennen unbeſchweret ſeyn. Eure Hocheit/ ſagte dieſer/ ſihet ihren alten
Diener Tibullus vor ſich/ welcher hoffet dero Gnaden zu ſeiner Sicherheit zugenieſſen.
O mein wahrer Freund/ antwortete er/ wie ſehe ich ihn in ſo elender Geſtalt? wolte ihn da-
mit umfangen; er aber legete ſich vor ihm nider/ ſeine Knie zu uͤmarmen; welches er doch
nicht geſchehen ließ/ ſondern huhb ihn freundlich auf und verſprach ihm/ alles ſein Begeh-
ren nach Moͤgligkeit zuleiſten. Und weil Gallus hinter ihm hertrat/ befahl er demſelben/ ein
gutes ſei denes Kleid herzuhohlen; Klodius aber muſte ihn mit ſich in eine Herberge fuͤh-
ren/ woſelbſt Tibullus ſich eilig putzen ließ/ das Kleid anlegete/ und mit beiden jeztgedach-
ten nach dem Schloſſe ging/ woſelbſt Herkules im Vorhofe noch auff ihn wartete/ hieß
ihn daſelbſt auffs freundlichſte von neuen wilkom̄en/ und muſte er zu ſeiner Seite mit ihm
nach dem Saal gehen/ da Herkules zu Ladiſla ſagete: ſchaue lieber Bruder/ unſern alten
getraͤuen frommen Lehrmeiſter Tibullus/ welchen ich in elender Geſtalt ohngefehr ange-
troffen habe/ und verhoffentlich des Vermoͤgens ſeyn werde/ ihm ſeinen angewanten Fleiß
zuvergelten. Mein lieber Freund/ ſagete Ladiſla/ da er ihn freundlich empfing/ er ſey uns al-
len wilkommen/ und verſichere ſich/ daß ich ſeiner guten Unterweiſung/ als lange ich leben
werde/ unvergeſſen ſeyn wil. Tibullus demuͤhtigte ſich ſehr/ bedankete ſich der hohen Nei-
gung untertaͤhnigſt/ und wahr ſein Herz mit der inniglichſten Vergnuͤgung erfuͤllet/ weil
er ſahe/ daß ſein Unglük nunmehr die Endſchafft erreichet hatte/ aber er ward wunderlich
erfreuet/ als er Herrn Fabius/ Stathalter von Padua ſahe/ deſſen Angeſicht ihm noch be-
kant wahr/ ging zu ihm hin/ ſetzete ſich vor ihm nieder auff die Knie/ uñ fing alſo an: Duꝛch-
leuchtiger Herr/ ich bin den Roͤmiſchen Schuz Goͤttern alles mein Vermoͤgen/ wie ſchlecht
es auch iſt/ ganz ſchuldig/ nachdem dieſelben euer Gn. Angeſicht mir noch vor meinem En-
de haben wollen ſehen laſſen; bitte untertaͤhnig/ dieſelbe wolle ihr geneigtes Herz mir un-
wirdigen wieder zuwenden/ und mich ihren Knecht und Baſtart Sohn Tibullus in Dien-
ſte nehmen. Was mein Sohn? ſagte Fabius/ biſtu annoch im Leben? ja/ biſtu meines Herꝛn
Schwieger Sohns Lehrmeiſter vor dieſem geweſen? ja Gn. Herr/ antwortete er/ die Goͤt-
ter haben mich vor 16 Jahren auff einem Streiff wieder die Teutſchen/ in Feindes Haͤnde
gegeben/ welche mich zum Leibeigenen gemacht/ da ich nachgehends das hohe Gluͤk gehabt/
den beiden Großmaͤchtigſten Koͤnigen/ Herrn Ladiſla und Herrn Herkules auffzuwarten/
deren Herr Vater und Vetter/ der auch Großmaͤchtigſte Koͤnig der Teutſchen/ Herr Hen-
rich/ mir vor ohngefehr 8 Jahren die aͤdle Freyheit zugeſtellet/ und mich wol begabet nach
Hauſe zihen laſſen/ bin aber auff den Roͤmiſchen Grenzen von etlichen Pannoniſchen Raͤu-
bern gefangen/ vor leibeigen verkauft/ und biß daher in uͤbeꝛaus groſſem Elende hart geſtra-
fet worden/ welches alles ich doch gerne vergeſſen wil/ nachdem ich dieſelben meine Gnaͤ-
digſte Herrn alhie beyeinander antreffe und ſehe/ denen ich mich ſelbſtſchuldig bin. Stehe
auff mein Sohn/ ſagte ſein Vater zu ihm/ boht ihm auch die Hand/ und taht ihm die gnaͤ-
dige Verheiſſung/ er wolte ihn alſo halten/ wie ſein Herr Schwieger Sohn/ Koͤnig Ladiſ-

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[945/0951] Achtes Buch. mit gnaͤdigen Augen anſehen/ ob etwa das außgeſtandene langwierige Elend denſelben nicht aller Dinge unkaͤntlich/ und ſein Ungluͤk ihn nicht gar unangenehm gemacht haben moͤchte. Herkules antwortete ihm freundlich; es kan ſeyn/ mein Freund/ daß denſelben ich ehmals gekennet habe/ weil ich mich aber in der Eile nicht zubeſinnen weiß/ wird er mir ſei- nen Nahmen zunennen unbeſchweret ſeyn. Eure Hocheit/ ſagte dieſer/ ſihet ihren alten Diener Tibullus vor ſich/ welcher hoffet dero Gnaden zu ſeiner Sicherheit zugenieſſen. O mein wahrer Freund/ antwortete er/ wie ſehe ich ihn in ſo elender Geſtalt? wolte ihn da- mit umfangen; er aber legete ſich vor ihm nider/ ſeine Knie zu uͤmarmen; welches er doch nicht geſchehen ließ/ ſondern huhb ihn freundlich auf und verſprach ihm/ alles ſein Begeh- ren nach Moͤgligkeit zuleiſten. Und weil Gallus hinter ihm hertrat/ befahl er demſelben/ ein gutes ſei denes Kleid herzuhohlen; Klodius aber muſte ihn mit ſich in eine Herberge fuͤh- ren/ woſelbſt Tibullus ſich eilig putzen ließ/ das Kleid anlegete/ und mit beiden jeztgedach- ten nach dem Schloſſe ging/ woſelbſt Herkules im Vorhofe noch auff ihn wartete/ hieß ihn daſelbſt auffs freundlichſte von neuen wilkom̄en/ und muſte er zu ſeiner Seite mit ihm nach dem Saal gehen/ da Herkules zu Ladiſla ſagete: ſchaue lieber Bruder/ unſern alten getraͤuen frommen Lehrmeiſter Tibullus/ welchen ich in elender Geſtalt ohngefehr ange- troffen habe/ und verhoffentlich des Vermoͤgens ſeyn werde/ ihm ſeinen angewanten Fleiß zuvergelten. Mein lieber Freund/ ſagete Ladiſla/ da er ihn freundlich empfing/ er ſey uns al- len wilkommen/ und verſichere ſich/ daß ich ſeiner guten Unterweiſung/ als lange ich leben werde/ unvergeſſen ſeyn wil. Tibullus demuͤhtigte ſich ſehr/ bedankete ſich der hohen Nei- gung untertaͤhnigſt/ und wahr ſein Herz mit der inniglichſten Vergnuͤgung erfuͤllet/ weil er ſahe/ daß ſein Unglük nunmehr die Endſchafft erreichet hatte/ aber er ward wunderlich erfreuet/ als er Herrn Fabius/ Stathalter von Padua ſahe/ deſſen Angeſicht ihm noch be- kant wahr/ ging zu ihm hin/ ſetzete ſich vor ihm nieder auff die Knie/ uñ fing alſo an: Duꝛch- leuchtiger Herr/ ich bin den Roͤmiſchen Schuz Goͤttern alles mein Vermoͤgen/ wie ſchlecht es auch iſt/ ganz ſchuldig/ nachdem dieſelben euer Gn. Angeſicht mir noch vor meinem En- de haben wollen ſehen laſſen; bitte untertaͤhnig/ dieſelbe wolle ihr geneigtes Herz mir un- wirdigen wieder zuwenden/ und mich ihren Knecht und Baſtart Sohn Tibullus in Dien- ſte nehmen. Was mein Sohn? ſagte Fabius/ biſtu annoch im Leben? ja/ biſtu meines Herꝛn Schwieger Sohns Lehrmeiſter vor dieſem geweſen? ja Gn. Herr/ antwortete er/ die Goͤt- ter haben mich vor 16 Jahren auff einem Streiff wieder die Teutſchen/ in Feindes Haͤnde gegeben/ welche mich zum Leibeigenen gemacht/ da ich nachgehends das hohe Gluͤk gehabt/ den beiden Großmaͤchtigſten Koͤnigen/ Herrn Ladiſla und Herrn Herkules auffzuwarten/ deren Herr Vater und Vetter/ der auch Großmaͤchtigſte Koͤnig der Teutſchen/ Herr Hen- rich/ mir vor ohngefehr 8 Jahren die aͤdle Freyheit zugeſtellet/ und mich wol begabet nach Hauſe zihen laſſen/ bin aber auff den Roͤmiſchen Grenzen von etlichen Pannoniſchen Raͤu- bern gefangen/ vor leibeigen verkauft/ und biß daher in uͤbeꝛaus groſſem Elende hart geſtra- fet worden/ welches alles ich doch gerne vergeſſen wil/ nachdem ich dieſelben meine Gnaͤ- digſte Herrn alhie beyeinander antreffe und ſehe/ denen ich mich ſelbſtſchuldig bin. Stehe auff mein Sohn/ ſagte ſein Vater zu ihm/ boht ihm auch die Hand/ und taht ihm die gnaͤ- dige Verheiſſung/ er wolte ihn alſo halten/ wie ſein Herr Schwieger Sohn/ Koͤnig Ladiſ- la es d d d d d d

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 945. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/951>, abgerufen am 02.05.2024.