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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Ich setze mich auf deinen Schooß, du stiller Todesengel.
(Sie singt):
Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchsten Gott.

Du liebe Wiege, die du meinen Camille in Schlaf gelullt,
ihn unter deinen Rosen erstickt hast. Du Todtenglocke, die
du ihn mit deiner süßen Zunge zu Grabe sangst.
(Sie singt):
Viel hunderttausend sind ungezählt,
Was nur unter die Sichel fällt.

(Eine Patrouille tritt auf.)
Ein Bürger. He, wer da?
Lucile (sinnend und wie ein Entschluß fassend, plötzlich): Es
lebe der König!
Bürger. Im Namen der Republik!
(Sie wird von der Wache umringt und weggeführt.)



G. Büchner's Werke. 7
Ich ſetze mich auf deinen Schooß, du ſtiller Todesengel.
(Sie ſingt):
Es iſt ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchſten Gott.

Du liebe Wiege, die du meinen Camille in Schlaf gelullt,
ihn unter deinen Roſen erſtickt haſt. Du Todtenglocke, die
du ihn mit deiner ſüßen Zunge zu Grabe ſangſt.
(Sie ſingt):
Viel hunderttauſend ſind ungezählt,
Was nur unter die Sichel fällt.

(Eine Patrouille tritt auf.)
Ein Bürger. He, wer da?
Lucile (ſinnend und wie ein Entſchluß faſſend, plötzlich): Es
lebe der König!
Bürger. Im Namen der Republik!
(Sie wird von der Wache umringt und weggeführt.)



G. Büchner's Werke. 7
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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/293>, abgerufen am 28.04.2024.