Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

konnte nicht lange ausbleiben. Er hatte
daher gleich dem Großadmiral befohlen,
mit der ganzen Flotte hinter mir her-
zueilen, und mir zu insinuiren, daß
wir so nicht gewettet hätten. Als ich
daher noch nicht zwey Meilen weit in
See war, so sah ich schon die ganze
türkische Kriegsflotte mit vollen Segeln
hinter mir herkommen, und ich muß
gestehen, daß mein Kopf, der kaum
wieder fest geworden war, nicht wenig
von neuem anfing zu wackeln. Allein
nun war mein Windmacher bey der Hand
und sprach: "Lassen sich Ihro Excellenz
nicht bange seyn!" Er trat hierauf auf
das Hinterverdeck meines Schiffes, so
daß sein eines Nasenloch nach der tür-
kischen Flotte, das andere aber auf un-
sere Segel gerichtet war, und blies eine
so hinlängliche Portion Wind, daß die
Flotte an Masten, Segel- und Tauwerk
gar übel zugerichtet, nicht nur bis in
den Hafen zurückgetrieben, sondern auch

mein
G 3

konnte nicht lange ausbleiben. Er hatte
daher gleich dem Großadmiral befohlen,
mit der ganzen Flotte hinter mir her-
zueilen, und mir zu inſinuiren, daß
wir ſo nicht gewettet haͤtten. Als ich
daher noch nicht zwey Meilen weit in
See war, ſo ſah ich ſchon die ganze
tuͤrkiſche Kriegsflotte mit vollen Segeln
hinter mir herkommen, und ich muß
geſtehen, daß mein Kopf, der kaum
wieder feſt geworden war, nicht wenig
von neuem anfing zu wackeln. Allein
nun war mein Windmacher bey der Hand
und ſprach: 〟Laſſen ſich Ihro Excellenz
nicht bange ſeyn!〟 Er trat hierauf auf
das Hinterverdeck meines Schiffes, ſo
daß ſein eines Naſenloch nach der tuͤr-
kiſchen Flotte, das andere aber auf un-
ſere Segel gerichtet war, und blies eine
ſo hinlaͤngliche Portion Wind, daß die
Flotte an Maſten, Segel- und Tauwerk
gar uͤbel zugerichtet, nicht nur bis in
den Hafen zuruͤckgetrieben, ſondern auch

mein
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0124" n="101"/>
konnte nicht lange ausbleiben. Er hatte<lb/>
daher gleich dem Großadmiral befohlen,<lb/>
mit der ganzen Flotte hinter mir her-<lb/>
zueilen, und mir zu in&#x017F;inuiren, daß<lb/>
wir &#x017F;o nicht gewettet ha&#x0364;tten. Als ich<lb/>
daher noch nicht zwey Meilen weit in<lb/>
See war, &#x017F;o &#x017F;ah ich &#x017F;chon die ganze<lb/>
tu&#x0364;rki&#x017F;che Kriegsflotte mit vollen Segeln<lb/>
hinter mir herkommen, und ich muß<lb/>
ge&#x017F;tehen, daß mein Kopf, der kaum<lb/>
wieder fe&#x017F;t geworden war, nicht wenig<lb/>
von neuem anfing zu wackeln. Allein<lb/>
nun war mein Windmacher bey der Hand<lb/>
und &#x017F;prach: &#x301F;La&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich Ihro Excellenz<lb/>
nicht bange &#x017F;eyn!&#x301F; Er trat hierauf auf<lb/>
das Hinterverdeck meines Schiffes, &#x017F;o<lb/>
daß &#x017F;ein eines Na&#x017F;enloch nach der tu&#x0364;r-<lb/>
ki&#x017F;chen Flotte, das andere aber auf un-<lb/>
&#x017F;ere Segel gerichtet war, und blies eine<lb/>
&#x017F;o hinla&#x0364;ngliche Portion Wind, daß die<lb/>
Flotte an Ma&#x017F;ten, Segel- und Tauwerk<lb/>
gar u&#x0364;bel zugerichtet, nicht nur bis in<lb/>
den Hafen zuru&#x0364;ckgetrieben, &#x017F;ondern auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">mein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0124] konnte nicht lange ausbleiben. Er hatte daher gleich dem Großadmiral befohlen, mit der ganzen Flotte hinter mir her- zueilen, und mir zu inſinuiren, daß wir ſo nicht gewettet haͤtten. Als ich daher noch nicht zwey Meilen weit in See war, ſo ſah ich ſchon die ganze tuͤrkiſche Kriegsflotte mit vollen Segeln hinter mir herkommen, und ich muß geſtehen, daß mein Kopf, der kaum wieder feſt geworden war, nicht wenig von neuem anfing zu wackeln. Allein nun war mein Windmacher bey der Hand und ſprach: 〟Laſſen ſich Ihro Excellenz nicht bange ſeyn!〟 Er trat hierauf auf das Hinterverdeck meines Schiffes, ſo daß ſein eines Naſenloch nach der tuͤr- kiſchen Flotte, das andere aber auf un- ſere Segel gerichtet war, und blies eine ſo hinlaͤngliche Portion Wind, daß die Flotte an Maſten, Segel- und Tauwerk gar uͤbel zugerichtet, nicht nur bis in den Hafen zuruͤckgetrieben, ſondern auch mein G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/124
Zitationshilfe: [Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/124>, abgerufen am 02.05.2024.