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[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786.

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einer Entfernung weniger Meilen von
eben der Stelle, todt auf dem Wasser
schwimmen, und er maß ungelogen der
Länge nach wenigstens eine halbe Meile.
Da wir nun von einem so ungeheuern
Thiere nur wenig an Bord nehmen
konnten, so setzten wir unsere Boote
aus, schnitten ihm mit großer Mühe
den Kopf ab, und fanden zu unserer
großen Freude nicht nur unsern Anker,
sondern auch über vierzig Klafter Tau,
welches auf der linken Seite seines Ra-
chens in einem hohlen Zahne steckte.
Dieß war der einzige besondere Umstand,
der sich auf dieser Reise zutrug. Doch
halt! Eine Fatalität hätte ich beynahe
vergessen. Als nehmlich das erste Mal
der Wallfisch mit dem Schiffe davon
schwamm, so bekam das Schiff einen
Leck und das Wasser drang so heftig
herein, daß alle unsere Pumpen uns
keine halbe Stunde vor dem Sinken
hätten bewahren können. Zum guten
Glücke entdeckte ich das Unheil zuerst.

Es
E 3

einer Entfernung weniger Meilen von
eben der Stelle, todt auf dem Waſſer
ſchwimmen, und er maß ungelogen der
Laͤnge nach wenigſtens eine halbe Meile.
Da wir nun von einem ſo ungeheuern
Thiere nur wenig an Bord nehmen
konnten, ſo ſetzten wir unſere Boote
aus, ſchnitten ihm mit großer Muͤhe
den Kopf ab, und fanden zu unſerer
großen Freude nicht nur unſern Anker,
ſondern auch uͤber vierzig Klafter Tau,
welches auf der linken Seite ſeines Ra-
chens in einem hohlen Zahne ſteckte.
Dieß war der einzige beſondere Umſtand,
der ſich auf dieſer Reiſe zutrug. Doch
halt! Eine Fatalitaͤt haͤtte ich beynahe
vergeſſen. Als nehmlich das erſte Mal
der Wallfiſch mit dem Schiffe davon
ſchwamm, ſo bekam das Schiff einen
Leck und das Waſſer drang ſo heftig
herein, daß alle unſere Pumpen uns
keine halbe Stunde vor dem Sinken
haͤtten bewahren koͤnnen. Zum guten
Gluͤcke entdeckte ich das Unheil zuerſt.

Es
E 3
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[69/0088] einer Entfernung weniger Meilen von eben der Stelle, todt auf dem Waſſer ſchwimmen, und er maß ungelogen der Laͤnge nach wenigſtens eine halbe Meile. Da wir nun von einem ſo ungeheuern Thiere nur wenig an Bord nehmen konnten, ſo ſetzten wir unſere Boote aus, ſchnitten ihm mit großer Muͤhe den Kopf ab, und fanden zu unſerer großen Freude nicht nur unſern Anker, ſondern auch uͤber vierzig Klafter Tau, welches auf der linken Seite ſeines Ra- chens in einem hohlen Zahne ſteckte. Dieß war der einzige beſondere Umſtand, der ſich auf dieſer Reiſe zutrug. Doch halt! Eine Fatalitaͤt haͤtte ich beynahe vergeſſen. Als nehmlich das erſte Mal der Wallfiſch mit dem Schiffe davon ſchwamm, ſo bekam das Schiff einen Leck und das Waſſer drang ſo heftig herein, daß alle unſere Pumpen uns keine halbe Stunde vor dem Sinken haͤtten bewahren koͤnnen. Zum guten Gluͤcke entdeckte ich das Unheil zuerſt. Es E 3

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Zitationshilfe: [Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/88>, abgerufen am 27.04.2024.