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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

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1. Buch. Vom Gelde.
z. E. alle Zahlungen auf und von Rußland durch
Holländische Wechsel, ohne was jezt durch Londoner
Wechsel gut gemacht wird, seitdem London einen
directen Curs auf Rußland in Gang gesezt hat. Eben
das tuht Hamburg fast ganz für Schweden und Hol-
land nimmt mindern Antheil daran, als ehemals.
Als nun in dem lezten Seekriege Schweden so viel
Geld von allen Nationen zog, stand der Curs zwischen
Hamburg und Schweden 6 pr. C. über Pari für
Schweden, da sonst alle Curse ungefähr eben so viel
über Pari für Hamburg standen. Damals möchte
der Halbwissende geschlossen haben: also steht Ham-
burg, und mit ihm Deutschland, in einer höchst nach-
teiligen Handelsbalanz mit Schweden. Das war
es aber nicht; sondern der Curs auf Schweden war
deswegen hoch, und wirklich gingen überdies noch
Millionen an Silber dorthin, weil Hamburg für so
viele Ausländer zu bezahlen hatte. Aber jede Schuld,
welche Hamburg für einen Franzosen, Engländer
oder Holländer an Schweden bezahlte, machte eine
Schuld von deren Seite entstehen, und veranlaßte
eine Tratte dahin, oder eine Rimesse daher, trug also
zur Erniedrigung der derseitigen Curse bei.

2) In dem Wechselhandel unserer Zeiten stellen
sich oft die Curse so, daß ein Vorteil entsteht, wenn
man, statt des directen Curses sich zu bedienen, über

1. Buch. Vom Gelde.
z. E. alle Zahlungen auf und von Rußland durch
Hollaͤndiſche Wechſel, ohne was jezt durch Londoner
Wechſel gut gemacht wird, ſeitdem London einen
directen Curs auf Rußland in Gang geſezt hat. Eben
das tuht Hamburg faſt ganz fuͤr Schweden und Hol-
land nimmt mindern Antheil daran, als ehemals.
Als nun in dem lezten Seekriege Schweden ſo viel
Geld von allen Nationen zog, ſtand der Curs zwiſchen
Hamburg und Schweden 6 pr. C. uͤber Pari fuͤr
Schweden, da ſonſt alle Curſe ungefaͤhr eben ſo viel
uͤber Pari fuͤr Hamburg ſtanden. Damals moͤchte
der Halbwiſſende geſchloſſen haben: alſo ſteht Ham-
burg, und mit ihm Deutſchland, in einer hoͤchſt nach-
teiligen Handelsbalanz mit Schweden. Das war
es aber nicht; ſondern der Curs auf Schweden war
deswegen hoch, und wirklich gingen uͤberdies noch
Millionen an Silber dorthin, weil Hamburg fuͤr ſo
viele Auslaͤnder zu bezahlen hatte. Aber jede Schuld,
welche Hamburg fuͤr einen Franzoſen, Englaͤnder
oder Hollaͤnder an Schweden bezahlte, machte eine
Schuld von deren Seite entſtehen, und veranlaßte
eine Tratte dahin, oder eine Rimeſſe daher, trug alſo
zur Erniedrigung der derſeitigen Curſe bei.

2) In dem Wechſelhandel unſerer Zeiten ſtellen
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[96/0118] 1. Buch. Vom Gelde. z. E. alle Zahlungen auf und von Rußland durch Hollaͤndiſche Wechſel, ohne was jezt durch Londoner Wechſel gut gemacht wird, ſeitdem London einen directen Curs auf Rußland in Gang geſezt hat. Eben das tuht Hamburg faſt ganz fuͤr Schweden und Hol- land nimmt mindern Antheil daran, als ehemals. Als nun in dem lezten Seekriege Schweden ſo viel Geld von allen Nationen zog, ſtand der Curs zwiſchen Hamburg und Schweden 6 pr. C. uͤber Pari fuͤr Schweden, da ſonſt alle Curſe ungefaͤhr eben ſo viel uͤber Pari fuͤr Hamburg ſtanden. Damals moͤchte der Halbwiſſende geſchloſſen haben: alſo ſteht Ham- burg, und mit ihm Deutſchland, in einer hoͤchſt nach- teiligen Handelsbalanz mit Schweden. Das war es aber nicht; ſondern der Curs auf Schweden war deswegen hoch, und wirklich gingen uͤberdies noch Millionen an Silber dorthin, weil Hamburg fuͤr ſo viele Auslaͤnder zu bezahlen hatte. Aber jede Schuld, welche Hamburg fuͤr einen Franzoſen, Englaͤnder oder Hollaͤnder an Schweden bezahlte, machte eine Schuld von deren Seite entſtehen, und veranlaßte eine Tratte dahin, oder eine Rimeſſe daher, trug alſo zur Erniedrigung der derſeitigen Curſe bei. 2) In dem Wechſelhandel unſerer Zeiten ſtellen ſich oft die Curſe ſo, daß ein Vorteil entſteht, wenn man, ſtatt des directen Curſes ſich zu bedienen, uͤber

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Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/118>, abgerufen am 29.04.2024.