Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. I. Von den Waaren überhaupt.
ren sein nicht kleines Vermögen dabei verlor, blos
weil er die Wolle nicht zu sortiren verstand, bevor er
sie an die Manufacturisten in Frankreich versandte,
welche solcher Wolle bedurften.

Das Holz ist ein sehr rohes Produkt, und es be-
deutet nicht viel mit der Vorarbeit, welche daran in
den Waldungen geschieht, um ganze Stämme an
den Fluß zu verführen, auf welchem sie fortgeflößt
werden. Aber das Spalten derselben in Stabholz
erfodert schon eine Kunst und Handgriffe, zu deren
Anwendung man geübte Leute haben muß. Blos
in deren Ermangelung wird mancher Gutsbesizzer
sein Holz nicht mit dem gehofften Gewinn verkaufen
können, sondern sich einem Holzhändler in die Hände
geben müssen, welcher die Leute dazu zu schaffen
weiß. Mit der Vorarbeit an dem Schiffsbauholze
hat es noch mehr zu bedeuten. Als vor dreissig
Jahren der Holzhandel auf der Elbe noch nicht vom
König Friederich den Oberländischen Staaten abge-
schnitten war, suchten einige Böhmische von Adel im
Saazer Kreise das schöne Holz ihrer Waldungen
durch Verkauf desselben in Hamburg sich einträglich
zu machen. Sie hatten, um die Krummstükke für
den Schiffsbau zuzuhauen, Leute vom Rhein her
verschrieben, welche den Hölzern die Form gaben,
in welcher sie für die rundbodemigten Schiffe der Hol-

J 2

Cap. I. Von den Waaren uͤberhaupt.
ren ſein nicht kleines Vermoͤgen dabei verlor, blos
weil er die Wolle nicht zu ſortiren verſtand, bevor er
ſie an die Manufacturiſten in Frankreich verſandte,
welche ſolcher Wolle bedurften.

Das Holz iſt ein ſehr rohes Produkt, und es be-
deutet nicht viel mit der Vorarbeit, welche daran in
den Waldungen geſchieht, um ganze Staͤmme an
den Fluß zu verfuͤhren, auf welchem ſie fortgefloͤßt
werden. Aber das Spalten derſelben in Stabholz
erfodert ſchon eine Kunſt und Handgriffe, zu deren
Anwendung man geuͤbte Leute haben muß. Blos
in deren Ermangelung wird mancher Gutsbeſizzer
ſein Holz nicht mit dem gehofften Gewinn verkaufen
koͤnnen, ſondern ſich einem Holzhaͤndler in die Haͤnde
geben muͤſſen, welcher die Leute dazu zu ſchaffen
weiß. Mit der Vorarbeit an dem Schiffsbauholze
hat es noch mehr zu bedeuten. Als vor dreiſſig
Jahren der Holzhandel auf der Elbe noch nicht vom
Koͤnig Friederich den Oberlaͤndiſchen Staaten abge-
ſchnitten war, ſuchten einige Boͤhmiſche von Adel im
Saazer Kreiſe das ſchoͤne Holz ihrer Waldungen
durch Verkauf deſſelben in Hamburg ſich eintraͤglich
zu machen. Sie hatten, um die Krummſtuͤkke fuͤr
den Schiffsbau zuzuhauen, Leute vom Rhein her
verſchrieben, welche den Hoͤlzern die Form gaben,
in welcher ſie fuͤr die rundbodemigten Schiffe der Hol-

J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0153" n="131"/><fw place="top" type="header">Cap. <hi rendition="#aq">I.</hi> Von den Waaren u&#x0364;berhaupt.</fw><lb/>
ren &#x017F;ein nicht kleines Vermo&#x0364;gen dabei verlor, blos<lb/>
weil er die Wolle nicht zu &#x017F;ortiren ver&#x017F;tand, bevor er<lb/>
&#x017F;ie an die Manufacturi&#x017F;ten in Frankreich ver&#x017F;andte,<lb/>
welche &#x017F;olcher Wolle bedurften.</p><lb/>
                <p>Das Holz i&#x017F;t ein &#x017F;ehr rohes Produkt, und es be-<lb/>
deutet nicht viel mit der Vorarbeit, welche daran in<lb/>
den Waldungen ge&#x017F;chieht, um ganze Sta&#x0364;mme an<lb/>
den Fluß zu verfu&#x0364;hren, auf welchem &#x017F;ie fortgeflo&#x0364;ßt<lb/>
werden. Aber das Spalten der&#x017F;elben in Stabholz<lb/>
erfodert &#x017F;chon eine Kun&#x017F;t und Handgriffe, zu deren<lb/>
Anwendung man geu&#x0364;bte Leute haben muß. Blos<lb/>
in deren Ermangelung wird mancher Gutsbe&#x017F;izzer<lb/>
&#x017F;ein Holz nicht mit dem gehofften Gewinn verkaufen<lb/>
ko&#x0364;nnen, &#x017F;ondern &#x017F;ich einem Holzha&#x0364;ndler in die Ha&#x0364;nde<lb/>
geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welcher die Leute dazu zu &#x017F;chaffen<lb/>
weiß. Mit der Vorarbeit an dem Schiffsbauholze<lb/>
hat es noch mehr zu bedeuten. Als vor drei&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
Jahren der Holzhandel auf der Elbe noch nicht vom<lb/>
Ko&#x0364;nig Friederich den Oberla&#x0364;ndi&#x017F;chen Staaten abge-<lb/>
&#x017F;chnitten war, &#x017F;uchten einige Bo&#x0364;hmi&#x017F;che von Adel im<lb/>
Saazer Krei&#x017F;e das &#x017F;cho&#x0364;ne Holz ihrer Waldungen<lb/>
durch Verkauf de&#x017F;&#x017F;elben in Hamburg &#x017F;ich eintra&#x0364;glich<lb/>
zu machen. Sie hatten, um die Krumm&#x017F;tu&#x0364;kke fu&#x0364;r<lb/>
den Schiffsbau zuzuhauen, Leute vom Rhein her<lb/>
ver&#x017F;chrieben, welche den Ho&#x0364;lzern die Form gaben,<lb/>
in welcher &#x017F;ie fu&#x0364;r die rundbodemigten Schiffe der Hol-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0153] Cap. I. Von den Waaren uͤberhaupt. ren ſein nicht kleines Vermoͤgen dabei verlor, blos weil er die Wolle nicht zu ſortiren verſtand, bevor er ſie an die Manufacturiſten in Frankreich verſandte, welche ſolcher Wolle bedurften. Das Holz iſt ein ſehr rohes Produkt, und es be- deutet nicht viel mit der Vorarbeit, welche daran in den Waldungen geſchieht, um ganze Staͤmme an den Fluß zu verfuͤhren, auf welchem ſie fortgefloͤßt werden. Aber das Spalten derſelben in Stabholz erfodert ſchon eine Kunſt und Handgriffe, zu deren Anwendung man geuͤbte Leute haben muß. Blos in deren Ermangelung wird mancher Gutsbeſizzer ſein Holz nicht mit dem gehofften Gewinn verkaufen koͤnnen, ſondern ſich einem Holzhaͤndler in die Haͤnde geben muͤſſen, welcher die Leute dazu zu ſchaffen weiß. Mit der Vorarbeit an dem Schiffsbauholze hat es noch mehr zu bedeuten. Als vor dreiſſig Jahren der Holzhandel auf der Elbe noch nicht vom Koͤnig Friederich den Oberlaͤndiſchen Staaten abge- ſchnitten war, ſuchten einige Boͤhmiſche von Adel im Saazer Kreiſe das ſchoͤne Holz ihrer Waldungen durch Verkauf deſſelben in Hamburg ſich eintraͤglich zu machen. Sie hatten, um die Krummſtuͤkke fuͤr den Schiffsbau zuzuhauen, Leute vom Rhein her verſchrieben, welche den Hoͤlzern die Form gaben, in welcher ſie fuͤr die rundbodemigten Schiffe der Hol- J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/153
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/153>, abgerufen am 27.04.2024.