Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Buch. Vom Gelde.
Gewöhnlich läßt sich der Gläubiger dies Recht auf
liegende Gründe anweisen.

In den meisten Landesgesezzen wird hier dem
Gläubiger, welcher die älteste Schuld hat, das erste
Recht gegeben, welches man die Priorität nennt.
Die Stadt- oder Land-Schuld- und Rentebücher zeich-
nen diese Ordnung der Schulden sorgfältig an. In
Ländern, wo diese fehlen, ist der hypothekarische
Credit sehr schwach und unsicher. Doch wird auch
bei uns ein hypothekarischer Gläubiger genannt, der
dem andern auf Handschrift vorschiesset, in welcher
derselbe sich sub hypotheca bonorum verschreibt.

Zweitens: der persönliche Credit, da man
einem Manne Geld leihet, sich in Geldgeschäfte mit
ihm einläßt, Handel schließt, Waaren creditirt und
dergleichen, in der Meinung, die man von ihm hat,
daß er durch seinen Fleis, Geschicklichkeit und den
Gewinn aus seinen Geschäften sich immer im Stande
befinden, und auch den redlichen Willen haben werde,
seine Schuld zu rechter Zeit abzutragen. Bei baaren
Vorschüssen werden, wie bei jedem Credit, Zinsen aus-
gemacht; in andern Fällen aber muß der Vorteil aus
dem Geschäfte selbst entstehen, wiewol der Kaufmann
jedesmal die Zinsen für den erlaubten Verzug der
Bezahlung mit in den Preis schlägt. Doch ist bei

1. Buch. Vom Gelde.
Gewoͤhnlich laͤßt ſich der Glaͤubiger dies Recht auf
liegende Gruͤnde anweiſen.

In den meiſten Landesgeſezzen wird hier dem
Glaͤubiger, welcher die aͤlteſte Schuld hat, das erſte
Recht gegeben, welches man die Prioritaͤt nennt.
Die Stadt- oder Land-Schuld- und Rentebuͤcher zeich-
nen dieſe Ordnung der Schulden ſorgfaͤltig an. In
Laͤndern, wo dieſe fehlen, iſt der hypothekariſche
Credit ſehr ſchwach und unſicher. Doch wird auch
bei uns ein hypothekariſcher Glaͤubiger genannt, der
dem andern auf Handſchrift vorſchieſſet, in welcher
derſelbe ſich ſub hypotheca bonorum verſchreibt.

Zweitens: der perſoͤnliche Credit, da man
einem Manne Geld leihet, ſich in Geldgeſchaͤfte mit
ihm einlaͤßt, Handel ſchließt, Waaren creditirt und
dergleichen, in der Meinung, die man von ihm hat,
daß er durch ſeinen Fleis, Geſchicklichkeit und den
Gewinn aus ſeinen Geſchaͤften ſich immer im Stande
befinden, und auch den redlichen Willen haben werde,
ſeine Schuld zu rechter Zeit abzutragen. Bei baaren
Vorſchuͤſſen werden, wie bei jedem Credit, Zinſen aus-
gemacht; in andern Faͤllen aber muß der Vorteil aus
dem Geſchaͤfte ſelbſt entſtehen, wiewol der Kaufmann
jedesmal die Zinſen fuͤr den erlaubten Verzug der
Bezahlung mit in den Preis ſchlaͤgt. Doch iſt bei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0056" n="34"/><fw place="top" type="header">1. Buch. Vom Gelde.</fw><lb/>
Gewo&#x0364;hnlich la&#x0364;ßt &#x017F;ich der Gla&#x0364;ubiger dies Recht auf<lb/>
liegende Gru&#x0364;nde anwei&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>In den mei&#x017F;ten Landesge&#x017F;ezzen wird hier dem<lb/>
Gla&#x0364;ubiger, welcher die a&#x0364;lte&#x017F;te Schuld hat, das er&#x017F;te<lb/>
Recht gegeben, welches man die Priorita&#x0364;t nennt.<lb/>
Die Stadt- oder Land-Schuld- und Rentebu&#x0364;cher zeich-<lb/>
nen die&#x017F;e Ordnung der Schulden &#x017F;orgfa&#x0364;ltig an. In<lb/>
La&#x0364;ndern, wo die&#x017F;e fehlen, i&#x017F;t der hypothekari&#x017F;che<lb/>
Credit &#x017F;ehr &#x017F;chwach und un&#x017F;icher. Doch wird auch<lb/>
bei uns ein hypothekari&#x017F;cher Gla&#x0364;ubiger genannt, der<lb/>
dem andern auf Hand&#x017F;chrift vor&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;et, in welcher<lb/>
der&#x017F;elbe &#x017F;ich <hi rendition="#aq">&#x017F;ub hypotheca bonorum</hi> ver&#x017F;chreibt.</p><lb/>
                <p>Zweitens: der <hi rendition="#g">per&#x017F;o&#x0364;nliche Credit</hi>, da man<lb/>
einem Manne Geld leihet, &#x017F;ich in Geldge&#x017F;cha&#x0364;fte mit<lb/>
ihm einla&#x0364;ßt, Handel &#x017F;chließt, Waaren creditirt und<lb/>
dergleichen, in der Meinung, die man von ihm hat,<lb/>
daß er durch &#x017F;einen Fleis, Ge&#x017F;chicklichkeit und den<lb/>
Gewinn aus &#x017F;einen Ge&#x017F;cha&#x0364;ften &#x017F;ich immer im Stande<lb/>
befinden, und auch den redlichen Willen haben werde,<lb/>
&#x017F;eine Schuld zu rechter Zeit abzutragen. Bei baaren<lb/>
Vor&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en werden, wie bei jedem Credit, Zin&#x017F;en aus-<lb/>
gemacht; in andern Fa&#x0364;llen aber muß der Vorteil aus<lb/>
dem Ge&#x017F;cha&#x0364;fte &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;tehen, wiewol der Kaufmann<lb/>
jedesmal die Zin&#x017F;en fu&#x0364;r den erlaubten Verzug der<lb/>
Bezahlung mit in den Preis &#x017F;chla&#x0364;gt. Doch i&#x017F;t bei<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0056] 1. Buch. Vom Gelde. Gewoͤhnlich laͤßt ſich der Glaͤubiger dies Recht auf liegende Gruͤnde anweiſen. In den meiſten Landesgeſezzen wird hier dem Glaͤubiger, welcher die aͤlteſte Schuld hat, das erſte Recht gegeben, welches man die Prioritaͤt nennt. Die Stadt- oder Land-Schuld- und Rentebuͤcher zeich- nen dieſe Ordnung der Schulden ſorgfaͤltig an. In Laͤndern, wo dieſe fehlen, iſt der hypothekariſche Credit ſehr ſchwach und unſicher. Doch wird auch bei uns ein hypothekariſcher Glaͤubiger genannt, der dem andern auf Handſchrift vorſchieſſet, in welcher derſelbe ſich ſub hypotheca bonorum verſchreibt. Zweitens: der perſoͤnliche Credit, da man einem Manne Geld leihet, ſich in Geldgeſchaͤfte mit ihm einlaͤßt, Handel ſchließt, Waaren creditirt und dergleichen, in der Meinung, die man von ihm hat, daß er durch ſeinen Fleis, Geſchicklichkeit und den Gewinn aus ſeinen Geſchaͤften ſich immer im Stande befinden, und auch den redlichen Willen haben werde, ſeine Schuld zu rechter Zeit abzutragen. Bei baaren Vorſchuͤſſen werden, wie bei jedem Credit, Zinſen aus- gemacht; in andern Faͤllen aber muß der Vorteil aus dem Geſchaͤfte ſelbſt entſtehen, wiewol der Kaufmann jedesmal die Zinſen fuͤr den erlaubten Verzug der Bezahlung mit in den Preis ſchlaͤgt. Doch iſt bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/56
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/56>, abgerufen am 29.04.2024.