Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 2. In Ansehung des Productenhandels.
einen Ersaz dieses Mangels dadurch gewinnt. Allein,
nichts ist schädlicher, als wenn ein Volk sich damit
allein schon glüklich genug dünkt, daß es mit diesen
Metallen seine Bedürfnisse einhandeln kann und die
Arbeit unterläßt, durch welche es diese sich erwerben
sollte. Dies ist das grosse Unglük Spaniens ge-
worden, welches, als es zuerst die Antillen entdekt
hatte, und nun kein Gold mehr auf Hispaniola fand,
in den rechten Weg Plantagen dort anzulegen hin-
eingerieht; als es aber Mexico und nachher Peru
erobert hatte, und diese so reich an edlen Metallen
fand, sah es blos auf diese. Die in den Antillen
angesezten Colonisten verliessen dieselben, um dort
hinüber zu gehen, und die Könige selbst vergassen
nun alle Sorgen für den innern Wolstand des Lan-
des, als sie sich so reich an edlen Metallen sahen.
Lange verfuhren sie hier, wie sie schon auf Hispaniola
getahn hatten, gleich dem Besizer der Henne in der
Fabel, die ihm täglich ein goldnes Ei legte. Sie
vertilgten die Einwohner des Landes, und machten
die Gewinnung der diesen Ländern eigentühmlichen
Producten auf lange Zeit hinaus so gut wie un-
möglich, da zu gleicher Zeit die Auswanderung aus
dem Mutterlande nach jenen Gegenden hin den
Erwerb der einheimischen Producten fortdauernd
minderte.

2ter Teil. N

C. 2. In Anſehung des Productenhandels.
einen Erſaz dieſes Mangels dadurch gewinnt. Allein,
nichts iſt ſchaͤdlicher, als wenn ein Volk ſich damit
allein ſchon gluͤklich genug duͤnkt, daß es mit dieſen
Metallen ſeine Beduͤrfniſſe einhandeln kann und die
Arbeit unterlaͤßt, durch welche es dieſe ſich erwerben
ſollte. Dies iſt das groſſe Ungluͤk Spaniens ge-
worden, welches, als es zuerſt die Antillen entdekt
hatte, und nun kein Gold mehr auf Hiſpaniola fand,
in den rechten Weg Plantagen dort anzulegen hin-
eingerieht; als es aber Mexico und nachher Peru
erobert hatte, und dieſe ſo reich an edlen Metallen
fand, ſah es blos auf dieſe. Die in den Antillen
angeſezten Coloniſten verlieſſen dieſelben, um dort
hinuͤber zu gehen, und die Koͤnige ſelbſt vergaſſen
nun alle Sorgen fuͤr den innern Wolſtand des Lan-
des, als ſie ſich ſo reich an edlen Metallen ſahen.
Lange verfuhren ſie hier, wie ſie ſchon auf Hiſpaniola
getahn hatten, gleich dem Beſizer der Henne in der
Fabel, die ihm taͤglich ein goldnes Ei legte. Sie
vertilgten die Einwohner des Landes, und machten
die Gewinnung der dieſen Laͤndern eigentuͤhmlichen
Producten auf lange Zeit hinaus ſo gut wie un-
moͤglich, da zu gleicher Zeit die Auswanderung aus
dem Mutterlande nach jenen Gegenden hin den
Erwerb der einheimiſchen Producten fortdauernd
minderte.

2ter Teil. N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0201" n="193"/><fw place="top" type="header">C. 2. In An&#x017F;ehung des Productenhandels.</fw><lb/>
einen Er&#x017F;az die&#x017F;es Mangels dadurch gewinnt. Allein,<lb/>
nichts i&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;dlicher, als wenn ein Volk &#x017F;ich damit<lb/>
allein &#x017F;chon glu&#x0364;klich genug du&#x0364;nkt, daß es mit die&#x017F;en<lb/>
Metallen &#x017F;eine Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e einhandeln kann und die<lb/>
Arbeit unterla&#x0364;ßt, durch welche es die&#x017F;e &#x017F;ich erwerben<lb/>
&#x017F;ollte. Dies i&#x017F;t das gro&#x017F;&#x017F;e Unglu&#x0364;k Spaniens ge-<lb/>
worden, welches, als es zuer&#x017F;t die Antillen entdekt<lb/>
hatte, und nun kein Gold mehr auf Hi&#x017F;paniola fand,<lb/>
in den rechten Weg Plantagen dort anzulegen hin-<lb/>
eingerieht; als es aber Mexico und nachher Peru<lb/>
erobert hatte, und die&#x017F;e &#x017F;o reich an edlen Metallen<lb/>
fand, &#x017F;ah es blos auf die&#x017F;e. Die in den Antillen<lb/>
ange&#x017F;ezten Coloni&#x017F;ten verlie&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben, um dort<lb/>
hinu&#x0364;ber zu gehen, und die Ko&#x0364;nige &#x017F;elb&#x017F;t verga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nun alle Sorgen fu&#x0364;r den innern Wol&#x017F;tand des Lan-<lb/>
des, als &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;o reich an edlen Metallen &#x017F;ahen.<lb/>
Lange verfuhren &#x017F;ie hier, wie &#x017F;ie &#x017F;chon auf Hi&#x017F;paniola<lb/>
getahn hatten, gleich dem Be&#x017F;izer der Henne in der<lb/>
Fabel, die ihm ta&#x0364;glich ein goldnes Ei legte. Sie<lb/>
vertilgten die Einwohner des Landes, und machten<lb/>
die Gewinnung der die&#x017F;en La&#x0364;ndern eigentu&#x0364;hmlichen<lb/>
Producten auf lange Zeit hinaus &#x017F;o gut wie un-<lb/>
mo&#x0364;glich, da zu gleicher Zeit die Auswanderung aus<lb/>
dem Mutterlande nach jenen Gegenden hin den<lb/>
Erwerb der einheimi&#x017F;chen Producten fortdauernd<lb/>
minderte.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">2ter Teil.</hi> N</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0201] C. 2. In Anſehung des Productenhandels. einen Erſaz dieſes Mangels dadurch gewinnt. Allein, nichts iſt ſchaͤdlicher, als wenn ein Volk ſich damit allein ſchon gluͤklich genug duͤnkt, daß es mit dieſen Metallen ſeine Beduͤrfniſſe einhandeln kann und die Arbeit unterlaͤßt, durch welche es dieſe ſich erwerben ſollte. Dies iſt das groſſe Ungluͤk Spaniens ge- worden, welches, als es zuerſt die Antillen entdekt hatte, und nun kein Gold mehr auf Hiſpaniola fand, in den rechten Weg Plantagen dort anzulegen hin- eingerieht; als es aber Mexico und nachher Peru erobert hatte, und dieſe ſo reich an edlen Metallen fand, ſah es blos auf dieſe. Die in den Antillen angeſezten Coloniſten verlieſſen dieſelben, um dort hinuͤber zu gehen, und die Koͤnige ſelbſt vergaſſen nun alle Sorgen fuͤr den innern Wolſtand des Lan- des, als ſie ſich ſo reich an edlen Metallen ſahen. Lange verfuhren ſie hier, wie ſie ſchon auf Hiſpaniola getahn hatten, gleich dem Beſizer der Henne in der Fabel, die ihm taͤglich ein goldnes Ei legte. Sie vertilgten die Einwohner des Landes, und machten die Gewinnung der dieſen Laͤndern eigentuͤhmlichen Producten auf lange Zeit hinaus ſo gut wie un- moͤglich, da zu gleicher Zeit die Auswanderung aus dem Mutterlande nach jenen Gegenden hin den Erwerb der einheimiſchen Producten fortdauernd minderte. 2ter Teil. N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/201
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/201>, abgerufen am 04.05.2024.