Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.Die Fünfftzehende Also ermant auch das volck sich selber vnd sprach / wir wöllend vnser erschrocken volck widerumb trösten vnd stercken / das wir mannlich streitind für vnsere religion glauben vnd gsatzt. Hie kan aber mit grund niemand sagen / das dises stuck vnd werck deß gsatzts sygind / die vns / die wir inn der kirchen Christi sind / nichts angangind / Dann Paulus do er inn der Epistel zun Hebr. am xj. cap. vom Christlichen glauben redt / da spricht er / Dise habend durch den glauben die küngreich eroberet / die gerächtigkeit gwürcket / sind starck worden im streit / habend verjagt die heerläger der frömbden. Dieweil vnnd wir nun auch mit jnen ein glauben habend / so gebürt es sich auch vns so es die notturfft vnd gerechtigkeit erforderet / dz wir vnser vatterland / vnsere religion / weib vnd kind / töchtern vnd alt leüt / vnser guot vnd freyheit mit dem krieg vnd mit der hand schirmind. Vnd sind alle die vntreüw vnd nit redlich am vatterland / vnd sündend wider diß gegenwirtig gebott / welche jr vatterland so das mit krieg angefochten wirt / vnder dem fürwenden vnd schein deß glaubens verlassend / vnd es nitt helffend retten vor frömbden Nationen vnd fyenden / vnd jr leben für das vatterland in kein gfar setzen wöllend. S. Johanns spricht662 / daran habend wir erkennt die liebe / das er sein leben für vns gelassen hat / vnd darumb söllend auch wir das leben für die brüder lassen. Die verruochten kriegßleüt / die allein von gälts wegen kriegend / vnd auch den vngerechten kriegen nachziehend / vnd jr leib vnd leben vmb gelt feyl tragend / die werdend sölliche leüt / die also jr vatterland verlassend / richten vnd vrteylen. Dann die selben setzend jr leben dar / allein von wenig gelts wegen / da aber die plüttling vnnd kunckelspinneren kein gfar leiden wöllend zuo guotem vnd schutz der religion / der Oberkeit / auch jr weiben kinden vnd güteren. Was wöllend sölliche verlasser deß vatterlands antworten an jhenem tag / so Gott widergälten wirt eim yeden / wie er sich gegen seim vatterland tragen / da sie sehen werdend dz die Heyden sie weit in tugenden überträffen werdend. 663 Curtius ein edler junger man zuo Rom / sprangt in ein tieffe gruob zuo Rom / die am marckt eingefallen was / damit er mit seinem freywilligen tod dem vatterland hulffe. Also habend beyde Decij / der vatter vnd der sun / jr leben dargestreckt für den wolstand deß gemeynen Regiments / habend sich mitt grosser dapfferkeyt erschlahen lassen / allein auß liebe deß vatterlands. Also Codrus der fromm künig zuo Athen / als der auß der antwort Apollinis deß abgotts verstanden hat / das Athen sein vatterland nit möchte erhalten werden / dann durch sein deß Künigs tod / vnd die fyend deßhalb ein gebott hattend lassen außgon / das jn niemand verwunden sölte / do zoch er sein künigkliche zierd auß / vnd legt gemeyne kleider an / vnd fiel also inn die fyend / vnd reitzt einen selbs an / das er jn erschlüge. Also die Phileni / so gebrüder warend / woltend lieber das jr vatterland groß vnd weits gebiet hette / dann sie langs leben / vnd liessend sich deßhalb lebendig vergraben. Das habend alles Heyden thon / Vnd was thuond wir zuo guotem vnd zuo erhaltung deß vatterlands? Hierocles spricht / Das vatterland ist gleich als ein anderer Gott / vnd als der erst vnd oberst vatter / darumb der jm den nammen in latin geben hat Patria, der hats nitt on grosse vrsach also genennt. Dann dieweil Pater ein vatter heißt / so hat ers vom vatter har genennt Patriam, das ist vatterland. Vnd damit er aber auch die muoter darein brächte / so hat ers in foeminina terminatione pronunciert vnd genennt Patriam welcher namm also als vil als von vatter vnd muotter zuosammen gesetzt ist. Mitt diser rechnung zeigt er an / das daß vatterland gleich als vil söll geehret vnd geliebet werden / als beide elteren / vnd erhebt die ehr deß vatterlands so hoch / das er nit wil das beide elteren vatter vnnd muotter höher gehalten werdind dann das vatterland / sonder zuo gleich werdind verehret. Zuo der ehr aber vnnd der liebe die wir dem vatterland schuldig sind / gehört 662 1.Joan.3. 663 Exempel der liebe deß
vatterlands.
Die Fünfftzehende Also ermant auch das volck sich selber vnd sprach / wir woͤllend vnser erschrocken volck widerumb troͤsten vnd stercken / das wir mannlich streitind für vnsere religion glauben vnd gsatzt. Hie kan aber mit grund niemand sagen / das dises stuck vnd werck deß gsatzts sygind / die vns / die wir inn der kirchen Christi sind / nichts angangind / Dann Paulus do er inn der Epistel zun Hebr. am xj. cap. vom Christlichen glauben redt / da spricht er / Dise habend durch den glauben die küngreich eroberet / die geraͤchtigkeit gwürcket / sind starck worden im streit / habend verjagt die heerlaͤger der froͤmbden. Dieweil vnnd wir nun auch mit jnen ein glauben habend / so gebürt es sich auch vns so es die notturfft vnd gerechtigkeit erforderet / dz wir vnser vatterland / vnsere religion / weib vnd kind / toͤchtern vnd alt leüt / vnser guͦt vnd freyheit mit dem krieg vnd mit der hand schirmind. Vnd sind alle die vntreüw vnd nit redlich am vatterland / vnd sündend wider diß gegenwirtig gebott / welche jr vatterland so das mit krieg angefochten wirt / vnder dem fürwenden vnd schein deß glaubens verlassend / vnd es nitt helffend retten vor froͤmbden Nationen vnd fyenden / vnd jr leben für das vatterland in kein gfar setzen woͤllend. S. Johanns spricht662 / daran habend wir erkennt die liebe / das er sein leben für vns gelassen hat / vnd darumb soͤllend auch wir das leben für die bruͤder lassen. Die verruͦchten kriegßleüt / die allein von gaͤlts wegen kriegend / vnd auch den vngerechten kriegen nachziehend / vnd jr leib vnd leben vmb gelt feyl tragend / die werdend soͤlliche leüt / die also jr vatterland verlassend / richten vnd vrteylen. Dann die selben setzend jr leben dar / allein von wenig gelts wegen / da aber die plüttling vnnd kunckelspinneren kein gfar leiden woͤllend zuͦ guͦtem vnd schutz der religion / der Oberkeit / auch jr weiben kinden vnd guͤteren. Was woͤllend soͤlliche verlasser deß vatterlands antworten an jhenem tag / so Gott widergaͤlten wirt eim yeden / wie er sich gegen seim vatterland tragen / da sie sehen werdend dz die Heyden sie weit in tugenden übertraͤffen werdend. 663 Curtius ein edler junger man zuͦ Rom / sprangt in ein tieffe gruͦb zuͦ Rom / die am marckt eingefallen was / damit er mit seinem freywilligen tod dem vatterland hulffe. Also habend beyde Decij / der vatter vnd der sun / jr leben dargestreckt für den wolstand deß gemeynen Regiments / habend sich mitt grosser dapfferkeyt erschlahen lassen / allein auß liebe deß vatterlands. Also Codrus der fromm künig zuͦ Athen / als der auß der antwort Apollinis deß abgotts verstanden hat / das Athen sein vatterland nit moͤchte erhalten werden / dann durch sein deß Künigs tod / vnd die fyend deßhalb ein gebott hattend lassen außgon / das jn niemand verwunden soͤlte / do zoch er sein künigkliche zierd auß / vnd legt gemeyne kleider an / vnd fiel also inn die fyend / vnd reitzt einen selbs an / das er jn erschluͤge. Also die Phileni / so gebruͤder warend / woltend lieber das jr vatterland groß vnd weits gebiet hette / dann sie langs leben / vnd liessend sich deßhalb lebendig vergraben. Das habend alles Heyden thon / Vnd was thuͦnd wir zuͦ guͦtem vnd zuͦ erhaltung deß vatterlands? Hierocles spricht / Das vatterland ist gleich als ein anderer Gott / vnd als der erst vnd oberst vatter / darumb der jm den nammen in latin geben hat Patria, der hats nitt on grosse vrsach also genennt. Dann dieweil Pater ein vatter heißt / so hat ers vom vatter har genennt Patriam, das ist vatterland. Vnd damit er aber auch die muͦter darein braͤchte / so hat ers in fœminina terminatione pronunciert vnd genennt Patriam welcher namm also als vil als von vatter vnd muͦtter zuͦsammen gesetzt ist. Mitt diser rechnung zeigt er an / das daß vatterland gleich als vil soͤll geehret vnd geliebet werden / als beide elteren / vnd erhebt die ehr deß vatterlands so hoch / das er nit wil das beide elteren vatter vnnd muͦtter hoͤher gehalten werdind dann das vatterland / sonder zuͦ gleich werdind verehret. Zuͦ der ehr aber vnnd der liebe die wir dem vatterland schuldig sind / gehoͤrt 662 1.Joan.3. 663 Exempel der liebe deß
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Die Fünfftzehende
Also ermant auch das volck sich selber vnd sprach / wir woͤllend vnser erschrocken volck widerumb troͤsten vnd stercken / das wir mannlich streitind für vnsere religion glauben vnd gsatzt. Hie kan aber mit grund niemand sagen / das dises stuck vnd werck deß gsatzts sygind / die vns / die wir inn der kirchen Christi sind / nichts angangind / Dann Paulus do er inn der Epistel zun Hebr. am xj. cap. vom Christlichen glauben redt / da spricht er / Dise habend durch den glauben die küngreich eroberet / die geraͤchtigkeit gwürcket / sind starck worden im streit / habend verjagt die heerlaͤger der froͤmbden. Dieweil vnnd wir nun auch mit jnen ein glauben habend / so gebürt es sich auch vns so es die notturfft vnd gerechtigkeit erforderet / dz wir vnser vatterland / vnsere religion / weib vnd kind / toͤchtern vnd alt leüt / vnser guͦt vnd freyheit mit dem krieg vnd mit der hand schirmind. Vnd sind alle die vntreüw vnd nit redlich am vatterland / vnd sündend wider diß gegenwirtig gebott / welche jr vatterland so das mit krieg angefochten wirt / vnder dem fürwenden vnd schein deß glaubens verlassend / vnd es nitt helffend retten vor froͤmbden Nationen vnd fyenden / vnd jr leben für das vatterland in kein gfar setzen woͤllend. S. Johanns spricht 662 / daran habend wir erkennt die liebe / das er sein leben für vns gelassen hat / vnd darumb soͤllend auch wir das leben für die bruͤder lassen. Die verruͦchten kriegßleüt / die allein von gaͤlts wegen kriegend / vnd auch den vngerechten kriegen nachziehend / vnd jr leib vnd leben vmb gelt feyl tragend / die werdend soͤlliche leüt / die also jr vatterland verlassend / richten vnd vrteylen. Dann die selben setzend jr leben dar / allein von wenig gelts wegen / da aber die plüttling vnnd kunckelspinneren kein gfar leiden woͤllend zuͦ guͦtem vnd schutz der religion / der Oberkeit / auch jr weiben kinden vnd guͤteren. Was woͤllend soͤlliche verlasser deß vatterlands antworten an jhenem tag / so Gott widergaͤlten wirt eim yeden / wie er sich gegen seim vatterland tragen / da sie sehen werdend dz die Heyden sie weit in tugenden übertraͤffen werdend.
663 Curtius ein edler junger man zuͦ Rom / sprangt in ein tieffe gruͦb zuͦ Rom / die am marckt eingefallen was / damit er mit seinem freywilligen tod dem vatterland hulffe. Also habend beyde Decij / der vatter vnd der sun / jr leben dargestreckt für den wolstand deß gemeynen Regiments / habend sich mitt grosser dapfferkeyt erschlahen lassen / allein auß liebe deß vatterlands. Also Codrus der fromm künig zuͦ Athen / als der auß der antwort Apollinis deß abgotts verstanden hat / das Athen sein vatterland nit moͤchte erhalten werden / dann durch sein deß Künigs tod / vnd die fyend deßhalb ein gebott hattend lassen außgon / das jn niemand verwunden soͤlte / do zoch er sein künigkliche zierd auß / vnd legt gemeyne kleider an / vnd fiel also inn die fyend / vnd reitzt einen selbs an / das er jn erschluͤge. Also die Phileni / so gebruͤder warend / woltend lieber das jr vatterland groß vnd weits gebiet hette / dann sie langs leben / vnd liessend sich deßhalb lebendig vergraben. Das habend alles Heyden thon / Vnd was thuͦnd wir zuͦ guͦtem vnd zuͦ erhaltung deß vatterlands? Hierocles spricht / Das vatterland ist gleich als ein anderer Gott / vnd als der erst vnd oberst vatter / darumb der jm den nammen in latin geben hat Patria, der hats nitt on grosse vrsach also genennt. Dann dieweil Pater ein vatter heißt / so hat ers vom vatter har genennt Patriam, das ist vatterland. Vnd damit er aber auch die muͦter darein braͤchte / so hat ers in fœminina terminatione pronunciert vnd genennt Patriam welcher namm also als vil als von vatter vnd muͦtter zuͦsammen gesetzt ist. Mitt diser rechnung zeigt er an / das daß vatterland gleich als vil soͤll geehret vnd geliebet werden / als beide elteren / vnd erhebt die ehr deß vatterlands so hoch / das er nit wil das beide elteren vatter vnnd muͦtter hoͤher gehalten werdind dann das vatterland / sonder zuͦ gleich werdind verehret.
Zuͦ der ehr aber vnnd der liebe die wir dem vatterland schuldig sind / gehoͤrt
662 1.Joan.3.
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Zitationshilfe: | Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [67]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/226>, abgerufen am 11.06.2024. |