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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
dann äben auß disem gemältem geist Gottes. Darumb lassend vnns Gott den vatter bitten / das er durch den Sun vnseren Herren Jesum Christum / disen seinen heiligen geist / inn vnsere hertzen senden / vnsere verfinsterten gemüter erleüchten / vnd vns nach der heiligen geschrifft / auff dem rechten wäg der waarheyt leiten wölle.

2517 Erstlich aber so bedunckt mich nicht vnnotwendig vnd vnnutzlich sein / das wir das wörtli Geist erklärind / dieweil es inn der geschrifft offt vnnd in mancherley weiß gebraucht wirdt / das welcher den verstand diß wörtlins nicht weißt / sich offt schwärlich anstossen wirt. 2518 Geist / heißt eigentlich das Element deß luffts / Jtem wind / vnnd athem. Jn diser bedeütung läsend wir das der Herr spricht2519 / Der geist wäyet wo er wil / vnnd du hörst sein tosen wol / aber du weist nicht von wannen er kumpt / vnnd wohin er fart. Vnd Paulus2520 / So ich mitt der zungen bätten / so bättet mein geist / aber mein gemüt vnnd jnnerlicher verstand empfahet kein frucht. Da braucht der Apostel das wörtli Geist / für den athem / blast oder stimm. Dann er setzt es zuo der zungen / vnnd dem gemüt oder jnneren verstand entgegen. Darnach so wirt es per Metaphoram, dem leib entgegen gesetzt vnnd auff alle geistliche substantzen die one leib sind / gezogen. 2521 Vnnd heißt deßhalb das wörtli Geist auch Engel / sie sygind guot oder böß. Dann der Prophet spricht2522 / vnnd Paulus wideräferet es2523 / der die geister zuo seinen Englen machet / vnd die feürflammen zuo seinen dieneren. Jtem / Sind sie nicht alle sammen dienstbare geister? Dise zeügknussen aber werdend von den guoten Englen verstanden. Wenn die geschrifft von den bösen redt / so setzt sie gemeynlich ettwas hinzuo / als der böß geist / oder vnrein geist. 2524 So nennend wir auch die gespänst / oder gestalten / so etwas dunckler form an sich nemmend / geister . Also meyntend die Apostel2525 sie sähind ein geist / do sie den Herren sahend / den sie nicht glaubtend mitt seinem waaren leib aufferstanden sein. Denen zeigt er aber seine hend vnd füß / vnnd sprach / Ein geist hatt nicht fleisch vnnd bein / wie jhr sehend das ich hab. 2526 Widerumb wirt das wörtli Geist auch braucht für das läben. Darumb auch bey den Latineren Spirare (das als vil ist als geisten) läben heißt / vnd expirare (außgeisten) sterben. Dahar Dauid spricht2527 / So du jhnen gibst / so nemmend sie es / so du dein hand auffthuost / werdend sie mit guotem gesettiget / So aber du dein angesicht verbirgst / so verzagend sie / so du jhnen jhren geist nimpst / so sterbend sie / vnd werdend wider zuo kat. Vnd der Herr bey dem Mose2528 / Jch wil verderben alles fleisch inn dem ein läbendiger geist ist. 2529 Besonders auch wirt die vernünfftig seel deß menschen ein geist genennt / vnnd wirt das wörtli Geist in der heiligen gschrifft gar offt für deß menschen seel genommen. Dann in dem Euangelio lisest du2530 / Vnnd Jesus neiget sein haupt / vnd gab den geist auff. Jtem so lisest auch von dem heiligen Marterer Stephano2531 / Vnnd sie versteinigetend Stephanum / der da anrüfft vnd sprach / Herr Jesu / nimm auff meinen geist. Dann Salomon hatt auch vor jhm gesprochen2532 / der staub kumpt wider zuo der erden / wie er gewesen ist / vnnd der geist keert wider zuo Gott / der jhn gegeben hatt. 2533 Jtem es heißt auch Geist / die anfechtung / bewegnuß / neigung vnnd treibung deß gemüts. Dann Salomon spricht2534 / Der seinen geist nicht kan meisteren / der ist gleich wie ein zerströuwte statt. Also findest das in der geschrifft offt / der geist der hoffart / deß zorns / der geylheit / oder verbunsts / für die hoffertig / zornig / geyl vnnd verbünstig anfächtung gesetzt wirt. Also wirt auch Luc. am dreitzehenden Capitel der geist der kranckheit gesetzt / für die anfächtung der kranckheyt / vnnd hefftige deß geprestens. 2535 Jtem Geist heissend auch die geistlichen bewegnussen / die der heilig geist in den hertzen der glöubigen erweckt / vnnd die gaben / die durch

2517 Von dem wörtli geist.
2518 Luft / wind athem.
2519 Joan.3.
2520 1.Cor.14.
2521 Engel.
2522 Psal.104.
2523 Heb.1.
2524 Gspänst vnd erschynungen.
2525 Luc.24.
2526 Läben.
2527 Psal.104.
2528 Gen.6.
2529 Seel deß menschen.
2530 Luc.22.
2531 Acto.7.
2532 Eccle.12.
2533 Anfächtung deß gmüts.
2534 Pro.25.
2535 Geistliche bewegungen.

Predig.
dann aͤben auß disem gemaͤltem geist Gottes. Darumb lassend vnns Gott den vatter bitten / das er durch den Sun vnseren Herren Jesum Christum / disen seinen heiligen geist / inn vnsere hertzen senden / vnsere verfinsterten gemuͤter erleüchten / vnd vns nach der heiligen geschrifft / auff dem rechten waͤg der waarheyt leiten woͤlle.

2517 Erstlich aber so bedunckt mich nicht vnnotwendig vnd vnnutzlich sein / das wir das woͤrtli Geist erklaͤrind / dieweil es inn der geschrifft offt vnnd in mancherley weiß gebraucht wirdt / das welcher den verstand diß woͤrtlins nicht weißt / sich offt schwaͤrlich anstossen wirt. 2518 Geist / heißt eigentlich das Element deß luffts / Jtem wind / vnnd athem. Jn diser bedeütung laͤsend wir das der Herr spricht2519 / Der geist waͤyet wo er wil / vnnd du hoͤrst sein tosen wol / aber du weist nicht von wannen er kumpt / vnnd wohin er fart. Vnd Paulus2520 / So ich mitt der zungen baͤtten / so baͤttet mein geist / aber mein gemuͤt vnnd jnnerlicher verstand empfahet kein frucht. Da braucht der Apostel das woͤrtli Geist / für den athem / blast oder stimm. Dann er setzt es zuͦ der zungen / vnnd dem gemuͤt oder jnneren verstand entgegen. Darnach so wirt es per Metaphoram, dem leib entgegen gesetzt vnnd auff alle geistliche substantzen die one leib sind / gezogen. 2521 Vnnd heißt deßhalb das woͤrtli Geist auch Engel / sie sygind guͦt oder boͤß. Dann der Prophet spricht2522 / vnnd Paulus wideraͤferet es2523 / der die geister zuͦ seinen Englen machet / vnd die feürflammen zuͦ seinen dieneren. Jtem / Sind sie nicht alle sammen dienstbare geister? Dise zeügknussen aber werdend von den guͦten Englen verstanden. Wenn die geschrifft von den boͤsen redt / so setzt sie gemeynlich ettwas hinzuͦ / als der boͤß geist / oder vnrein geist. 2524 So nennend wir auch die gespaͤnst / oder gestalten / so etwas dunckler form an sich nemmend / geister . Also meyntend die Apostel2525 sie saͤhind ein geist / do sie den Herren sahend / den sie nicht glaubtend mitt seinem waaren leib aufferstanden sein. Denen zeigt er aber seine hend vnd fuͤß / vnnd sprach / Ein geist hatt nicht fleisch vnnd bein / wie jhr sehend das ich hab. 2526 Widerumb wirt das woͤrtli Geist auch braucht für das laͤben. Darumb auch bey den Latineren Spirare (das als vil ist als geisten) laͤben heißt / vnd expirare (außgeisten) sterben. Dahar Dauid spricht2527 / So du jhnen gibst / so nemmend sie es / so du dein hand auffthuͦst / werdend sie mit guͦtem gesettiget / So aber du dein angesicht verbirgst / so verzagend sie / so du jhnen jhren geist nimpst / so sterbend sie / vnd werdend wider zuͦ kat. Vnd der Herr bey dem Mose2528 / Jch wil verderben alles fleisch inn dem ein laͤbendiger geist ist. 2529 Besonders auch wirt die vernünfftig seel deß menschen ein geist genennt / vnnd wirt das woͤrtli Geist in der heiligen gschrifft gar offt für deß menschen seel genommen. Dann in dem Euangelio lisest du2530 / Vnnd Jesus neiget sein haupt / vnd gab den geist auff. Jtem so lisest auch von dem heiligen Marterer Stephano2531 / Vnnd sie versteinigetend Stephanum / der da anruͤfft vnd sprach / Herr Jesu / nimm auff meinen geist. Dann Salomon hatt auch vor jhm gesprochen2532 / der staub kumpt wider zuͦ der erden / wie er gewesen ist / vnnd der geist keert wider zuͦ Gott / der jhn gegeben hatt. 2533 Jtem es heißt auch Geist / die anfechtung / bewegnuß / neigung vnnd treibung deß gemuͤts. Dann Salomon spricht2534 / Der seinen geist nicht kan meisteren / der ist gleich wie ein zerstroͤuwte statt. Also findest das in der geschrifft offt / der geist der hoffart / deß zorns / der geylheit / oder verbunsts / für die hoffertig / zornig / geyl vnnd verbünstig anfaͤchtung gesetzt wirt. Also wirt auch Luc. am dreitzehenden Capitel der geist der kranckheit gesetzt / für die anfaͤchtung der kranckheyt / vnnd hefftige deß geprestens. 2535 Jtem Geist heissend auch die geistlichen bewegnussen / die der heilig geist in den hertzen der gloͤubigen erweckt / vnnd die gaben / die durch

2517 Von dem woͤrtli geist.
2518 Luft / wind athem.
2519 Joan.3.
2520 1.Cor.14.
2521 Engel.
2522 Psal.104.
2523 Heb.1.
2524 Gspaͤnst vnd erschynungen.
2525 Luc.24.
2526 Laͤben.
2527 Psal.104.
2528 Gen.6.
2529 Seel deß menschen.
2530 Luc.22.
2531 Acto.7.
2532 Eccle.12.
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2534 Pro.25.
2535 Geistliche bewegungen.
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                   werdend von den gu&#x0366;ten Englen verstanden. Wenn die geschrifft von den bo&#x0364;sen redt /
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                   kan meisteren / der ist gleich wie ein zerstro&#x0364;uwte statt. Also findest das in der
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[CCXCVII./0685] Predig. dann aͤben auß disem gemaͤltem geist Gottes. Darumb lassend vnns Gott den vatter bitten / das er durch den Sun vnseren Herren Jesum Christum / disen seinen heiligen geist / inn vnsere hertzen senden / vnsere verfinsterten gemuͤter erleüchten / vnd vns nach der heiligen geschrifft / auff dem rechten waͤg der waarheyt leiten woͤlle. 2517 Erstlich aber so bedunckt mich nicht vnnotwendig vnd vnnutzlich sein / das wir das woͤrtli Geist erklaͤrind / dieweil es inn der geschrifft offt vnnd in mancherley weiß gebraucht wirdt / das welcher den verstand diß woͤrtlins nicht weißt / sich offt schwaͤrlich anstossen wirt. 2518 Geist / heißt eigentlich das Element deß luffts / Jtem wind / vnnd athem. Jn diser bedeütung laͤsend wir das der Herr spricht 2519 / Der geist waͤyet wo er wil / vnnd du hoͤrst sein tosen wol / aber du weist nicht von wannen er kumpt / vnnd wohin er fart. Vnd Paulus 2520 / So ich mitt der zungen baͤtten / so baͤttet mein geist / aber mein gemuͤt vnnd jnnerlicher verstand empfahet kein frucht. Da braucht der Apostel das woͤrtli Geist / für den athem / blast oder stimm. Dann er setzt es zuͦ der zungen / vnnd dem gemuͤt oder jnneren verstand entgegen. Darnach so wirt es per Metaphoram, dem leib entgegen gesetzt vnnd auff alle geistliche substantzen die one leib sind / gezogen. 2521 Vnnd heißt deßhalb das woͤrtli Geist auch Engel / sie sygind guͦt oder boͤß. Dann der Prophet spricht 2522 / vnnd Paulus wideraͤferet es 2523 / der die geister zuͦ seinen Englen machet / vnd die feürflammen zuͦ seinen dieneren. Jtem / Sind sie nicht alle sammen dienstbare geister? Dise zeügknussen aber werdend von den guͦten Englen verstanden. Wenn die geschrifft von den boͤsen redt / so setzt sie gemeynlich ettwas hinzuͦ / als der boͤß geist / oder vnrein geist. 2524 So nennend wir auch die gespaͤnst / oder gestalten / so etwas dunckler form an sich nemmend / geister . Also meyntend die Apostel 2525 sie saͤhind ein geist / do sie den Herren sahend / den sie nicht glaubtend mitt seinem waaren leib aufferstanden sein. Denen zeigt er aber seine hend vnd fuͤß / vnnd sprach / Ein geist hatt nicht fleisch vnnd bein / wie jhr sehend das ich hab. 2526 Widerumb wirt das woͤrtli Geist auch braucht für das laͤben. Darumb auch bey den Latineren Spirare (das als vil ist als geisten) laͤben heißt / vnd expirare (außgeisten) sterben. Dahar Dauid spricht 2527 / So du jhnen gibst / so nemmend sie es / so du dein hand auffthuͦst / werdend sie mit guͦtem gesettiget / So aber du dein angesicht verbirgst / so verzagend sie / so du jhnen jhren geist nimpst / so sterbend sie / vnd werdend wider zuͦ kat. Vnd der Herr bey dem Mose 2528 / Jch wil verderben alles fleisch inn dem ein laͤbendiger geist ist. 2529 Besonders auch wirt die vernünfftig seel deß menschen ein geist genennt / vnnd wirt das woͤrtli Geist in der heiligen gschrifft gar offt für deß menschen seel genommen. Dann in dem Euangelio lisest du 2530 / Vnnd Jesus neiget sein haupt / vnd gab den geist auff. Jtem so lisest auch von dem heiligen Marterer Stephano 2531 / Vnnd sie versteinigetend Stephanum / der da anruͤfft vnd sprach / Herr Jesu / nimm auff meinen geist. Dann Salomon hatt auch vor jhm gesprochen 2532 / der staub kumpt wider zuͦ der erden / wie er gewesen ist / vnnd der geist keert wider zuͦ Gott / der jhn gegeben hatt. 2533 Jtem es heißt auch Geist / die anfechtung / bewegnuß / neigung vnnd treibung deß gemuͤts. Dann Salomon spricht 2534 / Der seinen geist nicht kan meisteren / der ist gleich wie ein zerstroͤuwte statt. Also findest das in der geschrifft offt / der geist der hoffart / deß zorns / der geylheit / oder verbunsts / für die hoffertig / zornig / geyl vnnd verbünstig anfaͤchtung gesetzt wirt. Also wirt auch Luc. am dreitzehenden Capitel der geist der kranckheit gesetzt / für die anfaͤchtung der kranckheyt / vnnd hefftige deß geprestens. 2535 Jtem Geist heissend auch die geistlichen bewegnussen / die der heilig geist in den hertzen der gloͤubigen erweckt / vnnd die gaben / die durch 2517 Von dem woͤrtli geist. 2518 Luft / wind athem. 2519 Joan.3. 2520 1.Cor.14. 2521 Engel. 2522 Psal.104. 2523 Heb.1. 2524 Gspaͤnst vnd erschynungen. 2525 Luc.24. 2526 Laͤben. 2527 Psal.104. 2528 Gen.6. 2529 Seel deß menschen. 2530 Luc.22. 2531 Acto.7. 2532 Eccle.12. 2533 Anfaͤchtung deß gmuͤts. 2534 Pro.25. 2535 Geistliche bewegungen.

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Siegfried F. Müller: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2014-03-16T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2014-03-16T11:00:00Z)
BSB - Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. 2 Hom. 44) (2014-03-12T12:00:00Z)

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCXCVII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/685>, abgerufen am 29.04.2024.