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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien das I. Buch.

Als nun la Fleur sihet/ daß er abermals dem
Vnglück ist entgangen/ bildet er jhm eyn/ es sey
kein Gewalt auff der gantzen Welt/ die jhn könd-
te fangen/ ja er bildet jhm eyn/ die Gestirn haben
ein wolgefallen an seinen Bubenstücken: Er fol-
get wo jhn der Weg hinführet/ endlich aber kompt
er deß Morgens vmb vier Vhren/ gantz naß/ in
ein kleine Fischerhütten/ dann mit seinen Klei-
dern war er durch das Wasser hindurch geschwun-
men. Aber was seinen Gesellen anlanget/ der sich
zwar auch mit jhm ins Wasser begeben hatte/ in
meynung durch zu schwimmen/ hatte das Glück
nicht/ wie la Fleur/ sondern muste im Wasser er-
sauffen/ dieweil er sich nicht am rechten end hatte
ins Wasser hinein begeben.

Als nun la Fleur widerumb ein wenig zu sich
selbest kommen vnd trocken ware worden/ begibt er
sich widerumb gen Paris (dann das ist der Rau-
ber vnd Diebe ordentliche Herberg/ daß wann sie
lang hin vnd her gestreiffet/ sie endlichsich wider-
umb gen Paris begeben) vnd vnter tausent Rau-
bern/ die sich in Franckreich finden/ duncket sie/ sie
gehören nicht zu jhrer Bruderschafft/ wann sie
nicht die Brieff zu Paris geholet/ oder auch son-
sten jhre Waare en Greve außgeleget haben.

Etliche Tag verkleidet sich la Fleur/ vnd gieng
nicht mehr als deß Nachts auß zustelen: Als er
aber wider neue Kundtschafft mit etlichen andern
seines Handwercks gemacht hatte/ triebe er sein
Diebshandwerck stärcker als er zuvor jemals ge-
than hatte: Da war keiner in der gantzen Diebs-

gesell-
M iij
Diebs Hiſtorien das I. Buch.

Als nun la Fleur ſihet/ daß er abermals dem
Vngluͤck iſt entgangen/ bildet er jhm eyn/ es ſey
kein Gewalt auff der gantzen Welt/ die jhn koͤnd-
te fangen/ ja er bildet jhm eyn/ die Geſtirn haben
ein wolgefallen an ſeinen Bubenſtuͤcken: Er fol-
get wo jhn der Weg hinfuͤhret/ endlich aber kompt
er deß Morgens vmb vier Vhren/ gantz naß/ in
ein kleine Fiſcherhuͤtten/ dann mit ſeinen Klei-
dern war er duꝛch das Waſſer hindurch geſchwū-
men. Aber was ſeinen Geſellen anlanget/ der ſich
zwar auch mit jhm ins Waſſer begeben hatte/ in
meynung durch zu ſchwimmen/ hatte das Gluͤck
nicht/ wie la Fleur/ ſondern muſte im Waſſer er-
ſauffen/ dieweil er ſich nicht am rechten end hatte
ins Waſſer hinein begeben.

Als nun la Fleur widerumb ein wenig zu ſich
ſelbeſt kom̄en vnd trocken ware worden/ begibt er
ſich widerumb gen Paris (dann das iſt der Rau-
ber vnd Diebe ordentliche Herberg/ daß wann ſie
lang hin vnd her geſtreiffet/ ſie endlichſich wider-
umb gen Paris begeben) vnd vnter tauſent Rau-
bern/ die ſich in Franckreich finden/ duncket ſie/ ſie
gehoͤren nicht zu jhrer Bruderſchafft/ wann ſie
nicht die Brieff zu Paris geholet/ oder auch ſon-
ſten jhre Waare en Greve außgeleget haben.

Etliche Tag verkleidet ſich la Fleur/ vnd gieng
nicht mehr als deß Nachts auß zuſtelen: Als er
aber wider neue Kundtſchafft mit etlichen andern
ſeines Handwercks gemacht hatte/ triebe er ſein
Diebshandwerck ſtaͤrcker als er zuvor jemals ge-
than hatte: Da war keiner in der gantzen Diebs-

geſell-
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[173/0185] Diebs Hiſtorien das I. Buch. Als nun la Fleur ſihet/ daß er abermals dem Vngluͤck iſt entgangen/ bildet er jhm eyn/ es ſey kein Gewalt auff der gantzen Welt/ die jhn koͤnd- te fangen/ ja er bildet jhm eyn/ die Geſtirn haben ein wolgefallen an ſeinen Bubenſtuͤcken: Er fol- get wo jhn der Weg hinfuͤhret/ endlich aber kompt er deß Morgens vmb vier Vhren/ gantz naß/ in ein kleine Fiſcherhuͤtten/ dann mit ſeinen Klei- dern war er duꝛch das Waſſer hindurch geſchwū- men. Aber was ſeinen Geſellen anlanget/ der ſich zwar auch mit jhm ins Waſſer begeben hatte/ in meynung durch zu ſchwimmen/ hatte das Gluͤck nicht/ wie la Fleur/ ſondern muſte im Waſſer er- ſauffen/ dieweil er ſich nicht am rechten end hatte ins Waſſer hinein begeben. Als nun la Fleur widerumb ein wenig zu ſich ſelbeſt kom̄en vnd trocken ware worden/ begibt er ſich widerumb gen Paris (dann das iſt der Rau- ber vnd Diebe ordentliche Herberg/ daß wann ſie lang hin vnd her geſtreiffet/ ſie endlichſich wider- umb gen Paris begeben) vnd vnter tauſent Rau- bern/ die ſich in Franckreich finden/ duncket ſie/ ſie gehoͤren nicht zu jhrer Bruderſchafft/ wann ſie nicht die Brieff zu Paris geholet/ oder auch ſon- ſten jhre Waare en Greve außgeleget haben. Etliche Tag verkleidet ſich la Fleur/ vnd gieng nicht mehr als deß Nachts auß zuſtelen: Als er aber wider neue Kundtſchafft mit etlichen andern ſeines Handwercks gemacht hatte/ triebe er ſein Diebshandwerck ſtaͤrcker als er zuvor jemals ge- than hatte: Da war keiner in der gantzen Diebs- geſell- M iij

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/185>, abgerufen am 26.04.2024.