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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebshistorien/ das I. Buch.
vnnd vrtheilete/ welcher gewinnen oder verlieren
würde/ vnd als der Teutsche mit seiner Narren-
weiß mehr als zehen Cronen gewunnen hatte/ the-
te er/ als wann er spielens müd were/ vnnd sagt zu
dem Limosin: Mein Seel/ du gut Frantzoß bift/
Spiele mein spiel wider Herrn da/ ich weiß wol/
du mich nicht betriegen wirst.

Der Limosin/ weil er jhm nichts böses traumen
liesse/ vnnd sahe/ daß er da nicht verlieren kondte/
fanget an wider den Filou zu spielen/ vnnd gewin-
nen jm über die vorige zehen/ noch zwantzig Kro-
nen an Golt ab/ le Filou stellet sich/ als wolle er
Himmel vnd Erden verfluchen/ wirfft die Würf-
sel auff den Tisch/ thut/ als wann er Toll vnd thö-
richt wolle werden/ geberdet sich/ als wann er dem
Glück die Haar gar wolle außrupffen.

Dises alles machte dem Limosin ein Hertz vnd
Mut/ vnd weil er sahe/ daß der Teutsche sein Beu-
tel füllet ohne spielen (dann der Limosin spielete
vor jhn) sagte er zu jm: Er solte jhn vmb das hal-
be theil mit spielen lassen/ welches er jhm dann so
bald erlaubete/ doch mit dem beding/ daß er jhn
nicht solte betriegen. Hierauff fangen sie beyde an
wider den Filou zu spielen/ vnnd setzet ein jeglicher
zehen Kronen ein/ wider den Filou. Im Anfang
verspielete le Filou mit fleiß/ damit er darnach den
Limosin desto besser erdappen möchte/ aber allge-
mach wendete sich das Spiel/ vnd verlohre ein jeg-
licher vnter jnen beyden in zehen oder zwölff würf-
fen zehen Kronen: Der Teutsche fragt nichts dar-
nach/ vnd spricht dem Limosin ein Hertz ein/ daß er

noch

Diebshiſtorien/ das I. Buch.
vnnd vrtheilete/ welcher gewinnen oder verlieren
wuͤrde/ vnd als der Teutſche mit ſeiner Narꝛen-
weiß mehr als zehen Cronen gewunnen hatte/ the-
te er/ als wann er ſpielens muͤd were/ vnnd ſagt zu
dem Limoſin: Mein Seel/ du gut Frantzoß bift/
Spiele mein ſpiel wider Herꝛn da/ ich weiß wol/
du mich nicht betriegen wirſt.

Der Limoſin/ weil er jhm nichts boͤſes traumen
lieſſe/ vnnd ſahe/ daß er da nicht verlieren kondte/
fanget an wider den Filou zu ſpielen/ vnnd gewin-
nen jm uͤber die vorige zehen/ noch zwantzig Kro-
nen an Golt ab/ le Filou ſtellet ſich/ als wolle er
Himmel vnd Erden verfluchen/ wirfft die Wuͤrf-
ſel auff den Tiſch/ thut/ als wann er Toll vnd thoͤ-
richt wolle werden/ geberdet ſich/ als wann er dem
Gluͤck die Haar gar wolle außrupffen.

Diſes alles machte dem Limoſin ein Hertz vnd
Mut/ vnd weil er ſahe/ daß der Teutſche ſein Beu-
tel fuͤllet ohne ſpielen (dann der Limoſin ſpielete
vor jhn) ſagte er zu jm: Er ſolte jhn vmb das hal-
be theil mit ſpielen laſſen/ welches er jhm dann ſo
bald erlaubete/ doch mit dem beding/ daß er jhn
nicht ſolte betriegen. Hierauff fangen ſie beyde an
wider den Filou zu ſpielen/ vnnd ſetzet ein jeglicher
zehen Kronen ein/ wider den Filou. Im Anfang
verſpielete le Filou mit fleiß/ damit er darnach den
Limoſin deſto beſſer erdappen moͤchte/ aber allge-
mach wendete ſich das Spiel/ vnd verlohre ein jeg-
licher vnter jnen beyden in zehen oder zwoͤlff wuͤrf-
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[215/0227] Diebshiſtorien/ das I. Buch. vnnd vrtheilete/ welcher gewinnen oder verlieren wuͤrde/ vnd als der Teutſche mit ſeiner Narꝛen- weiß mehr als zehen Cronen gewunnen hatte/ the- te er/ als wann er ſpielens muͤd were/ vnnd ſagt zu dem Limoſin: Mein Seel/ du gut Frantzoß bift/ Spiele mein ſpiel wider Herꝛn da/ ich weiß wol/ du mich nicht betriegen wirſt. Der Limoſin/ weil er jhm nichts boͤſes traumen lieſſe/ vnnd ſahe/ daß er da nicht verlieren kondte/ fanget an wider den Filou zu ſpielen/ vnnd gewin- nen jm uͤber die vorige zehen/ noch zwantzig Kro- nen an Golt ab/ le Filou ſtellet ſich/ als wolle er Himmel vnd Erden verfluchen/ wirfft die Wuͤrf- ſel auff den Tiſch/ thut/ als wann er Toll vnd thoͤ- richt wolle werden/ geberdet ſich/ als wann er dem Gluͤck die Haar gar wolle außrupffen. Diſes alles machte dem Limoſin ein Hertz vnd Mut/ vnd weil er ſahe/ daß der Teutſche ſein Beu- tel fuͤllet ohne ſpielen (dann der Limoſin ſpielete vor jhn) ſagte er zu jm: Er ſolte jhn vmb das hal- be theil mit ſpielen laſſen/ welches er jhm dann ſo bald erlaubete/ doch mit dem beding/ daß er jhn nicht ſolte betriegen. Hierauff fangen ſie beyde an wider den Filou zu ſpielen/ vnnd ſetzet ein jeglicher zehen Kronen ein/ wider den Filou. Im Anfang verſpielete le Filou mit fleiß/ damit er darnach den Limoſin deſto beſſer erdappen moͤchte/ aber allge- mach wendete ſich das Spiel/ vnd verlohre ein jeg- licher vnter jnen beyden in zehen oder zwoͤlff wuͤrf- fen zehen Kronen: Der Teutſche fragt nichts dar- nach/ vnd ſpricht dem Limoſin ein Hertz ein/ daß er noch

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/227>, abgerufen am 03.05.2024.