Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebs Historien/ das I. Buch.
welcher wol so frech vnd vnverschambt ware/ daß
er einem ehrlichen Herren inn sein Hauß gienge/
vnnd thete jhm für seinen Augen alle Teppich ab
in seinem Saal/ vnd truge sie hinweg gleich als
wann er der Teppichmacher selber were.

Bald hettet jhr sie vor vorneme dapffere Edel-
leut angesehen: Dann sie dorfften wol zu einem
Goldschmid oder Jubilierer gehen/ vnd vmb einen
stattlichen Demant spieln/ mit solcher Condition
daß welcher inn drey würffen am meisten Augen
mit den Würffeln würffe/ solte dem andern einen
solch[e]n stattlichen Demant bezahlen/ vnnd wann
sie darnach solten bezahlen/ wie gieng es? Einer
name den Demant/ der andere fieng ein disputa-
tion vnd gezänck an/ vnnd also kam der Demant
auß einer Hand in die andere/ darauff dann off-
termals ein grosse angestelte schlägerey erfolgete/
aber mit grossem Schaden vnd Verlust deß jent-
gen/ dem der Demant zustunde.

Etliche Zeit hernacher/ wie Chesnay ein ver-
schlagener arglistiger Kopff ware/ also practiciret
er ein newes Bubenstück mit einem Laqueien in
dem Palais/ dann zu demselbigen gesellete er sich/
vnd als er von jhm verstunden/ daß er bey einem
vornehmen reichen Bürger/ so vmb das Lovure
vnd Königliche Schloß herumber wohnete/ ge-
dienet hatte/ erforschete er alles/ wie es inn solchem
Hauß stünde/ wo man auß vnd ein ginge/ sonder-
lich aber/ wo der Herr im Hauß/ den ich vor dieses
mal nicht wil nennen (dann es nicht von nöthen
ist/ daß ich jemandts allhie mit außgedrucktem

Namen
D v

Diebs Hiſtorien/ das I. Buch.
welcher wol ſo frech vnd vnverſchambt ware/ daß
er einem ehrlichen Herꝛen inn ſein Hauß gienge/
vnnd thete jhm fuͤr ſeinen Augen alle Teppich ab
in ſeinem Saal/ vnd truge ſie hinweg gleich als
wann er der Teppichmacher ſelber were.

Bald hettet jhr ſie vor vorneme dapffere Edel-
leut angeſehen: Dann ſie dorfften wol zu einem
Goldſchmid oder Jubilierer gehen/ vnd vmb einen
ſtattlichen Demant ſpieln/ mit ſolcher Condition
daß welcher inn drey wuͤrffen am meiſten Augen
mit den Wuͤrffeln wuͤrffe/ ſolte dem andern einen
ſolch[e]n ſtattlichen Demant bezahlen/ vnnd wann
ſie darnach ſolten bezahlen/ wie gieng es? Einer
name den Demant/ der andere fieng ein diſputa-
tion vnd gezaͤnck an/ vnnd alſo kam der Demant
auß einer Hand in die andere/ darauff dann off-
termals ein groſſe angeſtelte ſchlaͤgerey erfolgete/
aber mit groſſem Schaden vnd Verluſt deß jent-
gen/ dem der Demant zuſtunde.

Etliche Zeit hernacher/ wie Cheſnay ein ver-
ſchlagener argliſtiger Kopff ware/ alſo practiciret
er ein newes Bubenſtuͤck mit einem Laqueien in
dem Palais/ dann zu demſelbigen geſellete er ſich/
vnd als er von jhm verſtunden/ daß er bey einem
vornehmen reichen Buͤrger/ ſo vmb das Lovure
vnd Koͤnigliche Schloß herumber wohnete/ ge-
dienet hatte/ erforſchete er alles/ wie es inn ſolchem
Hauß ſtuͤnde/ wo man auß vnd ein ginge/ ſonder-
lich aber/ wo der Herꝛ im Hauß/ den ich vor dieſes
mal nicht wil nennen (dann es nicht von noͤthen
iſt/ daß ich jemandts allhie mit außgedrucktem

Namen
D v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="49"/><fw place="top" type="header">Diebs Hi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</fw><lb/>
welcher wol &#x017F;o frech vnd vnver&#x017F;chambt ware/ daß<lb/>
er einem ehrlichen Her&#xA75B;en inn &#x017F;ein Hauß gienge/<lb/>
vnnd thete jhm fu&#x0364;r &#x017F;einen Augen alle Teppich ab<lb/>
in &#x017F;einem Saal/ vnd truge &#x017F;ie hinweg gleich als<lb/>
wann er der Teppichmacher &#x017F;elber were.</p><lb/>
          <p>Bald hettet jhr &#x017F;ie vor vorneme dapffere Edel-<lb/>
leut ange&#x017F;ehen: Dann &#x017F;ie dorfften wol zu einem<lb/>
Gold&#x017F;chmid oder Jubilierer gehen/ vnd vmb einen<lb/>
&#x017F;tattlichen Demant &#x017F;pieln/ mit &#x017F;olcher Condition<lb/>
daß welcher inn drey wu&#x0364;rffen am mei&#x017F;ten Augen<lb/>
mit den Wu&#x0364;rffeln wu&#x0364;rffe/ &#x017F;olte dem andern einen<lb/>
&#x017F;olch<supplied>e</supplied>n &#x017F;tattlichen Demant bezahlen/ vnnd wann<lb/>
&#x017F;ie darnach &#x017F;olten bezahlen/ wie gieng es? Einer<lb/>
name den Demant/ der andere fieng ein di&#x017F;puta-<lb/>
tion vnd geza&#x0364;nck an/ vnnd al&#x017F;o kam der Demant<lb/>
auß einer Hand in die andere/ darauff dann off-<lb/>
termals ein gro&#x017F;&#x017F;e ange&#x017F;telte &#x017F;chla&#x0364;gerey erfolgete/<lb/>
aber mit gro&#x017F;&#x017F;em Schaden vnd Verlu&#x017F;t deß jent-<lb/>
gen/ dem der Demant zu&#x017F;tunde.</p><lb/>
          <p>Etliche Zeit hernacher/ wie Che&#x017F;nay ein ver-<lb/>
&#x017F;chlagener argli&#x017F;tiger Kopff ware/ al&#x017F;o practiciret<lb/>
er ein newes Buben&#x017F;tu&#x0364;ck mit einem Laqueien in<lb/>
dem Palais/ dann zu dem&#x017F;elbigen ge&#x017F;ellete er &#x017F;ich/<lb/>
vnd als er von jhm ver&#x017F;tunden/ daß er bey einem<lb/>
vornehmen reichen Bu&#x0364;rger/ &#x017F;o vmb das Lovure<lb/>
vnd Ko&#x0364;nigliche Schloß herumber wohnete/ ge-<lb/>
dienet hatte/ erfor&#x017F;chete er alles/ wie es inn &#x017F;olchem<lb/>
Hauß &#x017F;tu&#x0364;nde/ wo man auß vnd ein ginge/ &#x017F;onder-<lb/>
lich aber/ wo der Her&#xA75B; im Hauß/ den ich vor die&#x017F;es<lb/>
mal nicht wil nennen (dann es nicht von no&#x0364;then<lb/>
i&#x017F;t/ daß ich jemandts allhie mit außgedrucktem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D v</fw><fw place="bottom" type="catch">Namen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0061] Diebs Hiſtorien/ das I. Buch. welcher wol ſo frech vnd vnverſchambt ware/ daß er einem ehrlichen Herꝛen inn ſein Hauß gienge/ vnnd thete jhm fuͤr ſeinen Augen alle Teppich ab in ſeinem Saal/ vnd truge ſie hinweg gleich als wann er der Teppichmacher ſelber were. Bald hettet jhr ſie vor vorneme dapffere Edel- leut angeſehen: Dann ſie dorfften wol zu einem Goldſchmid oder Jubilierer gehen/ vnd vmb einen ſtattlichen Demant ſpieln/ mit ſolcher Condition daß welcher inn drey wuͤrffen am meiſten Augen mit den Wuͤrffeln wuͤrffe/ ſolte dem andern einen ſolchen ſtattlichen Demant bezahlen/ vnnd wann ſie darnach ſolten bezahlen/ wie gieng es? Einer name den Demant/ der andere fieng ein diſputa- tion vnd gezaͤnck an/ vnnd alſo kam der Demant auß einer Hand in die andere/ darauff dann off- termals ein groſſe angeſtelte ſchlaͤgerey erfolgete/ aber mit groſſem Schaden vnd Verluſt deß jent- gen/ dem der Demant zuſtunde. Etliche Zeit hernacher/ wie Cheſnay ein ver- ſchlagener argliſtiger Kopff ware/ alſo practiciret er ein newes Bubenſtuͤck mit einem Laqueien in dem Palais/ dann zu demſelbigen geſellete er ſich/ vnd als er von jhm verſtunden/ daß er bey einem vornehmen reichen Buͤrger/ ſo vmb das Lovure vnd Koͤnigliche Schloß herumber wohnete/ ge- dienet hatte/ erforſchete er alles/ wie es inn ſolchem Hauß ſtuͤnde/ wo man auß vnd ein ginge/ ſonder- lich aber/ wo der Herꝛ im Hauß/ den ich vor dieſes mal nicht wil nennen (dann es nicht von noͤthen iſt/ daß ich jemandts allhie mit außgedrucktem Namen D v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/61
Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/61>, abgerufen am 07.05.2024.