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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
vnd Stelen desto besser zu treiben/ wegen der gros-
sen menge deß Volcks/ so alle Tag sich an solchem
Ort findet.

Der vornembste vnter diesen Raubern hiesse
Rochet aille/ ein Tyrannischer vnd Barbarischer
Mensch/ welcher ein verschlagenen Kopff hatte
Vbelthaten zu erdencken vnd anzustellen: Dann
da vergieng kein Tag/ da er nicht ein Bubenstück
ins Werck setzte: Allhier wil ich für dieses mal
nicht mehr als zwey oder drey seiner vornembsten
Bubenstück erzehlen/ auff daß jhr selbst darauß
möchte erkennen/ was er für ein ehrlicher Vogel
sey gewesen.

Als dieser vnmenschliche Tyrann ein Monat
lang inn allen Gassen zu Paris ware vmbher ge-
lauffen/ da hat er endlich erfahren/ daß ein junger
wackerer Mann sich bey einem Becker in solchem
Quartier auffhielte/ vnd als er Rochetaille wuste/
daß derselbige nicht allein viel Gelt hatte/ sondern
daß er auch in Rechtssachen dienete/ vnd für die
Advocaten vnd Parteyen schriebe/ nimmet er jm
fur/ er mache es auch wie es wölle/ ja es koste auch
was es wölle/ mit hülff seiner Raubgesellen sol-
chem jungen Mann das Liecht außzublasen/ vnd
jhm alles das jenig/ was er inn so vielen Jahren/
da er sich mit schreiben geübet/ erworben/ abzune-
men vnd zu rauben.

Was thut er aber? Er kleidet sich wie ein vor-
nemer vom Adel/ gehet zu dem jungen Mann oder
jungen Gesellen/ nimpt sich an/ er sey außtrück-
lich gen Paris kommen wegen einer schwern Recht-

ferti-

Beutelſchneider/ oder
vnd Stelen deſto beſſer zu treiben/ wegen der groſ-
ſen menge deß Volcks/ ſo alle Tag ſich an ſolchem
Ort findet.

Der vornembſte vnter dieſen Raubern hieſſe
Rochet aille/ ein Tyranniſcher vnd Barbariſcher
Menſch/ welcher ein verſchlagenen Kopff hatte
Vbelthaten zu erdencken vnd anzuſtellen: Dann
da vergieng kein Tag/ da er nicht ein Bubenſtuͤck
ins Werck ſetzte: Allhier wil ich fuͤr dieſes mal
nicht mehr als zwey oder drey ſeiner vornembſten
Bubenſtuͤck erzehlen/ auff daß jhr ſelbſt darauß
moͤchte erkennen/ was er fuͤr ein ehrlicher Vogel
ſey geweſen.

Als dieſer vnmenſchliche Tyrann ein Monat
lang inn allen Gaſſen zu Paris ware vmbher ge-
lauffen/ da hat er endlich erfahren/ daß ein junger
wackerer Mann ſich bey einem Becker in ſolchem
Quartier auffhielte/ vnd als er Rochetaille wuſte/
daß derſelbige nicht allein viel Gelt hatte/ ſondern
daß er auch in Rechtsſachen dienete/ vnd fuͤr die
Advocaten vnd Parteyen ſchriebe/ nimmet er jm
fur/ er mache es auch wie es woͤlle/ ja es koſte auch
was es woͤlle/ mit huͤlff ſeiner Raubgeſellen ſol-
chem jungen Mann das Liecht außzublaſen/ vnd
jhm alles das jenig/ was er inn ſo vielen Jahren/
da er ſich mit ſchreiben geuͤbet/ erworben/ abzune-
men vnd zu rauben.

Was thut er aber? Er kleidet ſich wie ein vor-
nemer vom Adel/ gehet zu dem jungen Mann oder
jungen Geſellen/ nimpt ſich an/ er ſey außtruͤck-
lich gen Paris kom̄en wegen einer ſchwern Recht-

ferti-
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[84/0096] Beutelſchneider/ oder vnd Stelen deſto beſſer zu treiben/ wegen der groſ- ſen menge deß Volcks/ ſo alle Tag ſich an ſolchem Ort findet. Der vornembſte vnter dieſen Raubern hieſſe Rochet aille/ ein Tyranniſcher vnd Barbariſcher Menſch/ welcher ein verſchlagenen Kopff hatte Vbelthaten zu erdencken vnd anzuſtellen: Dann da vergieng kein Tag/ da er nicht ein Bubenſtuͤck ins Werck ſetzte: Allhier wil ich fuͤr dieſes mal nicht mehr als zwey oder drey ſeiner vornembſten Bubenſtuͤck erzehlen/ auff daß jhr ſelbſt darauß moͤchte erkennen/ was er fuͤr ein ehrlicher Vogel ſey geweſen. Als dieſer vnmenſchliche Tyrann ein Monat lang inn allen Gaſſen zu Paris ware vmbher ge- lauffen/ da hat er endlich erfahren/ daß ein junger wackerer Mann ſich bey einem Becker in ſolchem Quartier auffhielte/ vnd als er Rochetaille wuſte/ daß derſelbige nicht allein viel Gelt hatte/ ſondern daß er auch in Rechtsſachen dienete/ vnd fuͤr die Advocaten vnd Parteyen ſchriebe/ nimmet er jm fur/ er mache es auch wie es woͤlle/ ja es koſte auch was es woͤlle/ mit huͤlff ſeiner Raubgeſellen ſol- chem jungen Mann das Liecht außzublaſen/ vnd jhm alles das jenig/ was er inn ſo vielen Jahren/ da er ſich mit ſchreiben geuͤbet/ erworben/ abzune- men vnd zu rauben. Was thut er aber? Er kleidet ſich wie ein vor- nemer vom Adel/ gehet zu dem jungen Mann oder jungen Geſellen/ nimpt ſich an/ er ſey außtruͤck- lich gen Paris kom̄en wegen einer ſchwern Recht- ferti-

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/96>, abgerufen am 28.04.2024.