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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
zeigen/ sonderlichen aber seiner Mutter/ welche dar-
über hertzlich betrübet wurde: Dann sie hatte den
Charles Destampes sehr lieb/ dieweil er jhr eltester
Sohn war: Es wurde auch hierauff Mutio auff-
genommen in das Hauß/ vnd wurde jm alles liebs
vnd guts erzeiget/ vnd hatte kein Mensch kein arg-
wohn/ Forcht oder böse Gedancken seinet halben;
Es bleibet Mutio zween oder drey Tag bey jhnen/
biß daß die nechsten Freunde jhnen Trawrkleyder
machen lassen vnnd also hernacher jhren Freunde
hinziehen/ ehrlich zubestatten Endlich aber vnd zwar
den Tage/ da jhrer zwey oder drey sich wolten auff-
machen vnd nach Paris ziehen/ name er der Zeit
wol in acht/ vnd weil sie inn der Meß waren/ auch
sonsten kein Mensch mehr als eine eintzige Magd
beneben jhme im Hauß ware: Gehet er oben auff
in die erste Kammer da er vnter dessen außgesehen
hatte/ daß die besten sachen zu finden waren/ nim-
met sein Diebsgezeug vnd bricht das schloß auff an
einer Laden/ nimmet zween oder drey stattliche De-
mant/ so er in einem kleinen Büchslein fnnde: Er
hette auch wol gern etliches Gelt genommen/ aber
weil er wuste/ daß die Demanten nit so schwer als daß
Gelt zu tragen waren [unleserliches Material]er gedachte auch selber bey
sich/ es wurde jrer keines bey solchem Leyd Demant
antragen/ begnügte er sich allein mit denselbigen:
vnd da er nun das jenige was sich in seinen Kram
schicket/ bey sich genommen hatte/ schlosse er die La-
de fein hüpsch wider zu/ wie sie zuvor auch gewesen
war Vnd wer den Mutio hette sehen können/ der
hette dem eusserlichen Ansehen nach zu vrtheilen/

gesagt:

Beutelſchneider/ oder
zeigen/ ſonderlichen aber ſeiner Mutter/ welche dar-
uͤber hertzlich betruͤbet wurde: Dann ſie hatte den
Charles Deſtampes ſehr lieb/ dieweil er jhr elteſter
Sohn war: Es wurde auch hierauff Mutio auff-
genommen in das Hauß/ vnd wurde jm alles liebs
vnd guts erzeiget/ vnd hatte kein Menſch kein arg-
wohn/ Forcht oder boͤſe Gedancken ſeinet halben;
Es bleibet Mutio zween oder drey Tag bey jhnen/
biß daß die nechſten Freunde jhnen Trawrkleyder
machen laſſen vnnd alſo hernacher jhren Freunde
hinziehen/ ehrlich zubeſtatten Endlich aber vñ zwar
den Tage/ da jhrer zwey oder drey ſich wolten auff-
machen vnd nach Paris ziehen/ name er der Zeit
wol in acht/ vnd weil ſie inn der Meß waren/ auch
ſonſten kein Menſch mehr als eine eintzige Magd
beneben jhme im Hauß ware: Gehet er oben auff
in die erſte Kammer da er vnter deſſen außgeſehen
hatte/ daß die beſten ſachen zu finden waren/ nim-
met ſein Diebsgezeug vnd bꝛicht das ſchloß auff an
einer Laden/ nimmet zween oder drey ſtattliche De-
mant/ ſo er in einem kleinen Buͤchslein fnnde: Er
hette auch wol gern etliches Gelt genommen/ aber
weil er wuſte/ daß die Demanten nit ſo ſchwer als daß
Gelt zu tragen waren [unleserliches Material]er gedachte auch ſelber bey
ſich/ es wurde jrer keines bey ſolchem Leyd Demant
antragen/ begnuͤgte er ſich allein mit denſelbigen:
vnd da er nun das jenige was ſich in ſeinen Kram
ſchicket/ bey ſich genommen hatte/ ſchloſſe er die La-
de fein huͤpſch wider zu/ wie ſie zuvor auch geweſen
war Vnd wer den Mutio hette ſehen koͤnnen/ der
hette dem euſſerlichen Anſehen nach zu vrtheilen/

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[104/0114] Beutelſchneider/ oder zeigen/ ſonderlichen aber ſeiner Mutter/ welche dar- uͤber hertzlich betruͤbet wurde: Dann ſie hatte den Charles Deſtampes ſehr lieb/ dieweil er jhr elteſter Sohn war: Es wurde auch hierauff Mutio auff- genommen in das Hauß/ vnd wurde jm alles liebs vnd guts erzeiget/ vnd hatte kein Menſch kein arg- wohn/ Forcht oder boͤſe Gedancken ſeinet halben; Es bleibet Mutio zween oder drey Tag bey jhnen/ biß daß die nechſten Freunde jhnen Trawrkleyder machen laſſen vnnd alſo hernacher jhren Freunde hinziehen/ ehrlich zubeſtatten Endlich aber vñ zwar den Tage/ da jhrer zwey oder drey ſich wolten auff- machen vnd nach Paris ziehen/ name er der Zeit wol in acht/ vnd weil ſie inn der Meß waren/ auch ſonſten kein Menſch mehr als eine eintzige Magd beneben jhme im Hauß ware: Gehet er oben auff in die erſte Kammer da er vnter deſſen außgeſehen hatte/ daß die beſten ſachen zu finden waren/ nim- met ſein Diebsgezeug vnd bꝛicht das ſchloß auff an einer Laden/ nimmet zween oder drey ſtattliche De- mant/ ſo er in einem kleinen Buͤchslein fnnde: Er hette auch wol gern etliches Gelt genommen/ aber weil er wuſte/ dz die Demanten nit ſo ſchwer als dz Gelt zu tragen waren _ er gedachte auch ſelber bey ſich/ es wurde jrer keines bey ſolchem Leyd Demant antragen/ begnuͤgte er ſich allein mit denſelbigen: vnd da er nun das jenige was ſich in ſeinen Kram ſchicket/ bey ſich genommen hatte/ ſchloſſe er die La- de fein huͤpſch wider zu/ wie ſie zuvor auch geweſen war Vnd wer den Mutio hette ſehen koͤnnen/ der hette dem euſſerlichen Anſehen nach zu vrtheilen/ geſagt:

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/114>, abgerufen am 29.04.2024.