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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebshistorien/ das II. Buch.
gebet/ köndet jhr mir doch seine Güte nicht bezah-
len: Das Thier kommet weiter als von hundert
Meilen her/ vnnd kan das wol sagen/ daß sein
Milch die allerbeste ist/ ja die aller kräfftigste/ so
man in gantz Franckreich kan finden.

Der eine Spanier/ als er die Milch versuchet/
beweget die Achseln vnnd spricht für grosser ver-
wunderung also: O wie ein liebliche/ süsse/ außbün-
dige vnd herrliche gute Milch ist/ O das wirdt ein
trefflicher trunck für vnsern Herrn seyn!

Endtlich fraget man Filemon/ ob er seine Ese-
linne nicht wolle verkauffen/ vnd wie thewer er sie
halte? Sie ist mir so lieb vnnd nutzlich/ spricht Fi-
lemon/ daß ich sie bald selber nicht weiß zu schätzen:
Ihr habt ewer lebenlang kein besser Thier gesehen:
Wann ich sie verkauffete/ thäte ich nichts anders
als daß ich mir das Leben selber nehme: Dann
sie ernehret mich vnd die meinige: Alle Tag kan
ich mehr als vier Francken gewins von jhr haben:
O jhr glaubet mir es nicht/ wie mir die Leut so
sehr angelegen haben/ ich soll sie verkauffen: Man
hat mir mehr als tausentmal Geldt darauff gebot-
ten/ wann ich sie nur hette verkauffen wöllen.

In dem aber dieser dapffere Kauffmann seine
Wahr so sehr lobet/ vnd sich so thewer machte we-
gen seiner schlechten geringen Wahre/ welche er
vmb funfftzig Schilling gekauffet hatte/ wird des-
sen durch seinen Diener gewahr Don Richardo,
kommet heraber vnd will selbsten sehen/ daß er den
marck mache vnd beschliesse.

Als

Diebshiſtorien/ das II. Buch.
gebet/ koͤndet jhr mir doch ſeine Guͤte nicht bezah-
len: Das Thier kommet weiter als von hundert
Meilen her/ vnnd kan das wol ſagen/ daß ſein
Milch die allerbeſte iſt/ ja die aller kraͤfftigſte/ ſo
man in gantz Franckreich kan finden.

Der eine Spanier/ als er die Milch verſuchet/
beweget die Achſeln vnnd ſpricht fuͤr groſſer ver-
wunderung alſo: O wie ein liebliche/ ſuͤſſe/ außbuͤn-
dige vnd herꝛliche gute Milch iſt/ O das wirdt ein
trefflicher trunck fuͤr vnſern Herꝛn ſeyn!

Endtlich fraget man Filemon/ ob er ſeine Eſe-
linne nicht wolle verkauffen/ vnd wie thewer er ſie
halte? Sie iſt mir ſo lieb vnnd nutzlich/ ſpricht Fi-
lemon/ daß ich ſie bald ſelber nicht weiß zu ſchaͤtzen:
Ihr habt ewer lebenlang kein beſſer Thier geſehen:
Wann ich ſie verkauffete/ thaͤte ich nichts anders
als daß ich mir das Leben ſelber nehme: Dann
ſie ernehret mich vnd die meinige: Alle Tag kan
ich mehr als vier Francken gewins von jhr haben:
O jhr glaubet mir es nicht/ wie mir die Leut ſo
ſehr angelegen haben/ ich ſoll ſie verkauffen: Man
hat mir mehr als tauſentmal Geldt darauff gebot-
ten/ wann ich ſie nur hette verkauffen woͤllen.

In dem aber dieſer dapffere Kauffmann ſeine
Wahr ſo ſehr lobet/ vnd ſich ſo thewer machte we-
gen ſeiner ſchlechten geringen Wahre/ welche er
vmb funfftzig Schilling gekauffet hatte/ wird deſ-
ſen durch ſeinen Diener gewahr Don Richardo,
kommet heraber vnd will ſelbſten ſehen/ daß er den
marck mache vnd beſchlieſſe.

Als
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[285/0295] Diebshiſtorien/ das II. Buch. gebet/ koͤndet jhr mir doch ſeine Guͤte nicht bezah- len: Das Thier kommet weiter als von hundert Meilen her/ vnnd kan das wol ſagen/ daß ſein Milch die allerbeſte iſt/ ja die aller kraͤfftigſte/ ſo man in gantz Franckreich kan finden. Der eine Spanier/ als er die Milch verſuchet/ beweget die Achſeln vnnd ſpricht fuͤr groſſer ver- wunderung alſo: O wie ein liebliche/ ſuͤſſe/ außbuͤn- dige vnd herꝛliche gute Milch iſt/ O das wirdt ein trefflicher trunck fuͤr vnſern Herꝛn ſeyn! Endtlich fraget man Filemon/ ob er ſeine Eſe- linne nicht wolle verkauffen/ vnd wie thewer er ſie halte? Sie iſt mir ſo lieb vnnd nutzlich/ ſpricht Fi- lemon/ daß ich ſie bald ſelber nicht weiß zu ſchaͤtzen: Ihr habt ewer lebenlang kein beſſer Thier geſehen: Wann ich ſie verkauffete/ thaͤte ich nichts anders als daß ich mir das Leben ſelber nehme: Dann ſie ernehret mich vnd die meinige: Alle Tag kan ich mehr als vier Francken gewins von jhr haben: O jhr glaubet mir es nicht/ wie mir die Leut ſo ſehr angelegen haben/ ich ſoll ſie verkauffen: Man hat mir mehr als tauſentmal Geldt darauff gebot- ten/ wann ich ſie nur hette verkauffen woͤllen. In dem aber dieſer dapffere Kauffmann ſeine Wahr ſo ſehr lobet/ vnd ſich ſo thewer machte we- gen ſeiner ſchlechten geringen Wahre/ welche er vmb funfftzig Schilling gekauffet hatte/ wird deſ- ſen durch ſeinen Diener gewahr Don Richardo, kommet heraber vnd will ſelbſten ſehen/ daß er den marck mache vnd beſchlieſſe. Als

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/295>, abgerufen am 14.05.2024.