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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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Vom Durchgange der übrigen Kindestheile
bei Kopfgeburten
.
§. 834.

Wie wir bei Betrachtung aller einzelnen regelmäßigen
Kopfgeburten gefunden, steht der Kopf immer in und gleich
nach dem Durchschneiden dem geraden Durchmesser des Be-
ckenausgangs entsprechend, und folglich entweder das Gesicht
nach oben oder nach unten gekehrt. Gleichzeitig müssen sich
also die Schultern, welche sich nun im obern Raume der
Beckenhöhle befinden, im queren oder schiefen Durchmesser
gestellt haben. Allein bald nachdem der Kopf geboren ist,
erfolgen neue Geburtswehen, und auch die Schulterbreite
wird nun ganz in die Beckenhöhle herabgedrängt, daher sie
denn den oben aufgestellten allgemeinen Regeln zu Folge, sich
abermals, wie früher der Kopf selbst, in den geraden Durch-
messer richten muß; an welcher Drehung denn auch der ge-
borene Kopf Antheil nimmt, und nun mit dem Gesichte
nach einem Schenkel sich wendet, wobei man denn in der
Regel wahrnimmt, daß das Gesicht und die Vorderfläche des
Rumpfs vom Kinde wieder dieselbe Stellung anzunehmen
suchen, in welcher sie sich vor beginnender Geburtsarbeit be-
funden hatten.

§. 835.

Als eine Regel, welche nur selten Ausnahmen erleidet,
kann man es daher betrachten, daß bei der ersten Hinter-
haupts- und Scheitellage, wo vor der Geburt die Brust-
und Gesichtsfläche mehr nach der rechten Seite gekehrt ist,
die Schultern auch im Becken sich so im geraden Durch-
messer drehen, daß die Brustfläche wieder nach der rechten
Seite gerichtet wird, folglich das Gesicht ebenfalls nach dem
rechten Schenkel sich wendet *); daß hingegen bei der zweiten

*) Diese Wendung sowohl als der oben erwähnte Sitz der Kopfge-
schwulst, kann demnach als Criterium für die anfängliche Lage des
Vom Durchgange der uͤbrigen Kindestheile
bei Kopfgeburten
.
§. 834.

Wie wir bei Betrachtung aller einzelnen regelmaͤßigen
Kopfgeburten gefunden, ſteht der Kopf immer in und gleich
nach dem Durchſchneiden dem geraden Durchmeſſer des Be-
ckenausgangs entſprechend, und folglich entweder das Geſicht
nach oben oder nach unten gekehrt. Gleichzeitig muͤſſen ſich
alſo die Schultern, welche ſich nun im obern Raume der
Beckenhoͤhle befinden, im queren oder ſchiefen Durchmeſſer
geſtellt haben. Allein bald nachdem der Kopf geboren iſt,
erfolgen neue Geburtswehen, und auch die Schulterbreite
wird nun ganz in die Beckenhoͤhle herabgedraͤngt, daher ſie
denn den oben aufgeſtellten allgemeinen Regeln zu Folge, ſich
abermals, wie fruͤher der Kopf ſelbſt, in den geraden Durch-
meſſer richten muß; an welcher Drehung denn auch der ge-
borene Kopf Antheil nimmt, und nun mit dem Geſichte
nach einem Schenkel ſich wendet, wobei man denn in der
Regel wahrnimmt, daß das Geſicht und die Vorderflaͤche des
Rumpfs vom Kinde wieder dieſelbe Stellung anzunehmen
ſuchen, in welcher ſie ſich vor beginnender Geburtsarbeit be-
funden hatten.

§. 835.

Als eine Regel, welche nur ſelten Ausnahmen erleidet,
kann man es daher betrachten, daß bei der erſten Hinter-
haupts- und Scheitellage, wo vor der Geburt die Bruſt-
und Geſichtsflaͤche mehr nach der rechten Seite gekehrt iſt,
die Schultern auch im Becken ſich ſo im geraden Durch-
meſſer drehen, daß die Bruſtflaͤche wieder nach der rechten
Seite gerichtet wird, folglich das Geſicht ebenfalls nach dem
rechten Schenkel ſich wendet *); daß hingegen bei der zweiten

*) Dieſe Wendung ſowohl als der oben erwaͤhnte Sitz der Kopfge-
ſchwulſt, kann demnach als Criterium fuͤr die anfaͤngliche Lage des
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[118/0142] Vom Durchgange der uͤbrigen Kindestheile bei Kopfgeburten. §. 834. Wie wir bei Betrachtung aller einzelnen regelmaͤßigen Kopfgeburten gefunden, ſteht der Kopf immer in und gleich nach dem Durchſchneiden dem geraden Durchmeſſer des Be- ckenausgangs entſprechend, und folglich entweder das Geſicht nach oben oder nach unten gekehrt. Gleichzeitig muͤſſen ſich alſo die Schultern, welche ſich nun im obern Raume der Beckenhoͤhle befinden, im queren oder ſchiefen Durchmeſſer geſtellt haben. Allein bald nachdem der Kopf geboren iſt, erfolgen neue Geburtswehen, und auch die Schulterbreite wird nun ganz in die Beckenhoͤhle herabgedraͤngt, daher ſie denn den oben aufgeſtellten allgemeinen Regeln zu Folge, ſich abermals, wie fruͤher der Kopf ſelbſt, in den geraden Durch- meſſer richten muß; an welcher Drehung denn auch der ge- borene Kopf Antheil nimmt, und nun mit dem Geſichte nach einem Schenkel ſich wendet, wobei man denn in der Regel wahrnimmt, daß das Geſicht und die Vorderflaͤche des Rumpfs vom Kinde wieder dieſelbe Stellung anzunehmen ſuchen, in welcher ſie ſich vor beginnender Geburtsarbeit be- funden hatten. §. 835. Als eine Regel, welche nur ſelten Ausnahmen erleidet, kann man es daher betrachten, daß bei der erſten Hinter- haupts- und Scheitellage, wo vor der Geburt die Bruſt- und Geſichtsflaͤche mehr nach der rechten Seite gekehrt iſt, die Schultern auch im Becken ſich ſo im geraden Durch- meſſer drehen, daß die Bruſtflaͤche wieder nach der rechten Seite gerichtet wird, folglich das Geſicht ebenfalls nach dem rechten Schenkel ſich wendet *); daß hingegen bei der zweiten *) Dieſe Wendung ſowohl als der oben erwaͤhnte Sitz der Kopfge- ſchwulſt, kann demnach als Criterium fuͤr die anfaͤngliche Lage des

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/142>, abgerufen am 30.04.2024.