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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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die Lebensordnung sich genauer wieder der früher gewohnten
anschließen darf, so sind doch fortwährend grobe, erhitzende,
blähende Nahrungsmittel und Getränke zu vermeiden.

§. 964.

Die Funktionen des Darmkanals betreffend, so
haben wir schon bemerkt, daß in den ersten Tagen bei ge-
sunden Wöchnerinnen die Stuhlausleerungen gewöhnlich nicht
zu erfolgen pflegen, und es muß dieses die Regel begrün-
den, vor dem dritten Tage, und vor Minderung des bluti-
gen Ausflusses, auch nicht auf künstliche Weise, am wenig-
sten durch reizende Abführmittel (welche nur zu oft hier die
Einleitung zum Kindbettfieber machen) diese Ausleerungen
erzwingen zu wollen. Nach dieser Zeit hingegen ist es noth-
wendig für regelmäßige Darmausleerung zu sorgen, indem
Auftreibung des Darmkanals durch Obstruktion eben so nach-
theilig werden müßte, als zu zeitige Erregung desselben. --
Es geschieht dieß durch erweichende Lavements, und nur bei
Personen, welche überhaupt zu Obstruktionen neigen, ist die
Anwendung eines blanden Abführmittels zuweilen nothwendig.
Jedes Pressen beim Stuhlgange ist übrigens der Wöchnerin
schädlich und zu untersagen. -- Was die Ausleerung des
Urins
betrifft, so ist darauf zu sehen, daß diese gleich in
den ersten Tagen des Wochenbetts regelmäßig erfolge, da
der Druck der angefüllten Harnblase für den Uterus höchst
nachtheilig werden müßte. Findet daher diese Ausleerung,
wegen der, häufig einer etwas schwierigen Entbindung nach-
folgenden Geschwulst der Geburtstheile, nicht von selbst Statt,
so ist auch hier, eben so wie während der Geburt, die Nach-
hülfe durch den Catheter unentbehrlich.

§. 965.

Vorzüglich wichtig ist ferner die Sorge für gleichmäßige
Unterhaltung der Hautfunktion. Durch Erhaltung
einer gleichen, mäßig warmen Temperatur, durch hinreichende
jedoch nicht zu warme Bedeckung und durch ein warmes ge-

die Lebensordnung ſich genauer wieder der fruͤher gewohnten
anſchließen darf, ſo ſind doch fortwaͤhrend grobe, erhitzende,
blaͤhende Nahrungsmittel und Getraͤnke zu vermeiden.

§. 964.

Die Funktionen des Darmkanals betreffend, ſo
haben wir ſchon bemerkt, daß in den erſten Tagen bei ge-
ſunden Woͤchnerinnen die Stuhlausleerungen gewoͤhnlich nicht
zu erfolgen pflegen, und es muß dieſes die Regel begruͤn-
den, vor dem dritten Tage, und vor Minderung des bluti-
gen Ausfluſſes, auch nicht auf kuͤnſtliche Weiſe, am wenig-
ſten durch reizende Abfuͤhrmittel (welche nur zu oft hier die
Einleitung zum Kindbettfieber machen) dieſe Ausleerungen
erzwingen zu wollen. Nach dieſer Zeit hingegen iſt es noth-
wendig fuͤr regelmaͤßige Darmausleerung zu ſorgen, indem
Auftreibung des Darmkanals durch Obſtruktion eben ſo nach-
theilig werden muͤßte, als zu zeitige Erregung deſſelben. —
Es geſchieht dieß durch erweichende Lavements, und nur bei
Perſonen, welche uͤberhaupt zu Obſtruktionen neigen, iſt die
Anwendung eines blanden Abfuͤhrmittels zuweilen nothwendig.
Jedes Preſſen beim Stuhlgange iſt uͤbrigens der Woͤchnerin
ſchaͤdlich und zu unterſagen. — Was die Ausleerung des
Urins
betrifft, ſo iſt darauf zu ſehen, daß dieſe gleich in
den erſten Tagen des Wochenbetts regelmaͤßig erfolge, da
der Druck der angefuͤllten Harnblaſe fuͤr den Uterus hoͤchſt
nachtheilig werden muͤßte. Findet daher dieſe Ausleerung,
wegen der, haͤufig einer etwas ſchwierigen Entbindung nach-
folgenden Geſchwulſt der Geburtstheile, nicht von ſelbſt Statt,
ſo iſt auch hier, eben ſo wie waͤhrend der Geburt, die Nach-
huͤlfe durch den Catheter unentbehrlich.

§. 965.

Vorzuͤglich wichtig iſt ferner die Sorge fuͤr gleichmaͤßige
Unterhaltung der Hautfunktion. Durch Erhaltung
einer gleichen, maͤßig warmen Temperatur, durch hinreichende
jedoch nicht zu warme Bedeckung und durch ein warmes ge-

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[194/0218] die Lebensordnung ſich genauer wieder der fruͤher gewohnten anſchließen darf, ſo ſind doch fortwaͤhrend grobe, erhitzende, blaͤhende Nahrungsmittel und Getraͤnke zu vermeiden. §. 964. Die Funktionen des Darmkanals betreffend, ſo haben wir ſchon bemerkt, daß in den erſten Tagen bei ge- ſunden Woͤchnerinnen die Stuhlausleerungen gewoͤhnlich nicht zu erfolgen pflegen, und es muß dieſes die Regel begruͤn- den, vor dem dritten Tage, und vor Minderung des bluti- gen Ausfluſſes, auch nicht auf kuͤnſtliche Weiſe, am wenig- ſten durch reizende Abfuͤhrmittel (welche nur zu oft hier die Einleitung zum Kindbettfieber machen) dieſe Ausleerungen erzwingen zu wollen. Nach dieſer Zeit hingegen iſt es noth- wendig fuͤr regelmaͤßige Darmausleerung zu ſorgen, indem Auftreibung des Darmkanals durch Obſtruktion eben ſo nach- theilig werden muͤßte, als zu zeitige Erregung deſſelben. — Es geſchieht dieß durch erweichende Lavements, und nur bei Perſonen, welche uͤberhaupt zu Obſtruktionen neigen, iſt die Anwendung eines blanden Abfuͤhrmittels zuweilen nothwendig. Jedes Preſſen beim Stuhlgange iſt uͤbrigens der Woͤchnerin ſchaͤdlich und zu unterſagen. — Was die Ausleerung des Urins betrifft, ſo iſt darauf zu ſehen, daß dieſe gleich in den erſten Tagen des Wochenbetts regelmaͤßig erfolge, da der Druck der angefuͤllten Harnblaſe fuͤr den Uterus hoͤchſt nachtheilig werden muͤßte. Findet daher dieſe Ausleerung, wegen der, haͤufig einer etwas ſchwierigen Entbindung nach- folgenden Geſchwulſt der Geburtstheile, nicht von ſelbſt Statt, ſo iſt auch hier, eben ſo wie waͤhrend der Geburt, die Nach- huͤlfe durch den Catheter unentbehrlich. §. 965. Vorzuͤglich wichtig iſt ferner die Sorge fuͤr gleichmaͤßige Unterhaltung der Hautfunktion. Durch Erhaltung einer gleichen, maͤßig warmen Temperatur, durch hinreichende jedoch nicht zu warme Bedeckung und durch ein warmes ge-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/218>, abgerufen am 28.04.2024.