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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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die innern Genitalien selbst Focus der Krankheit gewesen, so
erfordert der Uebergang in Putrescenz die bei diesem Uebel
früher (§. 1067.) erwähnte Behandlung, so wie auch die
Ausartungen in der Substanz der innern Genitalien, die Was-
sersuchten des Uterus und der Ovarien, die Schleimflüsse,
Unordnungen der Menstruation u. s. w., welche so oft als
Folgen des Kindbettfiebers erscheinen, bereits im ersten Theile
ihrer Natur und Cur nach betrachtet worden sind.

§. 1641.

Hat man nun die über Behandlung des ersten und
zweiten Stadiums zu bemerkenden Regeln sich hinlänglich zu
eigen gemacht, so wird, was über die Behandlung des
dritten Stadiums
noch zu bemerken seyn möchte, sich
fast von selbst ergeben. -- Sie wird aber vornehmlich ver-
schieden seyn, je nachdem die Krankheit entweder durch eine
Krisis sich vollständig entschieden hat, oder nur langsame
Genesung erfolgt, weil bereits irgend ein Produkt der Krank-
heit (Ablagerung, Verwachsung u. s. w.) zu Stande gekom-
men war. Im erstern Falle hat die Kunst wenig zu thun,
und die Leitung der Genesung ist von der, einer nach andern
akuten Krankheiten eintretenden, nicht wesentlich verschieden,
nur daß man hierbei vorzüglich vor Diätfehlern oder Gemüths-
bewegungen und Erkältungen warne, welche oft plötzlich die
Krankheit, und dann nothwendig mit größerer Gefahr, erneuern.
Was aber die Fälle mit unvollkommner Entscheidung betrifft,
so muß hierbei vorzüglich das primär ergriffene Organ im
Auge behalten werden, und eine vorsichtige Verbindung des
resolvirenden mit dem roborirenden Heilplan, und als Nach-
kur das Besuchen von Bädern, der Aufenthalt auf dem Lande,
und eine sehr gewählte Diät müssen noch hinzukommen, wenn
völlige Gesundheit endlich herbeigeführt werden soll.


die innern Genitalien ſelbſt Focus der Krankheit geweſen, ſo
erfordert der Uebergang in Putrescenz die bei dieſem Uebel
fruͤher (§. 1067.) erwaͤhnte Behandlung, ſo wie auch die
Ausartungen in der Subſtanz der innern Genitalien, die Waſ-
ſerſuchten des Uterus und der Ovarien, die Schleimfluͤſſe,
Unordnungen der Menſtruation u. ſ. w., welche ſo oft als
Folgen des Kindbettfiebers erſcheinen, bereits im erſten Theile
ihrer Natur und Cur nach betrachtet worden ſind.

§. 1641.

Hat man nun die uͤber Behandlung des erſten und
zweiten Stadiums zu bemerkenden Regeln ſich hinlaͤnglich zu
eigen gemacht, ſo wird, was uͤber die Behandlung des
dritten Stadiums
noch zu bemerken ſeyn moͤchte, ſich
faſt von ſelbſt ergeben. — Sie wird aber vornehmlich ver-
ſchieden ſeyn, je nachdem die Krankheit entweder durch eine
Kriſis ſich vollſtaͤndig entſchieden hat, oder nur langſame
Geneſung erfolgt, weil bereits irgend ein Produkt der Krank-
heit (Ablagerung, Verwachſung u. ſ. w.) zu Stande gekom-
men war. Im erſtern Falle hat die Kunſt wenig zu thun,
und die Leitung der Geneſung iſt von der, einer nach andern
akuten Krankheiten eintretenden, nicht weſentlich verſchieden,
nur daß man hierbei vorzuͤglich vor Diaͤtfehlern oder Gemuͤths-
bewegungen und Erkaͤltungen warne, welche oft ploͤtzlich die
Krankheit, und dann nothwendig mit groͤßerer Gefahr, erneuern.
Was aber die Faͤlle mit unvollkommner Entſcheidung betrifft,
ſo muß hierbei vorzuͤglich das primaͤr ergriffene Organ im
Auge behalten werden, und eine vorſichtige Verbindung des
reſolvirenden mit dem roborirenden Heilplan, und als Nach-
kur das Beſuchen von Baͤdern, der Aufenthalt auf dem Lande,
und eine ſehr gewaͤhlte Diaͤt muͤſſen noch hinzukommen, wenn
voͤllige Geſundheit endlich herbeigefuͤhrt werden ſoll.


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[592/0618] die innern Genitalien ſelbſt Focus der Krankheit geweſen, ſo erfordert der Uebergang in Putrescenz die bei dieſem Uebel fruͤher (§. 1067.) erwaͤhnte Behandlung, ſo wie auch die Ausartungen in der Subſtanz der innern Genitalien, die Waſ- ſerſuchten des Uterus und der Ovarien, die Schleimfluͤſſe, Unordnungen der Menſtruation u. ſ. w., welche ſo oft als Folgen des Kindbettfiebers erſcheinen, bereits im erſten Theile ihrer Natur und Cur nach betrachtet worden ſind. §. 1641. Hat man nun die uͤber Behandlung des erſten und zweiten Stadiums zu bemerkenden Regeln ſich hinlaͤnglich zu eigen gemacht, ſo wird, was uͤber die Behandlung des dritten Stadiums noch zu bemerken ſeyn moͤchte, ſich faſt von ſelbſt ergeben. — Sie wird aber vornehmlich ver- ſchieden ſeyn, je nachdem die Krankheit entweder durch eine Kriſis ſich vollſtaͤndig entſchieden hat, oder nur langſame Geneſung erfolgt, weil bereits irgend ein Produkt der Krank- heit (Ablagerung, Verwachſung u. ſ. w.) zu Stande gekom- men war. Im erſtern Falle hat die Kunſt wenig zu thun, und die Leitung der Geneſung iſt von der, einer nach andern akuten Krankheiten eintretenden, nicht weſentlich verſchieden, nur daß man hierbei vorzuͤglich vor Diaͤtfehlern oder Gemuͤths- bewegungen und Erkaͤltungen warne, welche oft ploͤtzlich die Krankheit, und dann nothwendig mit groͤßerer Gefahr, erneuern. Was aber die Faͤlle mit unvollkommner Entſcheidung betrifft, ſo muß hierbei vorzuͤglich das primaͤr ergriffene Organ im Auge behalten werden, und eine vorſichtige Verbindung des reſolvirenden mit dem roborirenden Heilplan, und als Nach- kur das Beſuchen von Baͤdern, der Aufenthalt auf dem Lande, und eine ſehr gewaͤhlte Diaͤt muͤſſen noch hinzukommen, wenn voͤllige Geſundheit endlich herbeigefuͤhrt werden ſoll.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/618>, abgerufen am 30.04.2024.