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Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.

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Christliche Leich-Predigt.
werthes Wort sey: Derowegen wir dasselbe/ dieweil des
Heidnischen Poeten Homeri Schrifften mit diesem Him-
mels-Schatz/ dem Wort des Lebens/ gar nicht zu verglei-
chen/ vielmehr hochhalten/ in das Kästlein unser Hertzen
legen/ wol bewaren/ und zusehen sollen/ daß wir durch Got-
tes Gnade viel Frucht in Gedult bringen mögen. Werden
wir das thun/ so sind wir recht selige Leute: allhier selig in
Hoffnung/ Rom. 8/ 24. und können uns der ewigen
Frewd und Seligkeit gar gewiß versichern. Denn selig
sind/ die das Wort Gottes hören und bewahren/ wie der
Mund der Warheit/ Christus Jessus selbst bezeuget. Luc.
11/ 28.
Nun solche grosse Gnade hat der grundgütige Gott/
auch unserm nunmehr seligen Michael Neubern erzeiget/
Denn Er durch das Heiligen Geistes sonderbare Erleuch-
tung und Regierung auch zum öfftern in seiner wärenden
Kranckheit hat bekennet/ daß in seinem Hertzen Er ver
sichert sey/ daß das Evangelium von seinem und unser aller
Heyland Christo Jesu ein gewißlich wares und thewer
werthes Wort sey/ welches denn auch in seiner Schwach-
heit seiner Seelen Trost Labsal ist gewesen. Eine gros-
se Gnade ists
V. daß Er Saulum zur Erkentnis sei-
ner Sünden/ und waren Busse hat gebracht. Das

giebt Er uns ingesambt zu vernehmen/ wenn Er gestehet
und bekennet/ daß Er unter denen Sündern/ welchen
Christus zu Gut in die Welt kommen ist/ der für-
nemste sey.
Jn der Griechischen und der Vulgata
oder Gemeinen/ und von den Päpsten zu Rom Canonisirten
Lateinischen Version stehet ein solches Wörtlein/ welches
sonsten beydes den ersten in der Ordnung/ und denn auch/
nach Gelegenheit der Vmbstände eines Texts/ den vor-
nembsten kan bedeuten. Dannenhero etliche/ wie Thomas

Aqvinas

Chriſtliche Leich-Predigt.
werthes Wort ſey: Derowegen wir daſſelbe/ dieweil des
Heidniſchen Poeten Homeri Schrifften mit dieſem Him-
mels-Schatz/ dem Wort des Lebens/ gar nicht zu verglei-
chen/ vielmehr hochhalten/ in das Kaͤſtlein unſer Hertzen
legen/ wol bewaren/ und zuſehen ſollen/ daß wir durch Got-
tes Gnade viel Frucht in Gedult bringen moͤgen. Werden
wir das thun/ ſo ſind wir recht ſelige Leute: allhier ſelig in
Hoffnung/ Rom. 8/ 24. und koͤnnen uns der ewigen
Frewd und Seligkeit gar gewiß verſichern. Denn ſelig
ſind/ die das Wort Gottes hoͤren und bewahren/ wie der
Mund der Warheit/ Chriſtus Jeſsus ſelbſt bezeuget. Luc.
11/ 28.
Nun ſolche groſſe Gnade hat der grundguͤtige Gott/
auch unſerm nunmehr ſeligen Michael Neubern erzeiget/
Denn Er durch das Heiligen Geiſtes ſonderbare Erleuch-
tung und Regierung auch zum oͤfftern in ſeiner waͤrenden
Kranckheit hat bekennet/ daß in ſeinem Hertzen Er ver
ſichert ſey/ daß das Evangelium von ſeinem und unſer aller
Heyland Chriſto Jeſu ein gewißlich wares und thewer
werthes Wort ſey/ welches denn auch in ſeiner Schwach-
heit ſeiner Seelen Troſt Labſal iſt geweſen. Eine groſ-
ſe Gnade iſts
V. daß Er Saulum zur Erkentnis ſei-
ner Suͤnden/ und waren Buſſe hat gebracht. Das

giebt Er uns ingeſambt zu vernehmen/ wenn Er geſtehet
und bekennet/ daß Er unter denen Suͤndern/ welchen
Chriſtus zu Gut in die Welt kommen iſt/ der fuͤr-
nemſte ſey.
Jn der Griechiſchen und der Vulgata
oder Gemeinen/ und von den Paͤpſten zu Rom Canoniſirten
Lateiniſchen Verſion ſtehet ein ſolches Woͤrtlein/ welches
ſonſten beydes den erſten in der Ordnung/ und denn auch/
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nembſten kan bedeuten. Dannenhero etliche/ wie Thomas

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[14/0016] 14 Chriſtliche Leich-Predigt. werthes Wort ſey: Derowegen wir daſſelbe/ dieweil des Heidniſchen Poeten Homeri Schrifften mit dieſem Him- mels-Schatz/ dem Wort des Lebens/ gar nicht zu verglei- chen/ vielmehr hochhalten/ in das Kaͤſtlein unſer Hertzen legen/ wol bewaren/ und zuſehen ſollen/ daß wir durch Got- tes Gnade viel Frucht in Gedult bringen moͤgen. Werden wir das thun/ ſo ſind wir recht ſelige Leute: allhier ſelig in Hoffnung/ Rom. 8/ 24. und koͤnnen uns der ewigen Frewd und Seligkeit gar gewiß verſichern. Denn ſelig ſind/ die das Wort Gottes hoͤren und bewahren/ wie der Mund der Warheit/ Chriſtus Jeſsus ſelbſt bezeuget. Luc. 11/ 28. Nun ſolche groſſe Gnade hat der grundguͤtige Gott/ auch unſerm nunmehr ſeligen Michael Neubern erzeiget/ Denn Er durch das Heiligen Geiſtes ſonderbare Erleuch- tung und Regierung auch zum oͤfftern in ſeiner waͤrenden Kranckheit hat bekennet/ daß in ſeinem Hertzen Er ver ſichert ſey/ daß das Evangelium von ſeinem und unſer aller Heyland Chriſto Jeſu ein gewißlich wares und thewer werthes Wort ſey/ welches denn auch in ſeiner Schwach- heit ſeiner Seelen Troſt Labſal iſt geweſen. Eine groſ- ſe Gnade iſts V. daß Er Saulum zur Erkentnis ſei- ner Suͤnden/ und waren Buſſe hat gebracht. Das giebt Er uns ingeſambt zu vernehmen/ wenn Er geſtehet und bekennet/ daß Er unter denen Suͤndern/ welchen Chriſtus zu Gut in die Welt kommen iſt/ der fuͤr- nemſte ſey. Jn der Griechiſchen und der Vulgata oder Gemeinen/ und von den Paͤpſten zu Rom Canoniſirten Lateiniſchen Verſion ſtehet ein ſolches Woͤrtlein/ welches ſonſten beydes den erſten in der Ordnung/ und denn auch/ nach Gelegenheit der Vmbſtaͤnde eines Texts/ den vor- nembſten kan bedeuten. Dannenhero etliche/ wie Thomas Aqvinas 1098

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Zitationshilfe: Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/16>, abgerufen am 20.04.2024.