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Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.

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Die Erben.
das neugezeugte Individuum ist; ausserdem beweist sie aber, dass
das hier waltende Prinzip ein kollektives und progressives
ist, indem zuerst ein gemeinsamer Grundstock nach und nach gebildet
werden muss, woraus dann, ebenfalls nach und nach, Individuen von
durchschnittlich höherem Werte hervorgehen als es ausserhalb eines
solchen Verbandes der Fall ist, und unter diesen wieder zahlreiche Indi-
viduen mit geradezu "überschwänglichen" Eigenschaften entstehen. Das
ist eine Thatsache der Natur, genau im selben Sinne wie irgend eine
andere, nur sind wir hier, wie bei allen Phänomenen des Lebens, weit
entfernt, sie analysieren und ausdeuten zu können. Was man nun beim
Menschengeschlecht nicht übersehen darf, ist der Umstand, dass hier
das Schwergewicht auf das Moralische und Geistige fällt. Darum be-
deutet für uns Menschen der Mangel an organischem Rassenzusammen-
hang vor allem moralische und geistige Zerfahrenheit. Wer nirgends
herkommt, geht auch nirgends hin. Das einzelne Leben ist zu kurz,
um ein Ziel ins Auge zu fassen und zu erreichen. Das Leben eines
ganzen Volkes wäre ebenfalls zu kurz, wenn nicht Rasseneinheit ihm
einen bestimmten, beschränkten Charakter aufprägte, wenn nicht die
überschwänglichste Blüte vielseitiger und abweichender Begabungen
doch durch Stammeseinheit zusammengefasst würde, was ein allmähliches
Reifen, eine allmähliche Ausbildung nach bestimmten Richtungen ge-
stattet, und wodurch das begabteste Individuum schliesslich doch einem
überindividuellen Zwecke lebt.

Man könnte die Rasse, wie sie in Zeit und Raum entsteht und
besteht, mit dem sogenannten Kraftfeld eines Magneten vergleichen.
Nähert man einen Magnet einem Haufen von Eisenfeilspänen, so
nehmen diese bestimmte Richtungen an, so dass eine Figur entsteht,
mit einem deutlich markierten Mittelpunkt, von wo aus nach allen
Richtungen Linien ausstrahlen; je näher man den Magneten rückt,
um so fester und mathematischer erscheint die Zeichnung; nur wenige
Spänchen haben sich in genau die gleiche Richtung gelagert, alle aber
sind durch den Besitz des gemeinsamen Mittelpunktes und dadurch,
dass die relative Lage jedes Individuums zu allen anderen keine will-
kürliche, sondern eine gesetzmässige ist, zu einer thatsächlichen und
zugleich zu einer idealischen Einheit verknüpft. Das ist jetzt kein
Haufen mehr, sondern eine Gestalt. So unterscheidet sich eine Menschen-
rasse, eine echte Nation von einem Menschenhaufen. Dem Näher-
rücken des Magneten gleicht der durch reine Zucht immer fester sich
ausprägende Rassencharakter. Die einzelnen Mitglieder der Nation

Die Erben.
das neugezeugte Individuum ist; ausserdem beweist sie aber, dass
das hier waltende Prinzip ein kollektives und progressives
ist, indem zuerst ein gemeinsamer Grundstock nach und nach gebildet
werden muss, woraus dann, ebenfalls nach und nach, Individuen von
durchschnittlich höherem Werte hervorgehen als es ausserhalb eines
solchen Verbandes der Fall ist, und unter diesen wieder zahlreiche Indi-
viduen mit geradezu »überschwänglichen« Eigenschaften entstehen. Das
ist eine Thatsache der Natur, genau im selben Sinne wie irgend eine
andere, nur sind wir hier, wie bei allen Phänomenen des Lebens, weit
entfernt, sie analysieren und ausdeuten zu können. Was man nun beim
Menschengeschlecht nicht übersehen darf, ist der Umstand, dass hier
das Schwergewicht auf das Moralische und Geistige fällt. Darum be-
deutet für uns Menschen der Mangel an organischem Rassenzusammen-
hang vor allem moralische und geistige Zerfahrenheit. Wer nirgends
herkommt, geht auch nirgends hin. Das einzelne Leben ist zu kurz,
um ein Ziel ins Auge zu fassen und zu erreichen. Das Leben eines
ganzen Volkes wäre ebenfalls zu kurz, wenn nicht Rasseneinheit ihm
einen bestimmten, beschränkten Charakter aufprägte, wenn nicht die
überschwänglichste Blüte vielseitiger und abweichender Begabungen
doch durch Stammeseinheit zusammengefasst würde, was ein allmähliches
Reifen, eine allmähliche Ausbildung nach bestimmten Richtungen ge-
stattet, und wodurch das begabteste Individuum schliesslich doch einem
überindividuellen Zwecke lebt.

Man könnte die Rasse, wie sie in Zeit und Raum entsteht und
besteht, mit dem sogenannten Kraftfeld eines Magneten vergleichen.
Nähert man einen Magnet einem Haufen von Eisenfeilspänen, so
nehmen diese bestimmte Richtungen an, so dass eine Figur entsteht,
mit einem deutlich markierten Mittelpunkt, von wo aus nach allen
Richtungen Linien ausstrahlen; je näher man den Magneten rückt,
um so fester und mathematischer erscheint die Zeichnung; nur wenige
Spänchen haben sich in genau die gleiche Richtung gelagert, alle aber
sind durch den Besitz des gemeinsamen Mittelpunktes und dadurch,
dass die relative Lage jedes Individuums zu allen anderen keine will-
kürliche, sondern eine gesetzmässige ist, zu einer thatsächlichen und
zugleich zu einer idealischen Einheit verknüpft. Das ist jetzt kein
Haufen mehr, sondern eine Gestalt. So unterscheidet sich eine Menschen-
rasse, eine echte Nation von einem Menschenhaufen. Dem Näher-
rücken des Magneten gleicht der durch reine Zucht immer fester sich
ausprägende Rassencharakter. Die einzelnen Mitglieder der Nation

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[312/0335] Die Erben. das neugezeugte Individuum ist; ausserdem beweist sie aber, dass das hier waltende Prinzip ein kollektives und progressives ist, indem zuerst ein gemeinsamer Grundstock nach und nach gebildet werden muss, woraus dann, ebenfalls nach und nach, Individuen von durchschnittlich höherem Werte hervorgehen als es ausserhalb eines solchen Verbandes der Fall ist, und unter diesen wieder zahlreiche Indi- viduen mit geradezu »überschwänglichen« Eigenschaften entstehen. Das ist eine Thatsache der Natur, genau im selben Sinne wie irgend eine andere, nur sind wir hier, wie bei allen Phänomenen des Lebens, weit entfernt, sie analysieren und ausdeuten zu können. Was man nun beim Menschengeschlecht nicht übersehen darf, ist der Umstand, dass hier das Schwergewicht auf das Moralische und Geistige fällt. Darum be- deutet für uns Menschen der Mangel an organischem Rassenzusammen- hang vor allem moralische und geistige Zerfahrenheit. Wer nirgends herkommt, geht auch nirgends hin. Das einzelne Leben ist zu kurz, um ein Ziel ins Auge zu fassen und zu erreichen. Das Leben eines ganzen Volkes wäre ebenfalls zu kurz, wenn nicht Rasseneinheit ihm einen bestimmten, beschränkten Charakter aufprägte, wenn nicht die überschwänglichste Blüte vielseitiger und abweichender Begabungen doch durch Stammeseinheit zusammengefasst würde, was ein allmähliches Reifen, eine allmähliche Ausbildung nach bestimmten Richtungen ge- stattet, und wodurch das begabteste Individuum schliesslich doch einem überindividuellen Zwecke lebt. Man könnte die Rasse, wie sie in Zeit und Raum entsteht und besteht, mit dem sogenannten Kraftfeld eines Magneten vergleichen. Nähert man einen Magnet einem Haufen von Eisenfeilspänen, so nehmen diese bestimmte Richtungen an, so dass eine Figur entsteht, mit einem deutlich markierten Mittelpunkt, von wo aus nach allen Richtungen Linien ausstrahlen; je näher man den Magneten rückt, um so fester und mathematischer erscheint die Zeichnung; nur wenige Spänchen haben sich in genau die gleiche Richtung gelagert, alle aber sind durch den Besitz des gemeinsamen Mittelpunktes und dadurch, dass die relative Lage jedes Individuums zu allen anderen keine will- kürliche, sondern eine gesetzmässige ist, zu einer thatsächlichen und zugleich zu einer idealischen Einheit verknüpft. Das ist jetzt kein Haufen mehr, sondern eine Gestalt. So unterscheidet sich eine Menschen- rasse, eine echte Nation von einem Menschenhaufen. Dem Näher- rücken des Magneten gleicht der durch reine Zucht immer fester sich ausprägende Rassencharakter. Die einzelnen Mitglieder der Nation

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Zitationshilfe: Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamberlain_grundlagen01_1899/335>, abgerufen am 12.05.2024.