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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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sich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an. Die
bleiernen Stunden verdrängten einander, es ward
Mittag, Abend, Nacht; es rückten die Zeiger,
welkte die Hoffnung; es schlug eilf, und nichts
erschien; die letzten Minuten der letzten Stunde
fielen, und nichts erschien, es schlug der erste
Schlag, der letzte Schlag der zwölften Stunde,
und ich sank hoffnungslos in unendlichen Thränen
auf mein Lager zurück. Morgen sollt' ich -- auf
immer schattenlos, um die Hand der Geliebten an¬
halten; banger Schlaf drückte mir gegen den
Morgen die Augen zu.


ſich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an. Die
bleiernen Stunden verdraͤngten einander, es ward
Mittag, Abend, Nacht; es ruͤckten die Zeiger,
welkte die Hoffnung; es ſchlug eilf, und nichts
erſchien; die letzten Minuten der letzten Stunde
fielen, und nichts erſchien, es ſchlug der erſte
Schlag, der letzte Schlag der zwoͤlften Stunde,
und ich ſank hoffnungslos in unendlichen Thraͤnen
auf mein Lager zuruͤck. Morgen ſollt' ich — auf
immer ſchattenlos, um die Hand der Geliebten an¬
halten; banger Schlaf druͤckte mir gegen den
Morgen die Augen zu.


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[55/0075] ſich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an. Die bleiernen Stunden verdraͤngten einander, es ward Mittag, Abend, Nacht; es ruͤckten die Zeiger, welkte die Hoffnung; es ſchlug eilf, und nichts erſchien; die letzten Minuten der letzten Stunde fielen, und nichts erſchien, es ſchlug der erſte Schlag, der letzte Schlag der zwoͤlften Stunde, und ich ſank hoffnungslos in unendlichen Thraͤnen auf mein Lager zuruͤck. Morgen ſollt' ich — auf immer ſchattenlos, um die Hand der Geliebten an¬ halten; banger Schlaf druͤckte mir gegen den Morgen die Augen zu.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/75>, abgerufen am 29.04.2024.