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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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v. d. Begebenheiten der moral. Dinge.
Seite, auf der starcken und schwachen Seite
an, wenn man das Gute oder das Bose, das
Leichte oder das Schwere, das Vollständige oder
Unvollständige davon zusammen nimmt, und in
Erwegung ziehet.

§. 20.
Und was daraus vor Begriffe entstehen?

Eine Sache nach und nach auf mancherley
Seite betrachten, heisset die Sache beleuchten.
Nachdem man eine Seite betrachtet hat, und so
dann das Gegentheil derselben in Betrachtung
gezogen wird, das heisset man eine Sache um-
wenden.
Man hat z. E. eine neue Abgabe
ersonnen: das Project wird beleuchtet, indem
man es nach seinem Ertrage, nach den erfor-
derlichen Unkosten bey der Einnahme, nach der
Schwierigkeit bey der Eintreibung, nach der
Beschwerde, womit die Unterthanen aufs neue
belegt werden, nach dem Schaden, der daraus
in der Handlung entstehen kan, untersucht. Man
wendet aber das Project um, wenn man etwa
anfangs das Gute und hernach das Böse be-
trachtet: wenn man erst, wie es sich in Ansehung
des Fürsten verhält, erweget, und so dann wie
in Ansehung der Unterthanen.

§. 21.
Wie man gegen ein moralisches Wesen sich
verhalten kan.

Diejenigen, deren vereinigter Wille die Ex-
istentz eines moralischen Dinges ausmacht, heissen
Glieder. Da nun leicht zu erachten, daß wo

viele
E 5

v. d. Begebenheiten der moral. Dinge.
Seite, auf der ſtarcken und ſchwachen Seite
an, wenn man das Gute oder das Boſe, das
Leichte oder das Schwere, das Vollſtaͤndige oder
Unvollſtaͤndige davon zuſammen nimmt, und in
Erwegung ziehet.

§. 20.
Und was daraus vor Begriffe entſtehen?

Eine Sache nach und nach auf mancherley
Seite betrachten, heiſſet die Sache beleuchten.
Nachdem man eine Seite betrachtet hat, und ſo
dann das Gegentheil derſelben in Betrachtung
gezogen wird, das heiſſet man eine Sache um-
wenden.
Man hat z. E. eine neue Abgabe
erſonnen: das Project wird beleuchtet, indem
man es nach ſeinem Ertrage, nach den erfor-
derlichen Unkoſten bey der Einnahme, nach der
Schwierigkeit bey der Eintreibung, nach der
Beſchwerde, womit die Unterthanen aufs neue
belegt werden, nach dem Schaden, der daraus
in der Handlung entſtehen kan, unterſucht. Man
wendet aber das Project um, wenn man etwa
anfangs das Gute und hernach das Boͤſe be-
trachtet: wenn man erſt, wie es ſich in Anſehung
des Fuͤrſten verhaͤlt, erweget, und ſo dann wie
in Anſehung der Unterthanen.

§. 21.
Wie man gegen ein moraliſches Weſen ſich
verhalten kan.

Diejenigen, deren vereinigter Wille die Ex-
iſtentz eines moraliſchen Dinges ausmacht, heiſſen
Glieder. Da nun leicht zu erachten, daß wo

viele
E 5
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[73/0109] v. d. Begebenheiten der moral. Dinge. Seite, auf der ſtarcken und ſchwachen Seite an, wenn man das Gute oder das Boſe, das Leichte oder das Schwere, das Vollſtaͤndige oder Unvollſtaͤndige davon zuſammen nimmt, und in Erwegung ziehet. §. 20. Und was daraus vor Begriffe entſtehen? Eine Sache nach und nach auf mancherley Seite betrachten, heiſſet die Sache beleuchten. Nachdem man eine Seite betrachtet hat, und ſo dann das Gegentheil derſelben in Betrachtung gezogen wird, das heiſſet man eine Sache um- wenden. Man hat z. E. eine neue Abgabe erſonnen: das Project wird beleuchtet, indem man es nach ſeinem Ertrage, nach den erfor- derlichen Unkoſten bey der Einnahme, nach der Schwierigkeit bey der Eintreibung, nach der Beſchwerde, womit die Unterthanen aufs neue belegt werden, nach dem Schaden, der daraus in der Handlung entſtehen kan, unterſucht. Man wendet aber das Project um, wenn man etwa anfangs das Gute und hernach das Boͤſe be- trachtet: wenn man erſt, wie es ſich in Anſehung des Fuͤrſten verhaͤlt, erweget, und ſo dann wie in Anſehung der Unterthanen. §. 21. Wie man gegen ein moraliſches Weſen ſich verhalten kan. Diejenigen, deren vereinigter Wille die Ex- iſtentz eines moraliſchen Dinges ausmacht, heiſſen Glieder. Da nun leicht zu erachten, daß wo viele E 5

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/109>, abgerufen am 29.04.2024.