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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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Achtes Capitel,
§. 31.
Anfang einer verwirrten Geschichte.

Um nun den Zusammenhang der verworre-
nen Begebenheiten, und grossen Begebenheiten,
überhaupt deutlich zu erklären, so haben wir zu-
förderst die Gelegenheit, als den allerersten Theil
bemerckt. Jhr Anfang ist das Zweyte, was
wir zu bestimmen haben. Denn darüber kan ernst-
lich
gestritten werden, wo sich die Unruhen an-
fangen; weil nehmlich davon die Entscheidung
abhanget, wer am meisten an den erfolgten Trou-
blen Schuld sey. Wir haben ein klares Exem-
pel von solcher Streitigkeit an den Westphälischen
Friedenstractaten, da man kayserlicher Seits, den
Anfang ins Jahr 1624, oder gar erst 1629. setzen
wollte, Schwedischer Seits eifrigst auf dem Jah-
re 1618. bestanden wurde: Welche Disputation
manchen Auffenthalt in den Tractaten gemacht
hat. Um hiervon nun deutlich zu reden, müssen
wir uns auf das beziehen, was wir Cap. 3. von dem
moralischen Wesen gelehret haben; als wo-
hin ein Anschlag, der zur Ausführung mit glück-
lichen oder unglücklichen Erfolg gebracht wird, al-
lerdings gehöret (§. 4. C. 3.) den Anfang dieser
Dinge aber haben wir darinnen gesetzt, daß sie,
durch sichtbare und handgreiffliche Aeusserungen
sichtbar werden (§. 5. C. 3.): Wir müssen also
den Anfang eines Anschlags, oder vielmehr sei-
ner Ausführung, in solchen Handlungen setzen,
woraus man den gefaßten Anschlag, ohne Zwey-
deutigkeit erkennen oder schliessen kan. Diese Hand-

lungen
Achtes Capitel,
§. 31.
Anfang einer verwirrten Geſchichte.

Um nun den Zuſammenhang der verworre-
nen Begebenheiten, und groſſen Begebenheiten,
uͤberhaupt deutlich zu erklaͤren, ſo haben wir zu-
foͤrderſt die Gelegenheit, als den allererſten Theil
bemerckt. Jhr Anfang iſt das Zweyte, was
wir zu beſtimmen haben. Denn daruͤber kan ernſt-
lich
geſtritten werden, wo ſich die Unruhen an-
fangen; weil nehmlich davon die Entſcheidung
abhanget, wer am meiſten an den erfolgten Trou-
blen Schuld ſey. Wir haben ein klares Exem-
pel von ſolcher Streitigkeit an den Weſtphaͤliſchen
Friedenstractaten, da man kayſerlicher Seits, den
Anfang ins Jahr 1624, oder gar erſt 1629. ſetzen
wollte, Schwediſcher Seits eifrigſt auf dem Jah-
re 1618. beſtanden wurde: Welche Diſputation
manchen Auffenthalt in den Tractaten gemacht
hat. Um hiervon nun deutlich zu reden, muͤſſen
wir uns auf das beziehen, was wir Cap. 3. von dem
moraliſchen Weſen gelehret haben; als wo-
hin ein Anſchlag, der zur Ausfuͤhrung mit gluͤck-
lichen oder ungluͤcklichen Erfolg gebracht wird, al-
lerdings gehoͤret (§. 4. C. 3.) den Anfang dieſer
Dinge aber haben wir darinnen geſetzt, daß ſie,
durch ſichtbare und handgreiffliche Aeuſſerungen
ſichtbar werden (§. 5. C. 3.): Wir muͤſſen alſo
den Anfang eines Anſchlags, oder vielmehr ſei-
ner Ausfuͤhrung, in ſolchen Handlungen ſetzen,
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deutigkeit erkennen oder ſchlieſſen kan. Dieſe Hand-

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[244/0280] Achtes Capitel, §. 31. Anfang einer verwirrten Geſchichte. Um nun den Zuſammenhang der verworre- nen Begebenheiten, und groſſen Begebenheiten, uͤberhaupt deutlich zu erklaͤren, ſo haben wir zu- foͤrderſt die Gelegenheit, als den allererſten Theil bemerckt. Jhr Anfang iſt das Zweyte, was wir zu beſtimmen haben. Denn daruͤber kan ernſt- lich geſtritten werden, wo ſich die Unruhen an- fangen; weil nehmlich davon die Entſcheidung abhanget, wer am meiſten an den erfolgten Trou- blen Schuld ſey. Wir haben ein klares Exem- pel von ſolcher Streitigkeit an den Weſtphaͤliſchen Friedenstractaten, da man kayſerlicher Seits, den Anfang ins Jahr 1624, oder gar erſt 1629. ſetzen wollte, Schwediſcher Seits eifrigſt auf dem Jah- re 1618. beſtanden wurde: Welche Diſputation manchen Auffenthalt in den Tractaten gemacht hat. Um hiervon nun deutlich zu reden, muͤſſen wir uns auf das beziehen, was wir Cap. 3. von dem moraliſchen Weſen gelehret haben; als wo- hin ein Anſchlag, der zur Ausfuͤhrung mit gluͤck- lichen oder ungluͤcklichen Erfolg gebracht wird, al- lerdings gehoͤret (§. 4. C. 3.) den Anfang dieſer Dinge aber haben wir darinnen geſetzt, daß ſie, durch ſichtbare und handgreiffliche Aeuſſerungen ſichtbar werden (§. 5. C. 3.): Wir muͤſſen alſo den Anfang eines Anſchlags, oder vielmehr ſei- ner Ausfuͤhrung, in ſolchen Handlungen ſetzen, woraus man den gefaßten Anſchlag, ohne Zwey- deutigkeit erkennen oder ſchlieſſen kan. Dieſe Hand- lungen

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/280>, abgerufen am 28.04.2024.