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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

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Pomologische

Kelch -- wird von manchen Pomologen die Blume genennt.
Pars pro toto. S. Blume.

Kelchröhre -- ist die bisweilige Oeffnung von der Blume
zum Kernhaus, wodurch bey dem Embrio der Frucht,
(dem Fruchtknoten in der Blüthe,) die Befruchtung des
Samens gegangen. Sehr sichtbar und groß ist diese Kelch-
röhre bey den meisten Calvillen etc. Bisweilen gehet die
Kelchröhre, wie ein Cylinder gestaltet, nur bis zur Hälfte
gegen das Kernhaus. Bisweilen bis zu den Kernen, daß
solche sogar bey feuchter Witterung schimmlich werden.
Meist siehet man gar keine Oeffnung, die sich also wahr-
scheinlich auch nicht bey dem Embrio, im Fruchtknoten,
befunden: und die Natur weiß gleichwol ihren Endzweck
zu erreichen und das Geistige, die befruchtende Kraft, des
Samenkügelchens durch den Pistill zu den Kernen zu
bringen.

Kernhaus -- heißt das Samenbehältnis der Kernobst-
früchte. Es hat gewöhnlich 5 Fächer, Kammern oder
Abtheilungen: einige wenige nur 4. In jeder sind ge-
wöhnlich 2 Samen oder Kerne, außer gewöhnlich 3, bey
den Quitten aber bis zu 12 und 18 Kerne in einer Kam-
mer. Das Fleisch, so das Kernhaus umgibt bis zur
Schale, ist um des Samens willen da. -- Das Kernhaus
ist bald groß und weit, wie bey den Calvillen, bald klein
und enge: bald lauft es gegen den Stiel, bald gegen die
Blume spitzer zu: bald ist es herzförmig, bald länglich.
Ein offenes Kernhaus ist, dessen Fächer und perga-
mentartige Wände und Unterschiede nicht geschlossen sind,
sondern an der Achse von einander stehen, wie bey den
Calvillen: ein geschlossenes Kernhaus das Gegentheil.

Kesselbaum -- ist eine Art Zwergbaum, der nicht häu-
fig mehr im Gebrauch ist, weil er zu viel Schatten auf
den Rabatten und sonstige Hindernisse im Pflanzen macht.
Am schicklichsten stehen sie bisweilen in den Ecken des Gar-

Pomologiſche

Kelch — wird von manchen Pomologen die Blume genennt.
Pars pro toto. S. Blume.

Kelchröhre — iſt die bisweilige Oeffnung von der Blume
zum Kernhaus, wodurch bey dem Embrio der Frucht,
(dem Fruchtknoten in der Blüthe,) die Befruchtung des
Samens gegangen. Sehr ſichtbar und groß iſt dieſe Kelch-
röhre bey den meiſten Calvillen ꝛc. Bisweilen gehet die
Kelchröhre, wie ein Cylinder geſtaltet, nur bis zur Hälfte
gegen das Kernhaus. Bisweilen bis zu den Kernen, daß
ſolche ſogar bey feuchter Witterung ſchimmlich werden.
Meiſt ſiehet man gar keine Oeffnung, die ſich alſo wahr-
ſcheinlich auch nicht bey dem Embrio, im Fruchtknoten,
befunden: und die Natur weiß gleichwol ihren Endzweck
zu erreichen und das Geiſtige, die befruchtende Kraft, des
Samenkügelchens durch den Piſtill zu den Kernen zu
bringen.

Kernhaus — heißt das Samenbehältnis der Kernobſt-
früchte. Es hat gewöhnlich 5 Fächer, Kammern oder
Abtheilungen: einige wenige nur 4. In jeder ſind ge-
wöhnlich 2 Samen oder Kerne, außer gewöhnlich 3, bey
den Quitten aber bis zu 12 und 18 Kerne in einer Kam-
mer. Das Fleiſch, ſo das Kernhaus umgibt bis zur
Schale, iſt um des Samens willen da. — Das Kernhaus
iſt bald groß und weit, wie bey den Calvillen, bald klein
und enge: bald lauft es gegen den Stiel, bald gegen die
Blume ſpitzer zu: bald iſt es herzförmig, bald länglich.
Ein offenes Kernhaus iſt, deſſen Fächer und perga-
mentartige Wände und Unterſchiede nicht geſchloſſen ſind,
ſondern an der Achſe von einander ſtehen, wie bey den
Calvillen: ein geſchloſſenes Kernhaus das Gegentheil.

Keſſelbaum — iſt eine Art Zwergbaum, der nicht häu-
fig mehr im Gebrauch iſt, weil er zu viel Schatten auf
den Rabatten und ſonſtige Hinderniſſe im Pflanzen macht.
Am ſchicklichſten ſtehen ſie bisweilen in den Ecken des Gar-

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[XXXVIII/0038] Pomologiſche Kelch — wird von manchen Pomologen die Blume genennt. Pars pro toto. S. Blume. Kelchröhre — iſt die bisweilige Oeffnung von der Blume zum Kernhaus, wodurch bey dem Embrio der Frucht, (dem Fruchtknoten in der Blüthe,) die Befruchtung des Samens gegangen. Sehr ſichtbar und groß iſt dieſe Kelch- röhre bey den meiſten Calvillen ꝛc. Bisweilen gehet die Kelchröhre, wie ein Cylinder geſtaltet, nur bis zur Hälfte gegen das Kernhaus. Bisweilen bis zu den Kernen, daß ſolche ſogar bey feuchter Witterung ſchimmlich werden. Meiſt ſiehet man gar keine Oeffnung, die ſich alſo wahr- ſcheinlich auch nicht bey dem Embrio, im Fruchtknoten, befunden: und die Natur weiß gleichwol ihren Endzweck zu erreichen und das Geiſtige, die befruchtende Kraft, des Samenkügelchens durch den Piſtill zu den Kernen zu bringen. Kernhaus — heißt das Samenbehältnis der Kernobſt- früchte. Es hat gewöhnlich 5 Fächer, Kammern oder Abtheilungen: einige wenige nur 4. In jeder ſind ge- wöhnlich 2 Samen oder Kerne, außer gewöhnlich 3, bey den Quitten aber bis zu 12 und 18 Kerne in einer Kam- mer. Das Fleiſch, ſo das Kernhaus umgibt bis zur Schale, iſt um des Samens willen da. — Das Kernhaus iſt bald groß und weit, wie bey den Calvillen, bald klein und enge: bald lauft es gegen den Stiel, bald gegen die Blume ſpitzer zu: bald iſt es herzförmig, bald länglich. Ein offenes Kernhaus iſt, deſſen Fächer und perga- mentartige Wände und Unterſchiede nicht geſchloſſen ſind, ſondern an der Achſe von einander ſtehen, wie bey den Calvillen: ein geſchloſſenes Kernhaus das Gegentheil. Keſſelbaum — iſt eine Art Zwergbaum, der nicht häu- fig mehr im Gebrauch iſt, weil er zu viel Schatten auf den Rabatten und ſonſtige Hinderniſſe im Pflanzen macht. Am ſchicklichſten ſtehen ſie bisweilen in den Ecken des Gar-

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Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XXXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/38>, abgerufen am 28.04.2024.