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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

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Speierlinge. Sorbus dom.

Der Speierlingbaum hat einen Bruder, der
ihm ganz ähnlich siehet, und von dem er nicht zu unter-
scheiden ist, als an der Rippe und Stiel der Blätter,
welcher roth ist, jener des Speierlingbaums aber grün.
Dieser Bruder, auf dem auch jener gepfropfet werden
kann, trägt zur Verwunderung ganz andere Früchte,
nemlich rothe Beeren in Büscheln, womit die Vögel ge-
fangen werden, und deswegen Sorbus Aucuparia, Vo-
gelbeerbaum, (auch Ebereschen, Quitschen-
baum etc.) genennet wird *).

*) Noch einen merkwürdigen Verwandten, der zum Geschlecht des
Kernobstes zu rechnen ist, hat der Sorbus dom. an dem
Ahornblättrigen Speierbaum, (der auch Elsebee-
ren, Atlaskirschenbaum genennet wird.) Linne nennet
ihn Crataegus torminalis. Seine Blätter, die sehr
frühe treiben, haben die Gestalt der Traubenblätter, oder des
Ahorns, sind oben dunkelgrün, unten weißwollig. Seine
Blüthe gleicht völlig der Speierlingsblüthe, und ist ein Dolden-
gewächs in Träubeln zu 30, 40 Blüthen, die 5 kleine, ganz
weiße Blumenblätter haben, die hohl gebogen sind. Seine
Frucht, die mit den Speierlingen Mitte May blühet, ist zwar
bey uns wenig im Gebrauch und unbekannt zu besonderem
Nutzen, aber in London werden sie auf dem Markte, wie
bey uns die Speierlinge, verkauft. Sie ist eine Beere von der
Größe einer Haselnuß, fast birnförmig: Blume und Stiel
stehen in einiger Vertiefung. Das Fleisch ist, wie die
Speierlinge und Mispeln, ungeniesbar, ehe die Frucht moll
oder teig wird, das aber in wenig Tagen geschiehet. Alsdann
aber gleicht es einem sehr zarten Mark: hat viele, aber ganz
angenehme Säure, und einen Geschmack, der viele Aehnlichkeit
mit der Hagebutte hat. In der Mitte ist ein länglicher roth-
Speierlinge. Sorbus dom.

Der Speierlingbaum hat einen Bruder, der
ihm ganz ähnlich ſiehet, und von dem er nicht zu unter-
ſcheiden iſt, als an der Rippe und Stiel der Blätter,
welcher roth iſt, jener des Speierlingbaums aber grün.
Dieſer Bruder, auf dem auch jener gepfropfet werden
kann, trägt zur Verwunderung ganz andere Früchte,
nemlich rothe Beeren in Büſcheln, womit die Vögel ge-
fangen werden, und deswegen Sorbus Aucuparia, Vo-
gelbeerbaum, (auch Ebereſchen, Quitſchen-
baum ꝛc.) genennet wird *).

*) Noch einen merkwürdigen Verwandten, der zum Geſchlecht des
Kernobſtes zu rechnen iſt, hat der Sorbus dom. an dem
Ahornblättrigen Speierbaum, (der auch Elſebee-
ren, Atlaskirſchenbaum genennet wird.) Linné nennet
ihn Crataegus torminalis. Seine Blätter, die ſehr
frühe treiben, haben die Geſtalt der Traubenblätter, oder des
Ahorns, ſind oben dunkelgrün, unten weißwollig. Seine
Blüthe gleicht völlig der Speierlingsblüthe, und iſt ein Dolden-
gewächs in Träubeln zu 30, 40 Blüthen, die 5 kleine, ganz
weiße Blumenblätter haben, die hohl gebogen ſind. Seine
Frucht, die mit den Speierlingen Mitte May blühet, iſt zwar
bey uns wenig im Gebrauch und unbekannt zu beſonderem
Nutzen, aber in London werden ſie auf dem Markte, wie
bey uns die Speierlinge, verkauft. Sie iſt eine Beere von der
Größe einer Haſelnuß, faſt birnförmig: Blume und Stiel
ſtehen in einiger Vertiefung. Das Fleiſch iſt, wie die
Speierlinge und Miſpeln, ungeniesbar, ehe die Frucht moll
oder teig wird, das aber in wenig Tagen geſchiehet. Alsdann
aber gleicht es einem ſehr zarten Mark: hat viele, aber ganz
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[643/0691] Speierlinge. Sorbus dom. Der Speierlingbaum hat einen Bruder, der ihm ganz ähnlich ſiehet, und von dem er nicht zu unter- ſcheiden iſt, als an der Rippe und Stiel der Blätter, welcher roth iſt, jener des Speierlingbaums aber grün. Dieſer Bruder, auf dem auch jener gepfropfet werden kann, trägt zur Verwunderung ganz andere Früchte, nemlich rothe Beeren in Büſcheln, womit die Vögel ge- fangen werden, und deswegen Sorbus Aucuparia, Vo- gelbeerbaum, (auch Ebereſchen, Quitſchen- baum ꝛc.) genennet wird *). *) Noch einen merkwürdigen Verwandten, der zum Geſchlecht des Kernobſtes zu rechnen iſt, hat der Sorbus dom. an dem Ahornblättrigen Speierbaum, (der auch Elſebee- ren, Atlaskirſchenbaum genennet wird.) Linné nennet ihn Crataegus torminalis. Seine Blätter, die ſehr frühe treiben, haben die Geſtalt der Traubenblätter, oder des Ahorns, ſind oben dunkelgrün, unten weißwollig. Seine Blüthe gleicht völlig der Speierlingsblüthe, und iſt ein Dolden- gewächs in Träubeln zu 30, 40 Blüthen, die 5 kleine, ganz weiße Blumenblätter haben, die hohl gebogen ſind. Seine Frucht, die mit den Speierlingen Mitte May blühet, iſt zwar bey uns wenig im Gebrauch und unbekannt zu beſonderem Nutzen, aber in London werden ſie auf dem Markte, wie bey uns die Speierlinge, verkauft. Sie iſt eine Beere von der Größe einer Haſelnuß, faſt birnförmig: Blume und Stiel ſtehen in einiger Vertiefung. Das Fleiſch iſt, wie die Speierlinge und Miſpeln, ungeniesbar, ehe die Frucht moll oder teig wird, das aber in wenig Tagen geſchiehet. Alsdann aber gleicht es einem ſehr zarten Mark: hat viele, aber ganz angenehme Säure, und einen Geſchmack, der viele Aehnlichkeit mit der Hagebutte hat. In der Mitte iſt ein länglicher roth-

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Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/691>, abgerufen am 28.04.2024.