Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorschein kommen. Das lose Kind fabricirte är¬
gerlich aus den Kügelchen eine große Kartätsche,
und warf sie dem Oncle Heinrich in den unförm¬
lich großen Jabot.

Endlich war die langweilige Tafel aufgehoben;
der Graf, welcher durch den Sturz vom Pferde
noch immer sehr angegriffen war, zog sich nach
wenigen Minuten in sein Schlafzimmer zurück,
und wünschte seinem Gaste, der um 100 pro
Cent
in seiner Achtung gestiegen war, eine ange¬
nehme Ruhe. Oncle Heinrich bot Blauenstein
noch eine Parthie Schach an, welches der letztere
nicht ausschlagen durfte. Tina, mußte es ihr
nicht unangenehm sein, abermahls um die Unter¬
haltung mit dem interessanten, jungen Manne
geprellt zu werden? Tina machte dem Oncle
über dies Anerbieten Vorwürfe.

"Schmäle mir mein Schach nicht!" erwiederte
dieser freundlich; "es bleibt doch das Spiel aller
Spiele. Aber halt, mein Mäuschen, Du spieltest
ja selbst eben nicht so übel, und am Ende macht
der Baron doch mit Dir lieber eine Parthie, als
mit einem alten Kerl, nicht?"

Das war einmal wieder vom Oncle ein

Vorſchein kommen. Das loſe Kind fabricirte aͤr¬
gerlich aus den Kuͤgelchen eine große Kartaͤtſche,
und warf ſie dem Oncle Heinrich in den unfoͤrm¬
lich großen Jabot.

Endlich war die langweilige Tafel aufgehoben;
der Graf, welcher durch den Sturz vom Pferde
noch immer ſehr angegriffen war, zog ſich nach
wenigen Minuten in ſein Schlafzimmer zuruͤck,
und wuͤnſchte ſeinem Gaſte, der um 100 pro
Cent
in ſeiner Achtung geſtiegen war, eine ange¬
nehme Ruhe. Oncle Heinrich bot Blauenſtein
noch eine Parthie Schach an, welches der letztere
nicht ausſchlagen durfte. Tina, mußte es ihr
nicht unangenehm ſein, abermahls um die Unter¬
haltung mit dem intereſſanten, jungen Manne
geprellt zu werden? Tina machte dem Oncle
uͤber dies Anerbieten Vorwuͤrfe.

„Schmaͤle mir mein Schach nicht!“ erwiederte
dieſer freundlich; „es bleibt doch das Spiel aller
Spiele. Aber halt, mein Maͤuschen, Du ſpielteſt
ja ſelbſt eben nicht ſo uͤbel, und am Ende macht
der Baron doch mit Dir lieber eine Parthie, als
mit einem alten Kerl, nicht?“

Das war einmal wieder vom Oncle ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="25"/>
Vor&#x017F;chein kommen. Das lo&#x017F;e Kind fabricirte a&#x0364;<lb/>
gerlich aus den Ku&#x0364;gelchen eine große Karta&#x0364;t&#x017F;che,<lb/>
und warf &#x017F;ie dem Oncle Heinrich in den unfo&#x0364;rm¬<lb/>
lich großen Jabot.</p><lb/>
        <p>Endlich war die langweilige Tafel aufgehoben;<lb/>
der Graf, welcher durch den Sturz vom Pferde<lb/>
noch immer &#x017F;ehr angegriffen war, zog &#x017F;ich nach<lb/>
wenigen Minuten in &#x017F;ein Schlafzimmer zuru&#x0364;ck,<lb/>
und wu&#x0364;n&#x017F;chte &#x017F;einem Ga&#x017F;te, der um 100 <hi rendition="#aq">pro<lb/>
Cent</hi> in &#x017F;einer Achtung ge&#x017F;tiegen war, eine ange¬<lb/>
nehme Ruhe. Oncle Heinrich bot Blauen&#x017F;tein<lb/>
noch eine Parthie Schach an, welches der letztere<lb/>
nicht aus&#x017F;chlagen durfte. Tina, mußte es ihr<lb/>
nicht unangenehm &#x017F;ein, abermahls um die Unter¬<lb/>
haltung mit dem intere&#x017F;&#x017F;anten, jungen Manne<lb/>
geprellt zu werden? Tina machte dem Oncle<lb/>
u&#x0364;ber dies Anerbieten Vorwu&#x0364;rfe.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Schma&#x0364;le mir mein Schach nicht!&#x201C; erwiederte<lb/>
die&#x017F;er freundlich; &#x201E;es bleibt doch das Spiel aller<lb/>
Spiele. Aber halt, mein Ma&#x0364;uschen, Du &#x017F;pielte&#x017F;t<lb/>
ja &#x017F;elb&#x017F;t eben nicht &#x017F;o u&#x0364;bel, und am Ende macht<lb/>
der Baron doch mit Dir lieber eine Parthie, als<lb/>
mit einem alten Kerl, nicht?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Das war einmal wieder vom Oncle ein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0031] Vorſchein kommen. Das loſe Kind fabricirte aͤr¬ gerlich aus den Kuͤgelchen eine große Kartaͤtſche, und warf ſie dem Oncle Heinrich in den unfoͤrm¬ lich großen Jabot. Endlich war die langweilige Tafel aufgehoben; der Graf, welcher durch den Sturz vom Pferde noch immer ſehr angegriffen war, zog ſich nach wenigen Minuten in ſein Schlafzimmer zuruͤck, und wuͤnſchte ſeinem Gaſte, der um 100 pro Cent in ſeiner Achtung geſtiegen war, eine ange¬ nehme Ruhe. Oncle Heinrich bot Blauenſtein noch eine Parthie Schach an, welches der letztere nicht ausſchlagen durfte. Tina, mußte es ihr nicht unangenehm ſein, abermahls um die Unter¬ haltung mit dem intereſſanten, jungen Manne geprellt zu werden? Tina machte dem Oncle uͤber dies Anerbieten Vorwuͤrfe. „Schmaͤle mir mein Schach nicht!“ erwiederte dieſer freundlich; „es bleibt doch das Spiel aller Spiele. Aber halt, mein Maͤuschen, Du ſpielteſt ja ſelbſt eben nicht ſo uͤbel, und am Ende macht der Baron doch mit Dir lieber eine Parthie, als mit einem alten Kerl, nicht?“ Das war einmal wieder vom Oncle ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/31
Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/31>, abgerufen am 03.05.2024.