Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

ihr anvertraute glücklich behauptet hat, ist eher wieder zu
gebrauchen als eine die zurückgeworfen ist.

125 a. Es sind zwei Folgen von Nr. 123. in Be-
tracht zu ziehen.

Die erste ist die aus dem Gebrauch einer geringern
Streitkraft im Feuergefecht als der Gegner sie anwendet er-
wachsende Ökonomie der Kräfte. Denn wenn die Zerstö-
rung der Kräfte im Feuergefecht nicht blos durch die Ver-
luste an Solchen die außer Gefecht gesetzt werden, entsteht,
sondern auch dadurch daß Alles was gefochten hat in seiner
Kraft geschwächt ist, so wird natürlich die Schwächung
für Den geringer sein der weniger angewendet hat.

Wenn 500 Mann im Stande gewesen sind 1000 Mann
das Gleichgewicht im Gefecht zu halten, so bleiben bei glei-
chen Verlusten auf beiden Seiten, die wir auf 200 an-
nehmen wollen, dem Einen 300 Mann mit erschöpften
Kräften, dem andern 800 Mann, wovon 300 erschöpft,
500 aber frisch sind.

125 b. Die zweite Folge ist daß die Schwächung
des Gegners, also die Zerstörung der feindlichen
Streitkräfte
, viel mehr Umfang hat als die Zahl der
Todten, Verwundeten und Gefangenen. Die Zahl der
letztern beträgt vielleicht nur 1/5 des Ganzen, es sollten also
5/6 übrig bleiben. Aber unter diesem 5/6 sind eigentlich nur
die ganz intakten Reserven und die Truppen welche
zwar gebraucht worden sind aber noch wenig gelitten ha-
ben, als brauchbar und die übrigen (vielleicht 4/6) als ein
caput mortuum zu betrachten.

126. Diese Verkleinerung der wirkenden Massen ist
die erste Absicht des Zerstörungsakts, weil die Entschei-
dung nur mit den kleinern Massen gegeben werden kann.

127. Es ist aber nicht die absolute Größe der

Massen

ihr anvertraute gluͤcklich behauptet hat, iſt eher wieder zu
gebrauchen als eine die zuruͤckgeworfen iſt.

125 a. Es ſind zwei Folgen von Nr. 123. in Be-
tracht zu ziehen.

Die erſte iſt die aus dem Gebrauch einer geringern
Streitkraft im Feuergefecht als der Gegner ſie anwendet er-
wachſende Ökonomie der Kraͤfte. Denn wenn die Zerſtoͤ-
rung der Kraͤfte im Feuergefecht nicht blos durch die Ver-
luſte an Solchen die außer Gefecht geſetzt werden, entſteht,
ſondern auch dadurch daß Alles was gefochten hat in ſeiner
Kraft geſchwaͤcht iſt, ſo wird natuͤrlich die Schwaͤchung
fuͤr Den geringer ſein der weniger angewendet hat.

Wenn 500 Mann im Stande geweſen ſind 1000 Mann
das Gleichgewicht im Gefecht zu halten, ſo bleiben bei glei-
chen Verluſten auf beiden Seiten, die wir auf 200 an-
nehmen wollen, dem Einen 300 Mann mit erſchoͤpften
Kraͤften, dem andern 800 Mann, wovon 300 erſchoͤpft,
500 aber friſch ſind.

125 b. Die zweite Folge iſt daß die Schwaͤchung
des Gegners, alſo die Zerſtoͤrung der feindlichen
Streitkraͤfte
, viel mehr Umfang hat als die Zahl der
Todten, Verwundeten und Gefangenen. Die Zahl der
letztern betraͤgt vielleicht nur ⅕ des Ganzen, es ſollten alſo
⅚ uͤbrig bleiben. Aber unter dieſem ⅚ ſind eigentlich nur
die ganz intakten Reſerven und die Truppen welche
zwar gebraucht worden ſind aber noch wenig gelitten ha-
ben, als brauchbar und die uͤbrigen (vielleicht 4/6) als ein
caput mortuum zu betrachten.

126. Dieſe Verkleinerung der wirkenden Maſſen iſt
die erſte Abſicht des Zerſtoͤrungsakts, weil die Entſchei-
dung nur mit den kleinern Maſſen gegeben werden kann.

127. Es iſt aber nicht die abſolute Groͤße der

Maſſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0318" n="304"/>
ihr anvertraute glu&#x0364;cklich behauptet hat, i&#x017F;t eher wieder zu<lb/>
gebrauchen als eine die zuru&#x0364;ckgeworfen i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>125 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">a.</hi></hi> Es &#x017F;ind zwei Folgen von Nr. 123. in Be-<lb/>
tracht zu ziehen.</p><lb/>
                <p>Die er&#x017F;te i&#x017F;t die aus dem Gebrauch einer geringern<lb/>
Streitkraft im Feuergefecht als der Gegner &#x017F;ie anwendet er-<lb/>
wach&#x017F;ende <hi rendition="#g">Ökonomie der Kra&#x0364;fte</hi>. Denn wenn die Zer&#x017F;to&#x0364;-<lb/>
rung der Kra&#x0364;fte im Feuergefecht nicht blos durch die Ver-<lb/>
lu&#x017F;te an Solchen die außer Gefecht ge&#x017F;etzt werden, ent&#x017F;teht,<lb/>
&#x017F;ondern auch dadurch daß Alles was gefochten hat in &#x017F;einer<lb/>
Kraft ge&#x017F;chwa&#x0364;cht i&#x017F;t, &#x017F;o wird natu&#x0364;rlich die Schwa&#x0364;chung<lb/>
fu&#x0364;r Den geringer &#x017F;ein der weniger angewendet hat.</p><lb/>
                <p>Wenn 500 Mann im Stande gewe&#x017F;en &#x017F;ind 1000 Mann<lb/>
das Gleichgewicht im Gefecht zu halten, &#x017F;o bleiben bei glei-<lb/>
chen Verlu&#x017F;ten auf beiden Seiten, die wir auf 200 an-<lb/>
nehmen wollen, dem Einen 300 Mann mit er&#x017F;cho&#x0364;pften<lb/>
Kra&#x0364;ften, dem andern 800 Mann, wovon 300 er&#x017F;cho&#x0364;pft,<lb/>
500 aber fri&#x017F;ch &#x017F;ind.</p><lb/>
                <p>125 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">b.</hi></hi> Die zweite Folge i&#x017F;t daß die Schwa&#x0364;chung<lb/>
des Gegners, <hi rendition="#g">al&#x017F;o die Zer&#x017F;to&#x0364;rung der feindlichen<lb/>
Streitkra&#x0364;fte</hi>, viel mehr Umfang hat als die Zahl der<lb/>
Todten, Verwundeten und Gefangenen. Die Zahl der<lb/>
letztern betra&#x0364;gt vielleicht nur &#x2155; des Ganzen, es &#x017F;ollten al&#x017F;o<lb/>
&#x215A; u&#x0364;brig bleiben. Aber unter die&#x017F;em &#x215A; &#x017F;ind eigentlich nur<lb/>
die ganz <hi rendition="#g">intakten Re&#x017F;erven</hi> und die Truppen welche<lb/>
zwar gebraucht worden &#x017F;ind aber noch wenig gelitten ha-<lb/>
ben, als brauchbar und die u&#x0364;brigen (vielleicht 4/6) als ein<lb/><hi rendition="#aq">caput mortuum</hi> zu betrachten.</p><lb/>
                <p>126. Die&#x017F;e Verkleinerung der wirkenden Ma&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t<lb/>
die er&#x017F;te Ab&#x017F;icht des Zer&#x017F;to&#x0364;rungsakts, weil die Ent&#x017F;chei-<lb/>
dung nur mit den kleinern Ma&#x017F;&#x017F;en gegeben werden kann.</p><lb/>
                <p>127. Es i&#x017F;t aber nicht die <hi rendition="#g">ab&#x017F;olute Gro&#x0364;ße</hi> der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ma&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0318] ihr anvertraute gluͤcklich behauptet hat, iſt eher wieder zu gebrauchen als eine die zuruͤckgeworfen iſt. 125 a. Es ſind zwei Folgen von Nr. 123. in Be- tracht zu ziehen. Die erſte iſt die aus dem Gebrauch einer geringern Streitkraft im Feuergefecht als der Gegner ſie anwendet er- wachſende Ökonomie der Kraͤfte. Denn wenn die Zerſtoͤ- rung der Kraͤfte im Feuergefecht nicht blos durch die Ver- luſte an Solchen die außer Gefecht geſetzt werden, entſteht, ſondern auch dadurch daß Alles was gefochten hat in ſeiner Kraft geſchwaͤcht iſt, ſo wird natuͤrlich die Schwaͤchung fuͤr Den geringer ſein der weniger angewendet hat. Wenn 500 Mann im Stande geweſen ſind 1000 Mann das Gleichgewicht im Gefecht zu halten, ſo bleiben bei glei- chen Verluſten auf beiden Seiten, die wir auf 200 an- nehmen wollen, dem Einen 300 Mann mit erſchoͤpften Kraͤften, dem andern 800 Mann, wovon 300 erſchoͤpft, 500 aber friſch ſind. 125 b. Die zweite Folge iſt daß die Schwaͤchung des Gegners, alſo die Zerſtoͤrung der feindlichen Streitkraͤfte, viel mehr Umfang hat als die Zahl der Todten, Verwundeten und Gefangenen. Die Zahl der letztern betraͤgt vielleicht nur ⅕ des Ganzen, es ſollten alſo ⅚ uͤbrig bleiben. Aber unter dieſem ⅚ ſind eigentlich nur die ganz intakten Reſerven und die Truppen welche zwar gebraucht worden ſind aber noch wenig gelitten ha- ben, als brauchbar und die uͤbrigen (vielleicht 4/6) als ein caput mortuum zu betrachten. 126. Dieſe Verkleinerung der wirkenden Maſſen iſt die erſte Abſicht des Zerſtoͤrungsakts, weil die Entſchei- dung nur mit den kleinern Maſſen gegeben werden kann. 127. Es iſt aber nicht die abſolute Groͤße der Maſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/318
Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/318>, abgerufen am 26.04.2024.