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Coler, Johannes: Buch III: Vom Kochen. Aus: Oeconomia. Oder Haußbuch. Bd. 1. Wittenberg, 1593. S. 102-208.

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im andern Buche: Wil mich getrösten/ es sol dem Chriftlichen Le-
ser/ sonderlich aber fleissigen Haußmüttern/ Köchen vnd Köchin-
nen nicht vnangeneme sein/ das sie in diesen Sachen ein wenig nach-
richtung bekommen.

Denn wie alle Künste in diesen letzten zeiten auffs höchste kom-
men sein/ also ist auch das Kochen auffs höchste kommen/ das es
schier vnmüglich einem Menschen alles zu begreiffen vnnd zu be-
halten/ geschweige denn rechtschaffen zugebrauchen vnd zu vben.

ES haben zwar andere vorneme gelerte Leut in allerley spra-
chen Kochebücher geschrieben/ vnd in Druck verfertiget/ die köstlich/
herrlich vnd gut sein/ so haben Köche vnd andere aus steter erfarung
dergleichen gethan/ Allein diß Kochbuch wird auch seinen sonderlichen
nutz haben/ vnd wird sonderliche nachrichtungen geben/ die andere
vielleicht nicht haben werden. Denn man erdencket immer andere
vnd andere Gericht/ andere vnd andere arten die Speisen zu-
zurichten/ wil nun einer diese oder andere gebrauchen/ das stehet zu sei-
nem gefallen.

So hat auch ein jeglich Land seine sonderliche weise zu kochen/
vnd abzuspeisen/ wie ich droben auch gesagt habe/ die warlich auch
nicht vbel schmecken/ wenn man jr gewohnet/ welche junge Wan-
dersleut auff jhren Reisen mitte lernen vnd auffschreiben solten/
wir können hier alles nicht begreiffen.

Jch reisete ein mal durch das Windische Land/ da gab mir zu
Mittage der Wirth einen gehlen Hirsebrey zu essen/ darinnen ein
gantzer Kappaun gekochet war. Als mir aber das Gericht vnge-
wöhnlich war/ auch nicht sonderlich schmecken wolt/ vnd doch vom
Wirth offt vermanet ward/ ich solte essen/ mußte ich zwar wider
meinen willen etwas thun/ Aber ich dachte in meinem sinne/ wenn
ich jhn hette sollen zurichten lassen/ wolt ich den Hirsebrey allein ge-
lassen/ vnd den Kappaun auch anders angericht haben/ da er mir

im andern Buche: Wil mich getroͤsten/ es sol dem Chriftlichen Le-
ser/ sonderlich aber fleissigen Haußmuͤttern/ Koͤchen vnd Koͤchin-
nen nicht vnangeneme sein/ das sie in diesen Sachen ein wenig nach-
richtung bekommen.

Denn wie alle Kuͤnste in diesen letzten zeiten auffs hoͤchste kom-
men sein/ also ist auch das Kochen auffs hoͤchste kommen/ das es
schier vnmuͤglich einem Menschen alles zu begreiffen vnnd zu be-
halten/ geschweige denn rechtschaffen zugebrauchen vnd zu vben.

ES haben zwar andere vorneme gelerte Leut in allerley spra-
chen Kochebuͤcher geschrieben/ vnd in Druck verfertiget/ die koͤstlich/
herrlich vnd gut sein/ so haben Koͤche vnd andere aus steter erfarung
dergleichẽ gethan/ Allein diß Kochbuch wird auch seinen sonderlichẽ
nutz haben/ vnd wird sonderliche nachrichtungen geben/ die andere
vielleicht nicht haben werden. Denn man erdencket immer andere
vnd andere Gericht/ andere vnd andere arten die Speisen zu-
zurichten/ wil nun einer diese oder andere gebrauchen/ das stehet zu sei-
nem gefallen.

So hat auch ein jeglich Land seine sonderliche weise zu kochen/
vnd abzuspeisen/ wie ich droben auch gesagt habe/ die warlich auch
nicht vbel schmecken/ wenn man jr gewohnet/ welche junge Wan-
dersleut auff jhren Reisen mitte lernen vnd auffschreiben solten/
wir koͤnnen hier alles nicht begreiffen.

Jch reisete ein mal durch das Windische Land/ da gab mir zu
Mittage der Wirth einen gehlen Hirsebrey zu essen/ darinnen ein
gantzer Kappaun gekochet war. Als mir aber das Gericht vnge-
woͤhnlich war/ auch nicht sonderlich schmecken wolt/ vnd doch vom
Wirth offt vermanet ward/ ich solte essen/ mußte ich zwar wider
meinen willen etwas thun/ Aber ich dachte in meinem sinne/ wenn
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[104/0003] im andern Buche: Wil mich getroͤsten/ es sol dem Chriftlichen Le- ser/ sonderlich aber fleissigen Haußmuͤttern/ Koͤchen vnd Koͤchin- nen nicht vnangeneme sein/ das sie in diesen Sachen ein wenig nach- richtung bekommen. Denn wie alle Kuͤnste in diesen letzten zeiten auffs hoͤchste kom- men sein/ also ist auch das Kochen auffs hoͤchste kommen/ das es schier vnmuͤglich einem Menschen alles zu begreiffen vnnd zu be- halten/ geschweige denn rechtschaffen zugebrauchen vnd zu vben. ES haben zwar andere vorneme gelerte Leut in allerley spra- chen Kochebuͤcher geschrieben/ vnd in Druck verfertiget/ die koͤstlich/ herrlich vnd gut sein/ so haben Koͤche vnd andere aus steter erfarung dergleichẽ gethan/ Allein diß Kochbuch wird auch seinen sonderlichẽ nutz haben/ vnd wird sonderliche nachrichtungen geben/ die andere vielleicht nicht haben werden. Denn man erdencket immer andere vnd andere Gericht/ andere vnd andere arten die Speisen zu- zurichten/ wil nun einer diese oder andere gebrauchen/ das stehet zu sei- nem gefallen. So hat auch ein jeglich Land seine sonderliche weise zu kochen/ vnd abzuspeisen/ wie ich droben auch gesagt habe/ die warlich auch nicht vbel schmecken/ wenn man jr gewohnet/ welche junge Wan- dersleut auff jhren Reisen mitte lernen vnd auffschreiben solten/ wir koͤnnen hier alles nicht begreiffen. Jch reisete ein mal durch das Windische Land/ da gab mir zu Mittage der Wirth einen gehlen Hirsebrey zu essen/ darinnen ein gantzer Kappaun gekochet war. Als mir aber das Gericht vnge- woͤhnlich war/ auch nicht sonderlich schmecken wolt/ vnd doch vom Wirth offt vermanet ward/ ich solte essen/ mußte ich zwar wider meinen willen etwas thun/ Aber ich dachte in meinem sinne/ wenn ich jhn hette sollen zurichten lassen/ wolt ich den Hirsebrey allein ge- lassen/ vnd den Kappaun auch anders angericht haben/ da er mir

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Zitationshilfe: Coler, Johannes: Buch III: Vom Kochen. Aus: Oeconomia. Oder Haußbuch. Bd. 1. Wittenberg, 1593. S. 102-208, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/coler_kochbuch_1593/3>, abgerufen am 03.05.2024.