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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Weise, vielleicht selbst scherzend, ihrem Lieblinge
den Gedanken an das Geistlichwerden näher zu
legen.*)

Es versteht sich von selbst, daß das alles in
keiner Weise gesucht oder gemacht sein muß, es
muß sich so fast von selbst machen. - Es geschieht
auch nicht zu oft, es geschieht mehr nur bei Ge-
legenheiten und in einer so leichten Art, daß jeder

*) Sie nimmt etwa den Kleinen (wir wollen ihn Joseph
nennen) mit zur Kirche; er sieht den Pfarrer, den
Kaplan am Altare, auf der Kanzel u. s. w. Zu
Hause: "Unser Joseph hat den Pfarrer gesehen;
nun will er auch geistlich werden."
Es sind Fremde
da, die sich für den Kleinen interessiren; die Mutter:
"Sag ihnen mal, Josephchen, was du werden willst;
er will Pfarrer werden."
Joseph kommt in die
Schule; er bekommt ein neues Buch: "Potz tausend,
wenn unser Joseph nun einmal das Studiren an-
fängt, wie bekommt er dann erst Bücher. Und was
für schöne Sachen wird er dann lernen!"
- Oder
es wird dem Kleinen an die Hand gegeben, sich einen
Altar, eine Kanzel zu machen, u. s. w.; - oder, es
wird zur Zeit Sorge getragen, daß er zur h. Messe
dient und bei gottesdienstlichen Verrichtungen Dienste
leistet; - oder zu Hause wird gern über die Geist-
lichen gesprochen in einer Weise, welche geeignet ist,
dem Knaben Achtung und Liebe gegen sie einzuflößen;
- vielleicht gestatten es die Verhältnisse, mit den
Ortsgeistlichen in geselligen Verkehr zu treten; sie
kommen zuweilen zum Besuche in's Haus; der Kleine
tritt ihnen näher, wird mit ihnen bekannt; vielleicht
auch Nahrung für die Neigung zum Priesterstand.
Alles dies haben wir selbstredend nur beispiels-
halber angeführt, um anzudeuten, wie es die Mutter
einem Söhnchen gegenüber, welches sie für den
geistlichen Stand nicht ungeeignet erach-
tet
, etwa halten möge, um den Beruf zu wecken
und zum Bewußtsein zu bringen.

Weise, vielleicht selbst scherzend, ihrem Lieblinge
den Gedanken an das Geistlichwerden näher zu
legen.*)

Es versteht sich von selbst, daß das alles in
keiner Weise gesucht oder gemacht sein muß, es
muß sich so fast von selbst machen. – Es geschieht
auch nicht zu oft, es geschieht mehr nur bei Ge-
legenheiten und in einer so leichten Art, daß jeder

*) Sie nimmt etwa den Kleinen (wir wollen ihn Joseph
nennen) mit zur Kirche; er sieht den Pfarrer, den
Kaplan am Altare, auf der Kanzel u. s. w. Zu
Hause: „Unser Joseph hat den Pfarrer gesehen;
nun will er auch geistlich werden.“
Es sind Fremde
da, die sich für den Kleinen interessiren; die Mutter:
„Sag ihnen mal, Josephchen, was du werden willst;
er will Pfarrer werden.“
Joseph kommt in die
Schule; er bekommt ein neues Buch: „Potz tausend,
wenn unser Joseph nun einmal das Studiren an-
fängt, wie bekommt er dann erst Bücher. Und was
für schöne Sachen wird er dann lernen!“
– Oder
es wird dem Kleinen an die Hand gegeben, sich einen
Altar, eine Kanzel zu machen, u. s. w.; – oder, es
wird zur Zeit Sorge getragen, daß er zur h. Messe
dient und bei gottesdienstlichen Verrichtungen Dienste
leistet; – oder zu Hause wird gern über die Geist-
lichen gesprochen in einer Weise, welche geeignet ist,
dem Knaben Achtung und Liebe gegen sie einzuflößen;
– vielleicht gestatten es die Verhältnisse, mit den
Ortsgeistlichen in geselligen Verkehr zu treten; sie
kommen zuweilen zum Besuche in's Haus; der Kleine
tritt ihnen näher, wird mit ihnen bekannt; vielleicht
auch Nahrung für die Neigung zum Priesterstand.
Alles dies haben wir selbstredend nur beispiels-
halber angeführt, um anzudeuten, wie es die Mutter
einem Söhnchen gegenüber, welches sie für den
geistlichen Stand nicht ungeeignet erach-
tet
, etwa halten möge, um den Beruf zu wecken
und zum Bewußtsein zu bringen.
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[121/0332] Weise, vielleicht selbst scherzend, ihrem Lieblinge den Gedanken an das Geistlichwerden näher zu legen. *) Es versteht sich von selbst, daß das alles in keiner Weise gesucht oder gemacht sein muß, es muß sich so fast von selbst machen. – Es geschieht auch nicht zu oft, es geschieht mehr nur bei Ge- legenheiten und in einer so leichten Art, daß jeder *) Sie nimmt etwa den Kleinen (wir wollen ihn Joseph nennen) mit zur Kirche; er sieht den Pfarrer, den Kaplan am Altare, auf der Kanzel u. s. w. Zu Hause: „Unser Joseph hat den Pfarrer gesehen; nun will er auch geistlich werden.“ Es sind Fremde da, die sich für den Kleinen interessiren; die Mutter: „Sag ihnen mal, Josephchen, was du werden willst; er will Pfarrer werden.“ Joseph kommt in die Schule; er bekommt ein neues Buch: „Potz tausend, wenn unser Joseph nun einmal das Studiren an- fängt, wie bekommt er dann erst Bücher. Und was für schöne Sachen wird er dann lernen!“ – Oder es wird dem Kleinen an die Hand gegeben, sich einen Altar, eine Kanzel zu machen, u. s. w.; – oder, es wird zur Zeit Sorge getragen, daß er zur h. Messe dient und bei gottesdienstlichen Verrichtungen Dienste leistet; – oder zu Hause wird gern über die Geist- lichen gesprochen in einer Weise, welche geeignet ist, dem Knaben Achtung und Liebe gegen sie einzuflößen; – vielleicht gestatten es die Verhältnisse, mit den Ortsgeistlichen in geselligen Verkehr zu treten; sie kommen zuweilen zum Besuche in's Haus; der Kleine tritt ihnen näher, wird mit ihnen bekannt; vielleicht auch Nahrung für die Neigung zum Priesterstand. Alles dies haben wir selbstredend nur beispiels- halber angeführt, um anzudeuten, wie es die Mutter einem Söhnchen gegenüber, welches sie für den geistlichen Stand nicht ungeeignet erach- tet, etwa halten möge, um den Beruf zu wecken und zum Bewußtsein zu bringen.

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/332>, abgerufen am 29.04.2024.