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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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DErselben meynung/ daß es nemlich Caesaris vnd Sosignes inventum sey/
fallen viel gelarte Leute zu. Aber ich wil ein anders beweisen/ hoffe es wer-
de etlichen nicht vnlieb sein. Jch spreche aber also/ das fast allen alten Völckern
für Caesare diese Jahreslenge bekandt/ aber kein Volck hat die 6 stunden in ein
so gut geschick der politischen Jahresform zu bringen gewust/ als Caesar.

Erstlich weil Caesar den Mathematicum Sosigenem zu Werck gebraucht/
den er auß Egypten mit sich gen Rom gebracht/ so muß folgen/ das den AEgy-
p
tern (nicht allem gemeinem Mann/ sondern den Sacerdotibus oder Hiero-
phantis
vnd der Hohen Schule) solche 6 stunden sein bekant gewesen. Denn
was Herodotus in principio lib. 2. schreibt: AEgyptii vero numero trice-
norum dierum, quibus duodecim taxant menses, adticiunt quotannis qui-
nos dies,
vnd keiner stunden weiter gedenckt/ das ist von der Politischen Jah-
resform vnd annis Nabonassaraeis zuverstehen/ dahin/ wie vorgesagt/ niemand
diese stunden hat wust füglich zu accommodiren: Dennoch sind sie den AEgy-
pt
ern nicht verborgen gewesen. Macrobius lib. 1. Saturn. c. 16. schreibt also:
Post haec imitatus (Caesar) AEgyptios, solos divinarum rerum omnium
conscios, ad numerum solis, qui diebus singulis trecentis fexaginta quin-
que & quadrante cursum conficit, annum dirigerecontendit.
Vnd Diodo-
rus Sicu. lib. 1. e. 50. Thebaei (in AEgypto) dies non ad lunae, sed solis mo-
tum exigentes, tricenos mensibus dies tribuunt, & post duodecimum
quemque mensem quinque dies cum quadrante intercal ant, eoque pacto
circulum annuum absolvunt.
Was er von der intercalatione sagt/ dieselbe
ist nicht in anno politico, sondern von den Hierophantis AEgyptiis in jhren
Mysteriis vnd Schulen geschehen.

Von wem haben aber wol die AEgypter diese Jahresleng gelernet? Ohn
zweiffel vom Patriarchen Abraham/ Welcher/ wie Josephus lib. 1. Antiq. c. 9.
bezellget/ jhnen Arithmeticam vnd Astronomiam mitgetheilet/ da sie für A-
brahams ankunfft hujusmodi disciplinarum rudes gewesen/ wie Josephus re-
det. Vnd also ist diese Jahresform auch den Ertzvätern/ vnd auch den Chaldeern
nicht vnbewust gewesen.

Das auch die Griechen hievon gewust/ bezeugt Macrobius lib. 1. Sat. cap.
14. Da er schreibt: Nam & Graeci, cum animadverterent temere se trecen-
tis quinquaginta quatuor diebus ordinasse annum (quoniam appareret
de solis cursu, qui trecentis sexaginta quinque diebus & quadrante Zodia-
cum conficit, de esse suo anno undecim dies & quadrantem) intercalares
stata ratione commenti sunt, &c.
Vnd das redet er schon von der alten Octae-
teride,
wie daselbst weiter zu lesen. Viel mehr habens die Nachkommenden

Griechen

DErſelben meynung/ daß es nemlich Cæſaris vnd Soſignes inventum ſey/
fallen viel gelarte Leute zu. Aber ich wil ein anders beweiſen/ hoffe es wer-
de etlichẽ nicht vnlieb ſein. Jch ſpreche aber alſo/ das faſt allen alten Voͤlckern
fuͤr Cæſare dieſe Jahreslenge bekandt/ aber kein Volck hat die 6 ſtunden in ein
ſo gut geſchick der politiſchen Jahresform zu bringen gewuſt/ als Cæſar.

Erſtlich weil Cæſar den Mathematicum Soſigenem zu Werck gebraucht/
den er auß Egypten mit ſich gen Rom gebracht/ ſo muß folgen/ das den Ægy-
p
tern (nicht allem gemeinem Mann/ ſondern den Sacerdotibus oder Hiero-
phantis
vnd der Hohen Schule) ſolche 6 ſtunden ſein bekant geweſen. Denn
was Herodotus in principio lib. 2. ſchreibt: Ægyptii verò numero trice-
norum dierum, quibus duodecim taxant menſes, adticiunt quotannis qui-
nos dies,
vnd keiner ſtunden weiter gedenckt/ das iſt von der Politiſchen Jah-
resform vnd annis Nabonaſſaræis zuverſtehen/ dahin/ wie vorgeſagt/ niemand
dieſe ſtunden hat wuſt fuͤglich zu accommodiren: Dennoch ſind ſie den Ægy-
pt
ern nicht verborgen geweſen. Macrobius lib. 1. Saturn. c. 16. ſchreibt alſo:
Poſt hæc imitatus (Cæſar) Ægyptios, ſolos divinarum rerum omnium
conſcios, ad numerum ſolis, qui diebus ſingulis trecentis fexaginta quin-
que & quadrante curſum conficit, annum dirigerecontendit.
Vnd Diodo-
rus Sicu. lib. 1. e. 50. Thebæi (in Ægypto) dies non ad lunæ, ſed ſolis mo-
tum exigentes, tricenos menſibus dies tribuunt, & poſt duodecimum
quemque menſem quinque dies cum quadrante intercal ant, eoque pacto
circulum annuum abſolvunt.
Was er von der intercalatione ſagt/ dieſelbe
iſt nicht in anno politico, ſondern von den Hierophantis Ægyptiis in jhren
Myſteriis vnd Schulen geſchehen.

Von wem haben aber wol die Ægypter dieſe Jahresleng gelernet? Ohn
zweiffel vom Patriarchen Abraham/ Welcher/ wie Joſephus lib. 1. Antiq. c. 9.
bezellget/ jhnen Arithmeticam vnd Aſtronomiam mitgetheilet/ da ſie fuͤr A-
brahams ankunfft hujusmodi diſciplinarum rudes geweſen/ wie Joſephus re-
det. Vnd alſo iſt dieſe Jahresform auch den Ertzvaͤtern/ vnd auch den Chaldeern
nicht vnbewuſt geweſen.

Das auch die Griechen hievon gewuſt/ bezeugt Macrobius lib. 1. Sat. cap.
14. Da er ſchreibt: Nam & Græci, cum animadverterent temerè ſe trecen-
tis quinquaginta quatuor diebus ordinaſſe annum (quoniam appareret
de ſolis curſu, qui trecentis ſexaginta quinque diebus & quadrante Zodia-
cum conficit, de eſſe ſuo anno undecim dies & quadrantem) intercalares
ſtata ratione commenti ſunt, &c.
Vnd das redet er ſchon von der alten Octaê-
teride,
wie daſelbſt weiter zu leſen. Viel mehr habens die Nachkommenden

Griechen
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[0180] DErſelben meynung/ daß es nemlich Cæſaris vnd Soſignes inventum ſey/ fallen viel gelarte Leute zu. Aber ich wil ein anders beweiſen/ hoffe es wer- de etlichẽ nicht vnlieb ſein. Jch ſpreche aber alſo/ das faſt allen alten Voͤlckern fuͤr Cæſare dieſe Jahreslenge bekandt/ aber kein Volck hat die 6 ſtunden in ein ſo gut geſchick der politiſchen Jahresform zu bringen gewuſt/ als Cæſar. Erſtlich weil Cæſar den Mathematicum Soſigenem zu Werck gebraucht/ den er auß Egypten mit ſich gen Rom gebracht/ ſo muß folgen/ das den Ægy- ptern (nicht allem gemeinem Mann/ ſondern den Sacerdotibus oder Hiero- phantis vnd der Hohen Schule) ſolche 6 ſtunden ſein bekant geweſen. Denn was Herodotus in principio lib. 2. ſchreibt: Ægyptii verò numero trice- norum dierum, quibus duodecim taxant menſes, adticiunt quotannis qui- nos dies, vnd keiner ſtunden weiter gedenckt/ das iſt von der Politiſchen Jah- resform vnd annis Nabonaſſaræis zuverſtehen/ dahin/ wie vorgeſagt/ niemand dieſe ſtunden hat wuſt fuͤglich zu accommodiren: Dennoch ſind ſie den Ægy- ptern nicht verborgen geweſen. Macrobius lib. 1. Saturn. c. 16. ſchreibt alſo: Poſt hæc imitatus (Cæſar) Ægyptios, ſolos divinarum rerum omnium conſcios, ad numerum ſolis, qui diebus ſingulis trecentis fexaginta quin- que & quadrante curſum conficit, annum dirigerecontendit. Vnd Diodo- rus Sicu. lib. 1. e. 50. Thebæi (in Ægypto) dies non ad lunæ, ſed ſolis mo- tum exigentes, tricenos menſibus dies tribuunt, & poſt duodecimum quemque menſem quinque dies cum quadrante intercal ant, eoque pacto circulum annuum abſolvunt. Was er von der intercalatione ſagt/ dieſelbe iſt nicht in anno politico, ſondern von den Hierophantis Ægyptiis in jhren Myſteriis vnd Schulen geſchehen. Von wem haben aber wol die Ægypter dieſe Jahresleng gelernet? Ohn zweiffel vom Patriarchen Abraham/ Welcher/ wie Joſephus lib. 1. Antiq. c. 9. bezellget/ jhnen Arithmeticam vnd Aſtronomiam mitgetheilet/ da ſie fuͤr A- brahams ankunfft hujusmodi diſciplinarum rudes geweſen/ wie Joſephus re- det. Vnd alſo iſt dieſe Jahresform auch den Ertzvaͤtern/ vnd auch den Chaldeern nicht vnbewuſt geweſen. Das auch die Griechen hievon gewuſt/ bezeugt Macrobius lib. 1. Sat. cap. 14. Da er ſchreibt: Nam & Græci, cum animadverterent temerè ſe trecen- tis quinquaginta quatuor diebus ordinaſſe annum (quoniam appareret de ſolis curſu, qui trecentis ſexaginta quinque diebus & quadrante Zodia- cum conficit, de eſſe ſuo anno undecim dies & quadrantem) intercalares ſtata ratione commenti ſunt, &c. Vnd das redet er ſchon von der alten Octaê- teride, wie daſelbſt weiter zu leſen. Viel mehr habens die Nachkommenden Griechen

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/180>, abgerufen am 30.04.2024.