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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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bey dem Verwundeten gesehen, ha-
ben könne. Seyd versichert, versetz-
te ihm die Hofmeisterin, daß ich mich
nicht betrogen, ihr glaubt doch wohl,
daß er mir nicht unbekannt seyn
kann, und daß die Zeit einer Messe
hinreichend gewesen ist, um ihn so-
wohl als Don Alonso, einen von
seinen Edelleuten, genau zu betrachten:
Er hat ein Frauen-Kleid von weis-
sen silbernen Damast an. Jch will
alsobald mit ihm sprechen, sagte der
Stadthalter, und eure Sachen in
Ordnung bringen; seyd ruhig, meine
Frau, sagte er zu ihr beym Abschied
nehmen. Nachher gieng er in die
Kammer, wo Donne Marie,
Donne Pantasilee und Don
Alonso
waren. Ob er gleich über
ihrer ausnehmenden Schönheit erstau-
net war, so gieng er doch hinein, oh-
ne sie zu grüssen. Er redete den
Don Alonso mit einem ernsthaften
Gesichte an: Bekennet alsobald die
Ursach, die euch bewogen hat, den
Don Ferdinand ermorden zu las-
sen, oder ich will es auf der Folter

von

bey dem Verwundeten geſehen, ha-
ben koͤnne. Seyd verſichert, verſetz-
te ihm die Hofmeiſterin, daß ich mich
nicht betrogen, ihr glaubt doch wohl,
daß er mir nicht unbekannt ſeyn
kann, und daß die Zeit einer Meſſe
hinreichend geweſen iſt, um ihn ſo-
wohl als Don Alonſo, einen von
ſeinen Edelleuten, genau zu betrachten:
Er hat ein Frauen-Kleid von weiſ-
ſen ſilbernen Damaſt an. Jch will
alſobald mit ihm ſprechen, ſagte der
Stadthalter, und eure Sachen in
Ordnung bringen; ſeyd ruhig, meine
Frau, ſagte er zu ihr beym Abſchied
nehmen. Nachher gieng er in die
Kammer, wo Donne Marie,
Donne Pantaſilee und Don
Alonſo
waren. Ob er gleich uͤber
ihrer ausnehmenden Schoͤnheit erſtau-
net war, ſo gieng er doch hinein, oh-
ne ſie zu gruͤſſen. Er redete den
Don Alonſo mit einem ernſthaften
Geſichte an: Bekennet alſobald die
Urſach, die euch bewogen hat, den
Don Ferdinand ermorden zu laſ-
ſen, oder ich will es auf der Folter

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[111/0113] bey dem Verwundeten geſehen, ha- ben koͤnne. Seyd verſichert, verſetz- te ihm die Hofmeiſterin, daß ich mich nicht betrogen, ihr glaubt doch wohl, daß er mir nicht unbekannt ſeyn kann, und daß die Zeit einer Meſſe hinreichend geweſen iſt, um ihn ſo- wohl als Don Alonſo, einen von ſeinen Edelleuten, genau zu betrachten: Er hat ein Frauen-Kleid von weiſ- ſen ſilbernen Damaſt an. Jch will alſobald mit ihm ſprechen, ſagte der Stadthalter, und eure Sachen in Ordnung bringen; ſeyd ruhig, meine Frau, ſagte er zu ihr beym Abſchied nehmen. Nachher gieng er in die Kammer, wo Donne Marie, Donne Pantaſilee und Don Alonſo waren. Ob er gleich uͤber ihrer ausnehmenden Schoͤnheit erſtau- net war, ſo gieng er doch hinein, oh- ne ſie zu gruͤſſen. Er redete den Don Alonſo mit einem ernſthaften Geſichte an: Bekennet alſobald die Urſach, die euch bewogen hat, den Don Ferdinand ermorden zu laſ- ſen, oder ich will es auf der Folter von

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/113>, abgerufen am 05.05.2024.