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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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ten des Don Ferdinands und der
Donne Marie die Freyheit, und
ließ Roderigen sehr früh aufhän-
gen, aus Furcht, seine Hinrichtung
möchte einen Aufstand erregen. Denn
der Ertz-Bischof hatte sie nach dem
Gebrauche verboten, und den Stadt-
halter in den Bann gethan, weil
er den Missethäter in der Kirche in
Arrest nehmen lassen, ohne ihn her-
ausgeben zu wollen. Dieses Ver-
bot war so strenge, daß man in kei-
ner Kirche der Stadt Messe lesen
konnte, ehe es nicht aufgehoben war.
Wenn aber gerichtlich bewiesen ist,
daß der also gefangen genommene
Mensch des Mordes schuldig ist, so
läßt die Obrigkeit den Körper in die
Kirche tragen; und in demselben Au-
genblick ist das Verbot aufgehoben:
welches man auch mit Roderigen
so machte.

Ohngeachtet aller Sorgfalt und
Bemühungen des Stadthalters, sei-
ne Säfte nicht nur in der Stadt, son-
dern auch auf einem niedlichen Land-

hause,

ten des Don Ferdinands und der
Donne Marie die Freyheit, und
ließ Roderigen ſehr fruͤh aufhaͤn-
gen, aus Furcht, ſeine Hinrichtung
moͤchte einen Aufſtand erregen. Denn
der Ertz-Biſchof hatte ſie nach dem
Gebrauche verboten, und den Stadt-
halter in den Bann gethan, weil
er den Miſſethaͤter in der Kirche in
Arreſt nehmen laſſen, ohne ihn her-
ausgeben zu wollen. Dieſes Ver-
bot war ſo ſtrenge, daß man in kei-
ner Kirche der Stadt Meſſe leſen
konnte, ehe es nicht aufgehoben war.
Wenn aber gerichtlich bewieſen iſt,
daß der alſo gefangen genommene
Menſch des Mordes ſchuldig iſt, ſo
laͤßt die Obrigkeit den Koͤrper in die
Kirche tragen; und in demſelben Au-
genblick iſt das Verbot aufgehoben:
welches man auch mit Roderigen
ſo machte.

Ohngeachtet aller Sorgfalt und
Bemuͤhungen des Stadthalters, ſei-
ne Saͤfte nicht nur in der Stadt, ſon-
dern auch auf einem niedlichen Land-

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[122/0124] ten des Don Ferdinands und der Donne Marie die Freyheit, und ließ Roderigen ſehr fruͤh aufhaͤn- gen, aus Furcht, ſeine Hinrichtung moͤchte einen Aufſtand erregen. Denn der Ertz-Biſchof hatte ſie nach dem Gebrauche verboten, und den Stadt- halter in den Bann gethan, weil er den Miſſethaͤter in der Kirche in Arreſt nehmen laſſen, ohne ihn her- ausgeben zu wollen. Dieſes Ver- bot war ſo ſtrenge, daß man in kei- ner Kirche der Stadt Meſſe leſen konnte, ehe es nicht aufgehoben war. Wenn aber gerichtlich bewieſen iſt, daß der alſo gefangen genommene Menſch des Mordes ſchuldig iſt, ſo laͤßt die Obrigkeit den Koͤrper in die Kirche tragen; und in demſelben Au- genblick iſt das Verbot aufgehoben: welches man auch mit Roderigen ſo machte. Ohngeachtet aller Sorgfalt und Bemuͤhungen des Stadthalters, ſei- ne Saͤfte nicht nur in der Stadt, ſon- dern auch auf einem niedlichen Land- hauſe,

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/124>, abgerufen am 05.05.2024.