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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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lange unterbrochene freundschaftliche Verbindung knüpfte
sich für wenige Momente wieder. Ihm übergab Mirabeau
jene letzte Ausarbeitung.

Bald darauf verlor er die Sprache. Als die Schmer-
zen furchtbar wuchsen, schrieb er sein Verlangen auf, daß
man der unnützen Qual ein Ende durch Opium machen
möge. Ein besänftigendes Mittel ward gerade zubereitet,
als ein gewaltiger Krampf ihn durchzuckte und tödtete, um
+ April 2.93/4 Uhr Morgens, im 42sten Jahre seines Lebens.

Die Nationalversammlung beschloß dem Leichenbegäng-
nisse Mirabeau's in ihrer Gesammtheit beizuwohnen.
Man wird die Leiche in der Kirche der heiligen Genoveva
beisetzen und hier sollen künftig die Leichen großer Männer
ruhen. Gleich am Todestage verlas Talleyrand in der
Versammlung das hinterlassene Werk des Verstorbenen.
Die Behörden des Departements und der Stadt, nicht
minder der Jacobinerclub widmeten ihm eine achttägige
Trauer. Alle Minister, außer Einem, Duportail, der
ein beißendes Wort Mirabeau's nicht verschmerzen konnte,
sah man im Gefolge der Leiche.



lange unterbrochene freundſchaftliche Verbindung knüpfte
ſich für wenige Momente wieder. Ihm übergab Mirabeau
jene letzte Ausarbeitung.

Bald darauf verlor er die Sprache. Als die Schmer-
zen furchtbar wuchſen, ſchrieb er ſein Verlangen auf, daß
man der unnützen Qual ein Ende durch Opium machen
möge. Ein beſänftigendes Mittel ward gerade zubereitet,
als ein gewaltiger Krampf ihn durchzuckte und tödtete, um
† April 2.9¾ Uhr Morgens, im 42ſten Jahre ſeines Lebens.

Die Nationalverſammlung beſchloß dem Leichenbegäng-
niſſe Mirabeau’s in ihrer Geſammtheit beizuwohnen.
Man wird die Leiche in der Kirche der heiligen Genoveva
beiſetzen und hier ſollen künftig die Leichen großer Männer
ruhen. Gleich am Todestage verlas Talleyrand in der
Verſammlung das hinterlaſſene Werk des Verſtorbenen.
Die Behörden des Departements und der Stadt, nicht
minder der Jacobinerclub widmeten ihm eine achttägige
Trauer. Alle Miniſter, außer Einem, Duportail, der
ein beißendes Wort Mirabeau’s nicht verſchmerzen konnte,
ſah man im Gefolge der Leiche.



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[362/0372] lange unterbrochene freundſchaftliche Verbindung knüpfte ſich für wenige Momente wieder. Ihm übergab Mirabeau jene letzte Ausarbeitung. Bald darauf verlor er die Sprache. Als die Schmer- zen furchtbar wuchſen, ſchrieb er ſein Verlangen auf, daß man der unnützen Qual ein Ende durch Opium machen möge. Ein beſänftigendes Mittel ward gerade zubereitet, als ein gewaltiger Krampf ihn durchzuckte und tödtete, um 9¾ Uhr Morgens, im 42ſten Jahre ſeines Lebens. † April 2. Die Nationalverſammlung beſchloß dem Leichenbegäng- niſſe Mirabeau’s in ihrer Geſammtheit beizuwohnen. Man wird die Leiche in der Kirche der heiligen Genoveva beiſetzen und hier ſollen künftig die Leichen großer Männer ruhen. Gleich am Todestage verlas Talleyrand in der Verſammlung das hinterlaſſene Werk des Verſtorbenen. Die Behörden des Departements und der Stadt, nicht minder der Jacobinerclub widmeten ihm eine achttägige Trauer. Alle Miniſter, außer Einem, Duportail, der ein beißendes Wort Mirabeau’s nicht verſchmerzen konnte, ſah man im Gefolge der Leiche.

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/372>, abgerufen am 26.04.2024.