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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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der kalt berechnete Volksmord trat. Seitdem ist eine lange
Zeit vergangen, die damals Knaben waren sind zu Grei-
sen geworden, unverrückt weist der große Zuchtmeister der
Welt immerfort auf dieselbe Aufgabe hin, sucht seine stör-
rig-trägen Schüler mit unsäglichen Leiden heim. Und den-
noch wollen die Einen nicht lernen daß es ein Unsinn und
ein Frevel ist, unsern von monarchischen Ordnungen durch-
drungenen Welttheil in Republiken des Alterthums um-
modeln zu wollen, die Andern umklammern hartnäckig das
geliebte Götzenbild einer monarchischen Unumschränktheit,
welche ja ihre unvergeßliche Zeit gehabt hat, gegenwärtig
aber, verlassen von dem Glauben der Völker, ein so eit-
les Geräusch treibt, wie die klappernden Speichen eines
Rades, dessen Nabe zerbrochen ist.



der kalt berechnete Volksmord trat. Seitdem iſt eine lange
Zeit vergangen, die damals Knaben waren ſind zu Grei-
ſen geworden, unverrückt weiſt der große Zuchtmeiſter der
Welt immerfort auf dieſelbe Aufgabe hin, ſucht ſeine ſtör-
rig-trägen Schüler mit unſäglichen Leiden heim. Und den-
noch wollen die Einen nicht lernen daß es ein Unſinn und
ein Frevel iſt, unſern von monarchiſchen Ordnungen durch-
drungenen Welttheil in Republiken des Alterthums um-
modeln zu wollen, die Andern umklammern hartnäckig das
geliebte Götzenbild einer monarchiſchen Unumſchränktheit,
welche ja ihre unvergeßliche Zeit gehabt hat, gegenwärtig
aber, verlaſſen von dem Glauben der Völker, ein ſo eit-
les Geräuſch treibt, wie die klappernden Speichen eines
Rades, deſſen Nabe zerbrochen iſt.



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[476/0486] der kalt berechnete Volksmord trat. Seitdem iſt eine lange Zeit vergangen, die damals Knaben waren ſind zu Grei- ſen geworden, unverrückt weiſt der große Zuchtmeiſter der Welt immerfort auf dieſelbe Aufgabe hin, ſucht ſeine ſtör- rig-trägen Schüler mit unſäglichen Leiden heim. Und den- noch wollen die Einen nicht lernen daß es ein Unſinn und ein Frevel iſt, unſern von monarchiſchen Ordnungen durch- drungenen Welttheil in Republiken des Alterthums um- modeln zu wollen, die Andern umklammern hartnäckig das geliebte Götzenbild einer monarchiſchen Unumſchränktheit, welche ja ihre unvergeßliche Zeit gehabt hat, gegenwärtig aber, verlaſſen von dem Glauben der Völker, ein ſo eit- les Geräuſch treibt, wie die klappernden Speichen eines Rades, deſſen Nabe zerbrochen iſt.

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/486>, abgerufen am 27.04.2024.