gegen und was diese nicht bewirkte, das that gemeine Ei- fersucht gegen den Landsmann. Als nun aber Lafayette nach Verlauf von nicht zwei Jahren wieder im Vaterlande, in der bewegten Hauptstadt erschien, ein zarter blonder Jüngling und schon so thatenreich, wie war da sein viel- getadelter Jugendstreich in Aller Augen durch den Erfolg gerechtfertigt! War doch Frankreich selbst schon für Ame- rika in die Schranken getreten, hatte seine erste Hülfsflotte entsendet. Maurepas freilich fuhr den Ankömmling em- pfindlich an, schon weil er in Stiefeln bei ihm eingetreten, und der König wollte ihn durchaus nicht sehen; allein was ging ihm ab, auf den die Pariser allein sahen, so oft er im Theater erschien, jede passende Stelle im Stücke Beifall klatschend auf ihn bezogen? Und die Königin klatschte mit, sah ihn häufig. Da mußte denn auch der König am Ende freundlich auf den jungen General blicken, welchem der dankbare Congreß hier einen Ehrendegen überreichen ließ. Schon tritt der Krieg mit England in seiner ganzen Bedeutung in den Vordergrund; Spanien verspricht sich ebenfalls zu entscheiden, seine Flotte mit der französischen zu vereinen; denn erst lange hinterher hat man in Madrid erkannt, welche mächtige Einwirkung die Unabhängigkeit der Söhne Englands auf die spanischen Colonialreiche in Amerika haben müsse. Ganz ernstlich aber war in Frank- reich derzeit eine Landung auf der Küste von England im Werke, man vereinigte an der Westsee zu dem Ende wohl 40,000 Mann nebst zahlreichen Transportschiffen, und
gegen und was dieſe nicht bewirkte, das that gemeine Ei- ferſucht gegen den Landsmann. Als nun aber Lafayette nach Verlauf von nicht zwei Jahren wieder im Vaterlande, in der bewegten Hauptſtadt erſchien, ein zarter blonder Jüngling und ſchon ſo thatenreich, wie war da ſein viel- getadelter Jugendſtreich in Aller Augen durch den Erfolg gerechtfertigt! War doch Frankreich ſelbſt ſchon für Ame- rika in die Schranken getreten, hatte ſeine erſte Hülfsflotte entſendet. Maurepas freilich fuhr den Ankömmling em- pfindlich an, ſchon weil er in Stiefeln bei ihm eingetreten, und der König wollte ihn durchaus nicht ſehen; allein was ging ihm ab, auf den die Pariſer allein ſahen, ſo oft er im Theater erſchien, jede paſſende Stelle im Stücke Beifall klatſchend auf ihn bezogen? Und die Königin klatſchte mit, ſah ihn häufig. Da mußte denn auch der König am Ende freundlich auf den jungen General blicken, welchem der dankbare Congreß hier einen Ehrendegen überreichen ließ. Schon tritt der Krieg mit England in ſeiner ganzen Bedeutung in den Vordergrund; Spanien verſpricht ſich ebenfalls zu entſcheiden, ſeine Flotte mit der franzöſiſchen zu vereinen; denn erſt lange hinterher hat man in Madrid erkannt, welche mächtige Einwirkung die Unabhängigkeit der Söhne Englands auf die ſpaniſchen Colonialreiche in Amerika haben müſſe. Ganz ernſtlich aber war in Frank- reich derzeit eine Landung auf der Küſte von England im Werke, man vereinigte an der Weſtſee zu dem Ende wohl 40,000 Mann nebſt zahlreichen Transportſchiffen, und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0087"n="77"/>
gegen und was dieſe nicht bewirkte, das that gemeine Ei-<lb/>
ferſucht gegen den Landsmann. Als nun aber Lafayette<lb/>
nach Verlauf von nicht zwei Jahren wieder im Vaterlande,<lb/>
in der bewegten Hauptſtadt erſchien, ein zarter blonder<lb/>
Jüngling und ſchon ſo thatenreich, wie war da ſein viel-<lb/>
getadelter Jugendſtreich in Aller Augen durch den Erfolg<lb/>
gerechtfertigt! War doch Frankreich ſelbſt ſchon für Ame-<lb/>
rika in die Schranken getreten, hatte ſeine erſte Hülfsflotte<lb/>
entſendet. Maurepas freilich fuhr den Ankömmling em-<lb/>
pfindlich an, ſchon weil er in Stiefeln bei ihm eingetreten,<lb/>
und der König wollte ihn durchaus nicht ſehen; allein<lb/>
was ging ihm ab, auf den die Pariſer allein ſahen, ſo<lb/>
oft er im Theater erſchien, jede paſſende Stelle im Stücke<lb/>
Beifall klatſchend auf ihn bezogen? Und die Königin klatſchte<lb/>
mit, ſah ihn häufig. Da mußte denn auch der König am<lb/>
Ende freundlich auf den jungen General blicken, welchem<lb/>
der dankbare Congreß hier einen Ehrendegen überreichen<lb/>
ließ. Schon tritt der Krieg mit England in ſeiner ganzen<lb/>
Bedeutung in den Vordergrund; Spanien verſpricht ſich<lb/>
ebenfalls zu entſcheiden, ſeine Flotte mit der franzöſiſchen<lb/>
zu vereinen; denn erſt lange hinterher hat man in Madrid<lb/>
erkannt, welche mächtige Einwirkung die Unabhängigkeit<lb/>
der Söhne Englands auf die ſpaniſchen Colonialreiche in<lb/>
Amerika haben müſſe. Ganz ernſtlich aber war in Frank-<lb/>
reich derzeit eine Landung auf der Küſte von England im<lb/>
Werke, man vereinigte an der Weſtſee zu dem Ende wohl<lb/>
40,000 Mann nebſt zahlreichen Transportſchiffen, und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[77/0087]
gegen und was dieſe nicht bewirkte, das that gemeine Ei-
ferſucht gegen den Landsmann. Als nun aber Lafayette
nach Verlauf von nicht zwei Jahren wieder im Vaterlande,
in der bewegten Hauptſtadt erſchien, ein zarter blonder
Jüngling und ſchon ſo thatenreich, wie war da ſein viel-
getadelter Jugendſtreich in Aller Augen durch den Erfolg
gerechtfertigt! War doch Frankreich ſelbſt ſchon für Ame-
rika in die Schranken getreten, hatte ſeine erſte Hülfsflotte
entſendet. Maurepas freilich fuhr den Ankömmling em-
pfindlich an, ſchon weil er in Stiefeln bei ihm eingetreten,
und der König wollte ihn durchaus nicht ſehen; allein
was ging ihm ab, auf den die Pariſer allein ſahen, ſo
oft er im Theater erſchien, jede paſſende Stelle im Stücke
Beifall klatſchend auf ihn bezogen? Und die Königin klatſchte
mit, ſah ihn häufig. Da mußte denn auch der König am
Ende freundlich auf den jungen General blicken, welchem
der dankbare Congreß hier einen Ehrendegen überreichen
ließ. Schon tritt der Krieg mit England in ſeiner ganzen
Bedeutung in den Vordergrund; Spanien verſpricht ſich
ebenfalls zu entſcheiden, ſeine Flotte mit der franzöſiſchen
zu vereinen; denn erſt lange hinterher hat man in Madrid
erkannt, welche mächtige Einwirkung die Unabhängigkeit
der Söhne Englands auf die ſpaniſchen Colonialreiche in
Amerika haben müſſe. Ganz ernſtlich aber war in Frank-
reich derzeit eine Landung auf der Küſte von England im
Werke, man vereinigte an der Weſtſee zu dem Ende wohl
40,000 Mann nebſt zahlreichen Transportſchiffen, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/87>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.