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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Dritte
Himmel wohnet hat sich in der tieffe in der Lufft oder auff Erden damahl in ei-
nem sichtbaren Zeichen sehen lassen/ vnd geoffenbaret: also wird auch vonem
Sohn Gottes außgesprochen/ Er sey durch die Menschwerdung hernider
gefahren/ dieweil er der Ewige GOtt/ der Sohn Gottes/ sich geoffen-
baret im fleisch/
laut der außlegung St. Pauli. Vnd das ists auch was
1. Ioh. 4, 2.
Gal.
4, 4.
der H. Evangelist Johannes schreibt: JEsus Christus ist in das fleisch
kommen/
vnd St. Paulus: Da die zeit erfüllet war sandte GOtt
seinen Sohn
verstehe ins fleisch/ daß er von einem Weib geboren
1. Tim. 3.wurde/ kundlich groß ist das gottselige Geheimniß/ GOtt ist ge-
offenbaret
(nicht wie vorzeiten im fewrigen Busch/ nicht in der Wolcken-
säul/ nicht in einer angenommenen wandelbarn Menschlicher leiblicher ge-
stalt/) sondern im Fleisch.

Daher ferner dieses geheimniß in H. Schrifft heisset Incarnatio, eine
Ioh. 1, 1. &
seqq.
Einfleischung/ dann das Wort ward fleisch/ spricht St. Johannes
im anfang seines Evangelij/ daß selbständige Wort/ welches im anfang
war bey GOtt vnd Gott selber war/ durch welches alle ding gemacht/ ohne
c. 2, 9.welches nichts gemacht ist/ was gemacht ist/ dasselbe Wort war fleisch/
wie aber? durch eine verwandlung? ist Gott in das Fleisch oder das fleisch
in Gott verwandelt vnd versencket worden/ wie jrgend dort vom Wasser zu
Cana in Galilea geschrieben stehet/ das in einen köstlichen Wein von Chri-
sto verwandelt worden/ von welchem die historia meldet/ es sey das gewesene
Hebr. 2, 14.Wasser Wein worden? Nein. Dann Gott ist geoffenbaret im fleisch/ Er ist
Gott gebliben/ hat sich aber im fleisch sehen/ fühlen/ betasten vnd greiffen las-
sen. Ekoinonese schreibt St. Paulus/ Er ist in die gemeinschafft deß fleisches
vnd blutes kommen/ Er ist desselben theilhafftig worden: Wo nun eine
koinonia vnd gemeinschafft sich erzeiget/ da kan kein metusia oder verwande-
lung der Naturen statt vnd blatz haben. So die gantze fülle der Gottheit leib-
hafftig in Christi fleisch wohnet/ wie kan dann ein Natur in die ander ver-
kehret sein worden: Es würd ja nimmermehr der Gast sein eygen Hauß/
oder das Hauß wird nimmermehr verwandelt in den Gast. Jst das Wort
fleisch worden durch eine blose Ambts annemmung/ wie jrgend Aaron ein
Hoherpriester worden/ dieweil er das Hohepriesterliche Ambt angenom-
(f) utitur
hoc simili
Athanas.
Orat. con-
tra Arian.
p.
191.
men. Auch nicht/ zwar wie (f) Aaron ohne verwandelung seiner Na-
tur ein Hoherpriester worden ist/ fo ist auch das Wort ohne verwand-
lung fleisch worden: aber das ist noch lang nicht die Incarnation oder ein-
fleischung/ dadurch mag dieses grosse geheimniß nicht erschöpfft worden/

finte-

Die Dritte
Him̃el wohnet hat ſich in der tieffe in der Lufft oder auff Erden damahl in ei-
nem ſichtbaren Zeichen ſehẽ laſſen/ vnd geoffenbaret: alſo wird auch vonem
Sohn Gottes außgeſprochen/ Er ſey durch die Menſchwerdung hernider
gefahren/ dieweil er der Ewige GOtt/ der Sohn Gottes/ ſich geoffen-
baret im fleiſch/
laut der außlegung St. Pauli. Vnd das iſts auch was
1. Ioh. 4, 2.
Gal.
4, 4.
der H. Evangeliſt Johannes ſchreibt: JEſus Chriſtus iſt in das fleiſch
kommen/
vnd St. Paulus: Da die zeit erfuͤllet war ſandte GOtt
ſeinen Sohn
verſtehe ins fleiſch/ daß er von einem Weib geboren
1. Tim. 3.wurde/ kundlich groß iſt das gottſelige Geheimniß/ GOtt iſt ge-
offenbaret
(nicht wie vorzeiten im fewrigen Buſch/ nicht in der Wolcken-
ſaͤul/ nicht in einer angenommenen wandelbarn Menſchlicher leiblicher ge-
ſtalt/) ſondern im Fleiſch.

Daher ferner dieſes geheimniß in H. Schrifft heiſſet Incarnatio, eine
Ioh. 1, 1. &
ſeqq.
Einfleiſchung/ dann das Wort ward fleiſch/ ſpricht St. Johannes
im anfang ſeines Evangelij/ daß ſelbſtaͤndige Wort/ welches im anfang
war bey GOtt vnd Gott ſelber war/ durch welches alle ding gemacht/ ohne
c. 2, 9.welches nichts gemacht iſt/ was gemacht iſt/ daſſelbe Wort war fleiſch/
wie aber? durch eine verwandlung? iſt Gott in das Fleiſch oder das fleiſch
in Gott verwandelt vnd verſencket worden/ wie jrgend dort vom Waſſer zu
Cana in Galilea geſchrieben ſtehet/ das in einen koͤſtlichen Wein von Chri-
ſto verwandelt worden/ von welchem die hiſtoria meldet/ es ſey das geweſene
Hebr. 2, 14.Waſſer Wein worden? Nein. Dann Gott iſt geoffenbaret im fleiſch/ Er iſt
Gott gebliben/ hat ſich aber im fleiſch ſehen/ fuͤhlen/ betaſten vnd greiffen laſ-
ſen. Ἐκοινώνησε ſchreibt St. Paulus/ Er iſt in die gemeinſchafft deß fleiſches
vñ blutes kommen/ Er iſt deſſelben theilhafftig worden: Wo nun eine
κοινωνία vnd gemeinſchafft ſich erzeiget/ da kan kein metuſia oder verwande-
lung der Naturen ſtatt vnd blatz haben. So die gantze fuͤlle der Gottheit leib-
hafftig in Chriſti fleiſch wohnet/ wie kan dann ein Natur in die ander ver-
kehret ſein worden: Es wuͤrd ja nimmermehr der Gaſt ſein eygen Hauß/
oder das Hauß wird nimmermehr verwandelt in den Gaſt. Jſt das Wort
fleiſch worden durch eine bloſe Ambts annemmung/ wie jrgend Aaron ein
Hoherprieſter worden/ dieweil er das Hoheprieſterliche Ambt angenom-
(f) utitur
hoc ſimili
Athanaſ.
Orat. con-
tra Arian.
p.
191.
men. Auch nicht/ zwar wie (f) Aaron ohne verwandelung ſeiner Na-
tur ein Hoherprieſter worden iſt/ fo iſt auch das Wort ohne verwand-
lung fleiſch worden: aber das iſt noch lang nicht die Incarnation oder ein-
fleiſchung/ dadurch mag dieſes groſſe geheimniß nicht erſchoͤpfft worden/

finte-
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[610/0094] Die Dritte Him̃el wohnet hat ſich in der tieffe in der Lufft oder auff Erden damahl in ei- nem ſichtbaren Zeichen ſehẽ laſſen/ vnd geoffenbaret: alſo wird auch vonem Sohn Gottes außgeſprochen/ Er ſey durch die Menſchwerdung hernider gefahren/ dieweil er der Ewige GOtt/ der Sohn Gottes/ ſich geoffen- baret im fleiſch/ laut der außlegung St. Pauli. Vnd das iſts auch was der H. Evangeliſt Johannes ſchreibt: JEſus Chriſtus iſt in das fleiſch kommen/ vnd St. Paulus: Da die zeit erfuͤllet war ſandte GOtt ſeinen Sohn verſtehe ins fleiſch/ daß er von einem Weib geboren wurde/ kundlich groß iſt das gottſelige Geheimniß/ GOtt iſt ge- offenbaret (nicht wie vorzeiten im fewrigen Buſch/ nicht in der Wolcken- ſaͤul/ nicht in einer angenommenen wandelbarn Menſchlicher leiblicher ge- ſtalt/) ſondern im Fleiſch. 1. Ioh. 4, 2. Gal. 4, 4. 1. Tim. 3. Daher ferner dieſes geheimniß in H. Schrifft heiſſet Incarnatio, eine Einfleiſchung/ dann das Wort ward fleiſch/ ſpricht St. Johannes im anfang ſeines Evangelij/ daß ſelbſtaͤndige Wort/ welches im anfang war bey GOtt vnd Gott ſelber war/ durch welches alle ding gemacht/ ohne welches nichts gemacht iſt/ was gemacht iſt/ daſſelbe Wort war fleiſch/ wie aber? durch eine verwandlung? iſt Gott in das Fleiſch oder das fleiſch in Gott verwandelt vnd verſencket worden/ wie jrgend dort vom Waſſer zu Cana in Galilea geſchrieben ſtehet/ das in einen koͤſtlichen Wein von Chri- ſto verwandelt worden/ von welchem die hiſtoria meldet/ es ſey das geweſene Waſſer Wein worden? Nein. Dann Gott iſt geoffenbaret im fleiſch/ Er iſt Gott gebliben/ hat ſich aber im fleiſch ſehen/ fuͤhlen/ betaſten vnd greiffen laſ- ſen. Ἐκοινώνησε ſchreibt St. Paulus/ Er iſt in die gemeinſchafft deß fleiſches vñ blutes kommen/ Er iſt deſſelben theilhafftig worden: Wo nun eine κοινωνία vnd gemeinſchafft ſich erzeiget/ da kan kein metuſia oder verwande- lung der Naturen ſtatt vnd blatz haben. So die gantze fuͤlle der Gottheit leib- hafftig in Chriſti fleiſch wohnet/ wie kan dann ein Natur in die ander ver- kehret ſein worden: Es wuͤrd ja nimmermehr der Gaſt ſein eygen Hauß/ oder das Hauß wird nimmermehr verwandelt in den Gaſt. Jſt das Wort fleiſch worden durch eine bloſe Ambts annemmung/ wie jrgend Aaron ein Hoherprieſter worden/ dieweil er das Hoheprieſterliche Ambt angenom- men. Auch nicht/ zwar wie (f) Aaron ohne verwandelung ſeiner Na- tur ein Hoherprieſter worden iſt/ fo iſt auch das Wort ohne verwand- lung fleiſch worden: aber das iſt noch lang nicht die Incarnation oder ein- fleiſchung/ dadurch mag dieſes groſſe geheimniß nicht erſchoͤpfft worden/ finte- Ioh. 1, 1. & ſeqq. c. 2, 9. Hebr. 2, 14. (f) utitur hoc ſimili Athanaſ. Orat. con- tra Arian. p. 191.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/94>, abgerufen am 11.12.2024.