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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
straffen solle; Da muß man mit Verwunderung sagen: Jst Saul
auch unter den Propheten? Jst Saul auch unter den Pro-
1. Sam. 19,
24.

pheten/ von dem der Geist Gottes gewiechen?

II. Diese lection gehet aber auch das gemeine Volck und
Zuhörer an/
die sich in Beweisung bißher geschehenen Fürtrags sollen
anfristen lassen 1. zur gratulation, daß sie sich freuen/ allweil sie
die Gaben noch sehen/ allweil sie die Strahlen der Gnaden-Sonn noch
spüren/ Gott hertzlich dancken; So lange dieses palladium stehet/ so
lange stehet die Christliche Kirche.

2. Ad aestimationem; daß sie solche Gaben/ welche alsLuc. 1, 78.
1. Reg. 9,
28.
() vid. Mal-
vend. l. 4.
de Antichr.
c.
32.

Güter ex Urania von dem Orient und Auffgang aus der Höhe alles Ophi-
rische Gold/ so Salomon abholen lassen/ alle () Jndianische Schätze und
cantica terrae weit übertreffen/ nicht sollen so gering schätzen und
halten/
nicht conculciren und verachten. Eine schwere Sünde ist es/
das Brod mit Füssen tretten/ noch schwerer die Gaben des Heiligen Gei-
stes schänden oder ab denselben eckeln/ wer Brod mit Füssen tritt/ ist keines
Bissen Brods werth/ was ist dann der werth/ der die himmlichen Gaben
des H. Geistes verachtet? wiewol auch in dieser Schätzung Maß zu hal-
ten/ die Gaben von den Personen/ die Kleinodien von den Kästlein wol
zu unterscheiden/ nicht wie die zu Corintho gethan/ umb der Gaben willen1. Cor. 1, 12.
die Personen vergöttern/ die prosopomakhia gebäret gar bald die prosopo-
latreian, ist lauter Greuel für Gott.

3. Ad conservationem, daß sie solchen Schatz sollen
helffen erhalten/
durch milde Stifftungen/ der Nothdurfft unter die
Arm greiffen/ das Gaben-Liecht nicht lassen verlöschen durch Geitz/ und
allerhand politische/ widrige Winde. Moses muste vorzeiten wehren/ daExod. 36, 6.
es so weit kommen/ daß nicht nur die Männer ihre beste Kleinodien/ son-
dern auch die Weiber ihre außpolirte Pracht-Spiegel zum Schmuck des
Heiligthumbs/ der Stiffts-Hütten und Gottes-Dienst häuffig beygetra-
gen/ dann sie der Sachen nur zu viel thäten. Aber so fern ist man heutiges
Tages noch nicht entgröbet; Surdo fabula, Es ist doch eben/ als wann
man einem Tauben ein Mährlein erzehlete/ man machet ein Gelächter
daraus; Jst höchst zu besorgen/ es werde auff die grosse Wolfeile/ grosse
Theurung/ gleich wie auff die sieben gute Jahr in Egypten sieben magereGen. 41, 29.
30. 53. 54.

Jahr erfolgen.

4. Ad

Predigt.
ſtraffen ſolle; Da muß man mit Verwunderung ſagen: Jſt Saul
auch unter den Propheten? Jſt Saul auch unter den Pro-
1. Sam. 19,
24.

pheten/ von dem der Geiſt Gottes gewiechen?

II. Dieſe lection gehet aber auch das gemeine Volck und
Zuhoͤrer an/
die ſich in Beweiſung bißher geſchehenen Fuͤrtrags ſollen
anfriſten laſſen 1. zur gratulation, daß ſie ſich freuen/ allweil ſie
die Gaben noch ſehen/ allweil ſie die Strahlen der Gnaden-Sonn noch
ſpuͤren/ Gott hertzlich dancken; So lange dieſes palladium ſtehet/ ſo
lange ſtehet die Chriſtliche Kirche.

2. Ad æſtimationem; daß ſie ſolche Gaben/ welche alsLuc. 1, 78.
1. Reg. 9,
28.
() vid. Mal-
vend. l. 4.
de Antichr.
c.
32.

Guͤter ex Uraniâ von dem Orient und Auffgang aus der Hoͤhe alles Ophi-
riſche Gold/ ſo Salomon abholen laſſen/ alle () Jndianiſche Schaͤtze und
cantica terræ weit uͤbertreffen/ nicht ſollen ſo gering ſchaͤtzen und
halten/
nicht conculciren und verachten. Eine ſchwere Suͤnde iſt es/
das Brod mit Fuͤſſen tretten/ noch ſchwerer die Gaben des Heiligen Gei-
ſtes ſchaͤnden oder ab denſelben eckeln/ wer Brod mit Fuͤſſen tritt/ iſt keines
Biſſen Brods werth/ was iſt dann der werth/ der die himmlichen Gaben
des H. Geiſtes verachtet? wiewol auch in dieſer Schaͤtzung Maß zu hal-
ten/ die Gaben von den Perſonen/ die Kleinodien von den Kaͤſtlein wol
zu unterſcheiden/ nicht wie die zu Corintho gethan/ umb der Gaben willen1. Cor. 1, 12.
die Perſonen vergoͤttern/ die προσωπομαχία gebaͤret gar bald die προσωπο-
λατρείαν, iſt lauter Greuel fuͤr Gott.

3. Ad conſervationem, daß ſie ſolchen Schatz ſollen
helffen erhalten/
durch milde Stifftungen/ der Nothdurfft unter die
Arm greiffen/ das Gaben-Liecht nicht laſſen verloͤſchen durch Geitz/ und
allerhand politiſche/ widrige Winde. Moſes muſte vorzeiten wehren/ daExod. 36, 6.
es ſo weit kommen/ daß nicht nur die Maͤnner ihre beſte Kleinodien/ ſon-
dern auch die Weiber ihre außpolirte Pracht-Spiegel zum Schmuck des
Heiligthumbs/ der Stiffts-Huͤtten und Gottes-Dienſt haͤuffig beygetra-
gen/ dann ſie der Sachen nur zu viel thaͤten. Aber ſo fern iſt man heutiges
Tages noch nicht entgroͤbet; Surdo fabula, Es iſt doch eben/ als wann
man einem Tauben ein Maͤhrlein erzehlete/ man machet ein Gelaͤchter
daraus; Jſt hoͤchſt zu beſorgen/ es werde auff die groſſe Wolfeile/ groſſe
Theurung/ gleich wie auff die ſieben gute Jahr in Egypten ſieben magereGen. 41, 29.
30. 53. 54.

Jahr erfolgen.

4. Ad
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[71/0103] Predigt. ſtraffen ſolle; Da muß man mit Verwunderung ſagen: Jſt Saul auch unter den Propheten? Jſt Saul auch unter den Pro- pheten/ von dem der Geiſt Gottes gewiechen? 1. Sam. 19, 24. II. Dieſe lection gehet aber auch das gemeine Volck und Zuhoͤrer an/ die ſich in Beweiſung bißher geſchehenen Fuͤrtrags ſollen anfriſten laſſen 1. zur gratulation, daß ſie ſich freuen/ allweil ſie die Gaben noch ſehen/ allweil ſie die Strahlen der Gnaden-Sonn noch ſpuͤren/ Gott hertzlich dancken; So lange dieſes palladium ſtehet/ ſo lange ſtehet die Chriſtliche Kirche. 2. Ad æſtimationem; daß ſie ſolche Gaben/ welche als Guͤter ex Uraniâ von dem Orient und Auffgang aus der Hoͤhe alles Ophi- riſche Gold/ ſo Salomon abholen laſſen/ alle () Jndianiſche Schaͤtze und cantica terræ weit uͤbertreffen/ nicht ſollen ſo gering ſchaͤtzen und halten/ nicht conculciren und verachten. Eine ſchwere Suͤnde iſt es/ das Brod mit Fuͤſſen tretten/ noch ſchwerer die Gaben des Heiligen Gei- ſtes ſchaͤnden oder ab denſelben eckeln/ wer Brod mit Fuͤſſen tritt/ iſt keines Biſſen Brods werth/ was iſt dann der werth/ der die himmlichen Gaben des H. Geiſtes verachtet? wiewol auch in dieſer Schaͤtzung Maß zu hal- ten/ die Gaben von den Perſonen/ die Kleinodien von den Kaͤſtlein wol zu unterſcheiden/ nicht wie die zu Corintho gethan/ umb der Gaben willen die Perſonen vergoͤttern/ die προσωπομαχία gebaͤret gar bald die προσωπο- λατρείαν, iſt lauter Greuel fuͤr Gott. Luc. 1, 78. 1. Reg. 9, 28. () vid. Mal- vend. l. 4. de Antichr. c. 32. 1. Cor. 1, 12. 3. Ad conſervationem, daß ſie ſolchen Schatz ſollen helffen erhalten/ durch milde Stifftungen/ der Nothdurfft unter die Arm greiffen/ das Gaben-Liecht nicht laſſen verloͤſchen durch Geitz/ und allerhand politiſche/ widrige Winde. Moſes muſte vorzeiten wehren/ da es ſo weit kommen/ daß nicht nur die Maͤnner ihre beſte Kleinodien/ ſon- dern auch die Weiber ihre außpolirte Pracht-Spiegel zum Schmuck des Heiligthumbs/ der Stiffts-Huͤtten und Gottes-Dienſt haͤuffig beygetra- gen/ dann ſie der Sachen nur zu viel thaͤten. Aber ſo fern iſt man heutiges Tages noch nicht entgroͤbet; Surdo fabula, Es iſt doch eben/ als wann man einem Tauben ein Maͤhrlein erzehlete/ man machet ein Gelaͤchter daraus; Jſt hoͤchſt zu beſorgen/ es werde auff die groſſe Wolfeile/ groſſe Theurung/ gleich wie auff die ſieben gute Jahr in Egypten ſieben magere Jahr erfolgen. Exod. 36, 6. Gen. 41, 29. 30. 53. 54. 4. Ad

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/103>, abgerufen am 29.04.2024.