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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Stunde des räucherns gebeten/ ist aus der historia Zachariae klar undLuc. 1, 10.
Apoc.
5, 8.

offenbar. Apoc. 5. sihet der Evangelist in der Hand der vier und zwantzig
Eltisten güldene Schalen von Räuchwerck/ welches sind die Gebete der
Heiligen. Jn folgendem achten Capitul erscheinet der Engel-König undc. 8, 3.
grosse Hohepriester Christus bey dem Altar mit güldenem Räuch-Faß/
und ihm ward viel Räuchwerck gegeben/ daß er gebe zum Gebet aller Hei-
ligen auff dem güldenen Altar für dem Stul.

Nicht allein zeiget die Schrifft diese Bedentung an mit klaren
und außlegenden Worten/
sondern auch in der historia Zacha-
ri
ae/ Luc. 1. Der fromme Priester Zacharias gehet nach Gewohnheit sei-Luc. 1, 8.
seqq.

nes Priesterthumbs/ da die Ordnung an ihm war/ in dem Tempel zu räu-
chern: betet darneben sehnlich nicht allein er für sich selbst/ sondern auch
die Menge des Volcks ausser dem Tempel im Vorhof/ zur Stunde des
räucherns/ die beten zusammen ihre Litaney nicht allein umb die Wolfahrt
des Jüdischen Volcks/ sonder vornemlich umb die so lang verlangte Zu-
kunfft des Messiae/ umb das auffgerichte Horn des Heils im Hause Da-
vid/ durch die hertzliche Barmhertzigkeit/ welche copulation des Gebetsv. 78.
mit dem Räuchwerck die Bedeutung selbst an die Hand gibt; dahin dann
auch gehöret die Propheceyung Malach. 1. An allen Orten soll mei-Malach. 1,
11.

nem Namen geräuchert werden/ nicht nur im Tempel; ist eben das/
was der Herr sagt Johan. 4. Die rechten Anbeter werden denIoh. 4, 23.
1. Tim.
2, 8.

Vater anbeten im Geist und in der Warheit/ und 1. Timoth. 2.
St. Paulus saget: Man soll an allen Orten auffheben heilige
Hände.

Wie nun die Weisen die primitiae gentium, die ersten unter den
Heyden gewest/ die sich zu Christo bekehret/ in andern Stücken/ also auch
im Gebet/ denen wir billich folgen und nachbeten; lassen das cörperliche
räuchern dem alten Testament/ und gehen auff den antitypum, auff
das Gegen-Bild im Neuen Testament/ das ist das Gebet: Wir lassen
dem judentzenden Papstumb die incensa und angezündetes Rauchwerck/
und sprechen mit Tertulliano: Non grana thuris unius assis incendi-Tertull. c.
30. apolog.

mus, nec arabicae arboris lacrymas, sed orationem de carne pudica, de
anima innocenti, de Spiritu Sancto profectam,
Wir zünden nicht an
und räuchern vor einen Schilling Weyrauch aus Arabia/ sondern ein
Gebet/ das da herkommet von keuschen Lippen/ von einer unbefleckten Seel
und von dem Heiligen Geist. Jst ein vornehmes Werck der Hei-

ligung

Predigt.
Stunde des raͤucherns gebeten/ iſt aus der hiſtoria Zachariæ klar undLuc. 1, 10.
Apoc.
5, 8.

offenbar. Apoc. 5. ſihet der Evangeliſt in der Hand der vier und zwantzig
Eltiſten guͤldene Schalen von Raͤuchwerck/ welches ſind die Gebete der
Heiligen. Jn folgendem achten Capitul erſcheinet der Engel-Koͤnig undc. 8, 3.
groſſe Hoheprieſter Chriſtus bey dem Altar mit guͤldenem Raͤuch-Faß/
und ihm ward viel Raͤuchwerck gegeben/ daß er gebe zum Gebet aller Hei-
ligen auff dem guͤldenen Altar fuͤr dem Stul.

Nicht allein zeiget die Schrifft dieſe Bedentung an mit klaren
und außlegenden Worten/
ſondern auch in der hiſtoria Zacha-
ri
æ/ Luc. 1. Der fromme Prieſter Zacharias gehet nach Gewohnheit ſei-Luc. 1, 8.
ſeqq.

nes Prieſterthumbs/ da die Ordnung an ihm war/ in dem Tempel zu raͤu-
chern: betet darneben ſehnlich nicht allein er fuͤr ſich ſelbſt/ ſondern auch
die Menge des Volcks auſſer dem Tempel im Vorhof/ zur Stunde des
raͤucherns/ die beten zuſammen ihre Litaney nicht allein umb die Wolfahrt
des Juͤdiſchen Volcks/ ſonder vornemlich umb die ſo lang verlangte Zu-
kunfft des Meſſiæ/ umb das auffgerichte Horn des Heils im Hauſe Da-
vid/ durch die hertzliche Barmhertzigkeit/ welche copulation des Gebetsv. 78.
mit dem Raͤuchwerck die Bedeutung ſelbſt an die Hand gibt; dahin dann
auch gehoͤret die Propheceyung Malach. 1. An allen Orten ſoll mei-Malach. 1,
11.

nem Namen geräuchert werden/ nicht nur im Tempel; iſt eben das/
was der Herr ſagt Johan. 4. Die rechten Anbeter werden denIoh. 4, 23.
1. Tim.
2, 8.

Vater anbeten im Geiſt und in der Warheit/ und 1. Timoth. 2.
St. Paulus ſaget: Man ſoll an allen Orten auffheben heilige
Haͤnde.

Wie nun die Weiſen die primitiæ gentium, die erſten unter den
Heyden geweſt/ die ſich zu Chriſto bekehret/ in andern Stuͤcken/ alſo auch
im Gebet/ denen wir billich folgen und nachbeten; laſſen das coͤrperliche
raͤuchern dem alten Teſtament/ und gehen auff den antitypum, auff
das Gegen-Bild im Neuen Teſtament/ das iſt das Gebet: Wir laſſen
dem judentzenden Papſtumb die incenſa und angezuͤndetes Rauchwerck/
und ſprechen mit Tertulliano: Non grana thuris unius aſſis incendi-Tertull. c.
30. apolog.

mus, nec arabicæ arboris lacrymas, ſed orationem de carne pudicâ, de
anima innocenti, de Spiritu Sancto profectam,
Wir zuͤnden nicht an
und raͤuchern vor einen Schilling Weyrauch aus Arabia/ ſondern ein
Gebet/ das da herkommet von keuſchen Lippen/ von einer unbefleckten Seel
und von dem Heiligen Geiſt. Jſt ein vornehmes Werck der Hei-

ligung
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[223/0255] Predigt. Stunde des raͤucherns gebeten/ iſt aus der hiſtoria Zachariæ klar und offenbar. Apoc. 5. ſihet der Evangeliſt in der Hand der vier und zwantzig Eltiſten guͤldene Schalen von Raͤuchwerck/ welches ſind die Gebete der Heiligen. Jn folgendem achten Capitul erſcheinet der Engel-Koͤnig und groſſe Hoheprieſter Chriſtus bey dem Altar mit guͤldenem Raͤuch-Faß/ und ihm ward viel Raͤuchwerck gegeben/ daß er gebe zum Gebet aller Hei- ligen auff dem guͤldenen Altar fuͤr dem Stul. Luc. 1, 10. Apoc. 5, 8. c. 8, 3. Nicht allein zeiget die Schrifft dieſe Bedentung an mit klaren und außlegenden Worten/ ſondern auch in der hiſtoria Zacha- riæ/ Luc. 1. Der fromme Prieſter Zacharias gehet nach Gewohnheit ſei- nes Prieſterthumbs/ da die Ordnung an ihm war/ in dem Tempel zu raͤu- chern: betet darneben ſehnlich nicht allein er fuͤr ſich ſelbſt/ ſondern auch die Menge des Volcks auſſer dem Tempel im Vorhof/ zur Stunde des raͤucherns/ die beten zuſammen ihre Litaney nicht allein umb die Wolfahrt des Juͤdiſchen Volcks/ ſonder vornemlich umb die ſo lang verlangte Zu- kunfft des Meſſiæ/ umb das auffgerichte Horn des Heils im Hauſe Da- vid/ durch die hertzliche Barmhertzigkeit/ welche copulation des Gebets mit dem Raͤuchwerck die Bedeutung ſelbſt an die Hand gibt; dahin dann auch gehoͤret die Propheceyung Malach. 1. An allen Orten ſoll mei- nem Namen geräuchert werden/ nicht nur im Tempel; iſt eben das/ was der Herr ſagt Johan. 4. Die rechten Anbeter werden den Vater anbeten im Geiſt und in der Warheit/ und 1. Timoth. 2. St. Paulus ſaget: Man ſoll an allen Orten auffheben heilige Haͤnde. Luc. 1, 8. ſeqq. v. 78. Malach. 1, 11. Ioh. 4, 23. 1. Tim. 2, 8. Wie nun die Weiſen die primitiæ gentium, die erſten unter den Heyden geweſt/ die ſich zu Chriſto bekehret/ in andern Stuͤcken/ alſo auch im Gebet/ denen wir billich folgen und nachbeten; laſſen das coͤrperliche raͤuchern dem alten Teſtament/ und gehen auff den antitypum, auff das Gegen-Bild im Neuen Teſtament/ das iſt das Gebet: Wir laſſen dem judentzenden Papſtumb die incenſa und angezuͤndetes Rauchwerck/ und ſprechen mit Tertulliano: Non grana thuris unius aſſis incendi- mus, nec arabicæ arboris lacrymas, ſed orationem de carne pudicâ, de anima innocenti, de Spiritu Sancto profectam, Wir zuͤnden nicht an und raͤuchern vor einen Schilling Weyrauch aus Arabia/ ſondern ein Gebet/ das da herkommet von keuſchen Lippen/ von einer unbefleckten Seel und von dem Heiligen Geiſt. Jſt ein vornehmes Werck der Hei- ligung Tertull. c. 30. apolog.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/255>, abgerufen am 28.04.2024.