Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. telligentiae tribuat? schreibet Gregorius de Valentia: Was ists dannnun? sind sie dann alle Augen in der Kirche? wann die Doctores und Lehrer (die doch Augen seyn sollen) hie fehlen können/ wie soll dann einer so toll und unverständig seyn/ daß er allen in allen Ständen/ das ist/ den Vnverständigen/ Vngelehrten/ Ackerleuten und Handwerckern/ solche Weiß- heit und Verstand zumessen wolte? argos logos! Jst eine faule Entschul- digung/ Chrysostomus antwortet und saget: atopon ton men iatron metaChrysost. hom. 16. in Ioh. akribeias uper tes tekhnes agonizesthai tes autou: kai ton skutot omon kai ton uphanten kai pantas pros tous tekhnitas: ton de khrisianon einai phaskonta me dunasthai logon uper tes oikeias parakh ein piseos Es sey gar ein unge- reimet ding/ wann ein gelehrter Artzt wider die Feinde seiner Kunst streitet/ und ein Leinweber oder ander Vngelehrter sich auff sein Handwerck wol ver- stehet/ daß einer für einen Christen sich rühmen soll/ und seines eigenen Glaubens nicht können Rechenschafft geben. Jsts möglich/ daß die Leyen das Geld lernen können an der Prob/ am Klang etc. Solten sie dann nicht auch so viel von der Kirche urtheilen können/ als von nöthen in gradu per- fectionis, ob schon nicht in perfectione gradus. Die Berrhoenser schnei-Act. 17, 11. den solchen muthwilligen Ignoranten durch ihr Exempel alle Entschul- digung ab. Jn fernerer Betrachtung/ daß es viel leichter seye diese weni- ge/ als alle notas und Kenn-Zeichen der Kirchen von Bellarmino auffge- zeichnet/ durchzugehen; welches wol Kopff und Kunst kosten solte. Sihe es III. visione accurata & judiciaria, mit einem ge- Jn dem jud- und heydentzenden Papstumb scheinet inti.
Predigt. telligentiæ tribuat? ſchreibet Gregorius de Valentiâ: Was iſts dannnun? ſind ſie dann alle Augen in der Kirche? wann die Doctores und Lehrer (die doch Augen ſeyn ſollen) hie fehlen koͤnnen/ wie ſoll dann einer ſo toll und unverſtaͤndig ſeyn/ daß er allen in allen Staͤnden/ das iſt/ den Vnverſtaͤndigẽ/ Vngelehrtẽ/ Ackerleuten und Handwerckern/ ſolche Weiß- heit und Verſtand zumeſſen wolte? ἀργὸς λόγος! Jſt eine faule Entſchul- digung/ Chryſoſtomus antwortet und ſaget: ἄτοπον τὸν μὲν ἰατρὸν μετὰChryſoſt. hom. 16. in Ioh. ἀκριβείας ὑπὲρ τῆς τέχνης ἀγωνίζεσϑαι τῆς αὐτοῦ: καὶ τὸν σκυτοτ όμον καὶ τὸν ὑφάντην καὶ πάντας πρὸς τοὺς τεχνίτας: τὸν δὲ χριςιανὸν εἶναι φάσκοντα μὴ δύνασϑαι λόγον ὑπὲρ τῆς οἰκείας παραχ εῖν πίςεως Es ſey gar ein unge- reimet ding/ wann ein gelehrter Artzt wider die Feinde ſeiner Kunſt ſtreitet/ und ein Leinweber oder ander Vngelehrter ſich auff ſein Handwerck wol ver- ſtehet/ daß einer fuͤr einen Chriſten ſich ruͤhmen ſoll/ und ſeines eigenen Glaubens nicht koͤnnen Rechenſchafft geben. Jſts moͤglich/ daß die Leyen das Geld lernen koͤnnen an der Prob/ am Klang ꝛc. Solten ſie dann nicht auch ſo viel von der Kirche urtheilen koͤnnen/ als von noͤthen in gradu per- fectionis, ob ſchon nicht in perfectione gradus. Die Berrhoenſer ſchnei-Act. 17, 11. den ſolchen muthwilligen Ignoranten durch ihr Exempel alle Entſchul- digung ab. Jn fernerer Betrachtung/ daß es viel leichter ſeye dieſe weni- ge/ als alle notas und Kenn-Zeichen der Kirchen von Bellarmino auffge- zeichnet/ durchzugehen; welches wol Kopff und Kunſt koſten ſolte. Sihe es III. viſione accuratà & judiciariâ, mit einem ge- Jn dem jud- und heydentzenden Papſtumb ſcheinet inti.
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Predigt.
telligentiæ tribuat? ſchreibet Gregorius de Valentiâ: Was iſts dann
nun? ſind ſie dann alle Augen in der Kirche? wann die Doctores und
Lehrer (die doch Augen ſeyn ſollen) hie fehlen koͤnnen/ wie ſoll dann einer
ſo toll und unverſtaͤndig ſeyn/ daß er allen in allen Staͤnden/ das iſt/ den
Vnverſtaͤndigẽ/ Vngelehrtẽ/ Ackerleuten und Handwerckern/ ſolche Weiß-
heit und Verſtand zumeſſen wolte? ἀργὸς λόγος! Jſt eine faule Entſchul-
digung/ Chryſoſtomus antwortet und ſaget: ἄτοπον τὸν μὲν ἰατρὸν μετὰ
ἀκριβείας ὑπὲρ τῆς τέχνης ἀγωνίζεσϑαι τῆς αὐτοῦ: καὶ τὸν σκυτοτ όμον καὶ
τὸν ὑφάντην καὶ πάντας πρὸς τοὺς τεχνίτας: τὸν δὲ χριςιανὸν εἶναι φάσκοντα
μὴ δύνασϑαι λόγον ὑπὲρ τῆς οἰκείας παραχ εῖν πίςεως Es ſey gar ein unge-
reimet ding/ wann ein gelehrter Artzt wider die Feinde ſeiner Kunſt ſtreitet/
und ein Leinweber oder ander Vngelehrter ſich auff ſein Handwerck wol ver-
ſtehet/ daß einer fuͤr einen Chriſten ſich ruͤhmen ſoll/ und ſeines eigenen
Glaubens nicht koͤnnen Rechenſchafft geben. Jſts moͤglich/ daß die Leyen
das Geld lernen koͤnnen an der Prob/ am Klang ꝛc. Solten ſie dann nicht
auch ſo viel von der Kirche urtheilen koͤnnen/ als von noͤthen in gradu per-
fectionis, ob ſchon nicht in perfectione gradus. Die Berrhoenſer ſchnei-
den ſolchen muthwilligen Ignoranten durch ihr Exempel alle Entſchul-
digung ab. Jn fernerer Betrachtung/ daß es viel leichter ſeye dieſe weni-
ge/ als alle notas und Kenn-Zeichen der Kirchen von Bellarmino auffge-
zeichnet/ durchzugehen; welches wol Kopff und Kunſt koſten ſolte.
Chryſoſt.
hom. 16. in
Ioh.
Act. 17, 11.
Sihe es III. viſione accuratà & judiciariâ, mit einem ge-
nauen Pruͤfe-Vuterſcheidungs-Auge; Solten wir alle religionen
halten gegen dieſem Probier-Stein/ ſo wuͤrde ſichs bald befinden/ was
weiß oder ſchwartz/ Liecht oder Finſternuͤß? daß die ſich zur ungeaͤnderten
Augſpurgiſchen Confeſſion bekenneten/ die warhafftige/ ſeligmachende
religion ſeye/ welche einig und allein dem Liecht der Heiligen Schrifft fol-
get: nicht allein folget/ ſondern auch rein und lauter bekennet/ in dem ſie
alles gegen daſſelbe Liecht haltet und nach derſelben lehret; dieweil daſelbſt
das Liecht hell leuchtet/ und per ſe fuͤhret zu einem heiligem Leben/ troͤſtet
und ſelig machet. Das ſind wir erbietig zu erweiſen/ und gibts die Er-
fahrung: Hingegen in der Tuͤrckey iſt gar kein Liecht; in der Juͤdiſchen
Synagog iſt nur das halbe Liecht/ welches gantz verfinſtert worden durch
den aberglaͤubiſchen Thalmud.
Jn dem jud- und heydentzenden Papſtumb ſcheinet
nicht I. Lux veritatis, das Liecht der Warheit/ rein/ allein/ un-
verfaͤlſcht nach dem Grund-Text/ nicht an und fuͤr ſich ſelbſt frey/ ſondern
inti.
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/431>, abgerufen am 17.06.2024. |