Dan. 6, 10.Daniel der Fürstliche Prophet/ da er sich in Babel als einem Gefängnüß auffhalten muste/ bereitet seine Fenster in seinem Sommer-Hause und Gemach/ also/ daß sie gegen Jerusalem seiner Heimath offen stunden/ betet Psal. 14, 7.da kniend alle Tag dreymal ohne zweifel diese Wort: Ach daß die Hülffe aus Zion über Jsrael käme/ und der HErr sein gefangen Volck erlösete! Wir ligen in dieser Welt Babylon als die armen Gefange- nen/ alle unsere Hertzens-Fenster solten offen stehen/ und sehen nach dem himmlischen Jerusalem/ nicht mit fürwitzigen/ sonder einfältigen Tauben- und Glaubens-Augen; Laß die himmlischen Propheten fladern/ die ihnen ein coelum empyreum einbilden/ und dasselbe so eigentlich abmessen/ als wären sie dazu gedingte Uranometrae und Himmelsmesser/ sonderlich Masson. part. 2. ana- tom. 28.Massonius, der schreibet: Es ist der Heiligen Himmel ein subtil corpus locale, sonderbar herrlicher Ort gerade über uns. Wir lassen den Für- witz/ vnd sättigen uns mit dem/ was der H. Geist geoffenbaret.
Es werden offt andächtige Hertzen außgelachet/ von denen man saget Sprichwortsweise: Er gedencket an jene Welt/ und ist diese noch nicht herumb. Hieher ihr Hertzen! sursum corda, gen Himmel/ auffwärts; Einem ieden ist sein Vaterland lieb; Es hat das Vaterland eine solche Cic. l. 1. de orat.Krafft (schreibt Cicero) daß der weise Mann Ulysses sein Ithacam, wel- ches gleichsam als ein Nest an den rauhen Felsen angehefftet/ der Vnsterb- ligkeit vorgezogen: Er lässet den AEacibus ihr Feuer/ darbey sie gesotten und gebraten/ und wündscht nur den Rauch dafür von des Va- ters Herd zu sehen/ dannenhero kommt das Sprichwort: Tes patridos kapnos lamproteros tou par' allous puros, Der Rauch in der Heimath ist besser als das Feuer in der Frembde; t' anotera kallio, das höchste Gut ist das beste Gut; Wo der Schatz ist/ da soll auch das Hertz seyn/ wo der Ps. 55, 7. 8. 9.Magnet ist/ da soll sich auch das Eisen hinziehen lassen! O hätte ich Flugel wie Tauben/ daß ich flöhe und etwa bliebe/ sihe/ so wolt ich mich ferne weg machen/ und in der Wusten bleiben. Jch wolte eilen/ daß ich entrünne fur dem Sturm-Winde und Ps. 84, 2. 3.Wetter. Wie lieblich sind deine Wohnungen/ HErr Ze- baoth/ meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vor- höfen des HErren/ mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen GOTT.
Hieher Zung- und Mund-Bekäntnüß/ wann du gefragt wirst: Bistu ein Christ? soltu antworten: Jch bin ein Himmels-Burger/ der
Welt
Die Sieben und Viertzigſte (Dritte)
Dan. 6, 10.Daniel der Fuͤrſtliche Prophet/ da er ſich in Babel als einem Gefaͤngnuͤß auffhalten muſte/ bereitet ſeine Fenſter in ſeinem Sommer-Hauſe und Gemach/ alſo/ daß ſie gegen Jeruſalem ſeiner Heimath offen ſtunden/ betet Pſal. 14, 7.da kniend alle Tag dreymal ohne zweifel dieſe Wort: Ach daß die Huͤlffe aus Zion uͤber Jſrael käme/ und der HErr ſein gefangen Volck erloͤſete! Wir ligen in dieſer Welt Babylon als die armen Gefange- nen/ alle unſere Hertzens-Fenſter ſolten offen ſtehen/ und ſehen nach dem himmliſchen Jeruſalem/ nicht mit fuͤrwitzigen/ ſonder einfaͤltigen Tauben- und Glaubens-Augen; Laß die himmliſchen Propheten fladern/ die ihnen ein cœlum empyréum einbilden/ und daſſelbe ſo eigentlich abmeſſen/ als waͤren ſie dazu gedingte Uranometræ und Himmelsmeſſer/ ſonderlich Maſſon. part. 2. ana- tom. 28.Maſſonius, der ſchreibet: Es iſt der Heiligen Himmel ein ſubtil corpus locale, ſonderbar herrlicher Ort gerade uͤber uns. Wir laſſen den Fuͤr- witz/ vnd ſaͤttigen uns mit dem/ was der H. Geiſt geoffenbaret.
Es werden offt andaͤchtige Hertzen außgelachet/ von denen man ſaget Sprichwortsweiſe: Er gedencket an jene Welt/ und iſt dieſe noch nicht herumb. Hieher ihr Hertzen! ſurſum corda, gen Himmel/ auffwaͤrts; Einem ieden iſt ſein Vaterland lieb; Es hat das Vaterland eine ſolche Cic. l. 1. de orat.Krafft (ſchreibt Cicero) daß der weiſe Mann Ulyſſes ſein Ithacam, wel- ches gleichſam als ein Neſt an den rauhen Felſen angehefftet/ der Vnſterb- ligkeit vorgezogen: Er laͤſſet den Æacibus ihr Feuer/ darbey ſie geſotten und gebraten/ und wuͤndſcht nur den Rauch dafuͤr von des Va- ters Herd zu ſehen/ dannenhero kommt das Sprichwort: Τῆς πατρίδος καπνὸς λαμπρότερος τοῦ παρ᾽ ἄλλους πυρὸς, Der Rauch in der Heimath iſt beſſer als das Feuer in der Frembde; τ᾽ ἀνώτερα καλλίω, das hoͤchſte Gut iſt das beſte Gut; Wo der Schatz iſt/ da ſoll auch das Hertz ſeyn/ wo der Pſ. 55, 7. 8. 9.Magnet iſt/ da ſoll ſich auch das Eiſen hinziehen laſſen! O haͤtte ich Flůgel wie Tauben/ daß ich floͤhe und etwa bliebe/ ſihe/ ſo wolt ich mich ferne weg machen/ und in der Wůſten bleiben. Jch wolte eilen/ daß ich entruͤnne fůr dem Sturm-Winde und Pſ. 84, 2. 3.Wetter. Wie lieblich ſind deine Wohnungen/ HErr Ze- baoth/ meine Seele verlanget und ſehnet ſich nach den Vor- höfen des HErren/ mein Leib und Seele freuen ſich in dem lebendigen GOTT.
Hieher Zung- und Mund-Bekaͤntnuͤß/ wann du gefragt wirſt: Biſtu ein Chriſt? ſoltu antworten: Jch bin ein Himmels-Burger/ der
Welt
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Die Sieben und Viertzigſte (Dritte)
Daniel der Fuͤrſtliche Prophet/ da er ſich in Babel als einem Gefaͤngnuͤß
auffhalten muſte/ bereitet ſeine Fenſter in ſeinem Sommer-Hauſe und
Gemach/ alſo/ daß ſie gegen Jeruſalem ſeiner Heimath offen ſtunden/ betet
da kniend alle Tag dreymal ohne zweifel dieſe Wort: Ach daß die Huͤlffe
aus Zion uͤber Jſrael käme/ und der HErr ſein gefangen Volck
erloͤſete! Wir ligen in dieſer Welt Babylon als die armen Gefange-
nen/ alle unſere Hertzens-Fenſter ſolten offen ſtehen/ und ſehen nach dem
himmliſchen Jeruſalem/ nicht mit fuͤrwitzigen/ ſonder einfaͤltigen Tauben-
und Glaubens-Augen; Laß die himmliſchen Propheten fladern/ die ihnen
ein cœlum empyréum einbilden/ und daſſelbe ſo eigentlich abmeſſen/ als
waͤren ſie dazu gedingte Uranometræ und Himmelsmeſſer/ ſonderlich
Maſſonius, der ſchreibet: Es iſt der Heiligen Himmel ein ſubtil corpus
locale, ſonderbar herrlicher Ort gerade uͤber uns. Wir laſſen den Fuͤr-
witz/ vnd ſaͤttigen uns mit dem/ was der H. Geiſt geoffenbaret.
Dan. 6, 10.
Pſal. 14, 7.
Maſſon.
part. 2. ana-
tom. 28.
Es werden offt andaͤchtige Hertzen außgelachet/ von denen man ſaget
Sprichwortsweiſe: Er gedencket an jene Welt/ und iſt dieſe noch nicht
herumb. Hieher ihr Hertzen! ſurſum corda, gen Himmel/ auffwaͤrts;
Einem ieden iſt ſein Vaterland lieb; Es hat das Vaterland eine ſolche
Krafft (ſchreibt Cicero) daß der weiſe Mann Ulyſſes ſein Ithacam, wel-
ches gleichſam als ein Neſt an den rauhen Felſen angehefftet/ der Vnſterb-
ligkeit vorgezogen: Er laͤſſet den Æacibus ihr Feuer/ darbey ſie
geſotten und gebraten/ und wuͤndſcht nur den Rauch dafuͤr von des Va-
ters Herd zu ſehen/ dannenhero kommt das Sprichwort: Τῆς πατρίδος
καπνὸς λαμπρότερος τοῦ παρ᾽ ἄλλους πυρὸς, Der Rauch in der Heimath iſt
beſſer als das Feuer in der Frembde; τ᾽ ἀνώτερα καλλίω, das hoͤchſte Gut
iſt das beſte Gut; Wo der Schatz iſt/ da ſoll auch das Hertz ſeyn/ wo der
Magnet iſt/ da ſoll ſich auch das Eiſen hinziehen laſſen! O haͤtte ich
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baoth/ meine Seele verlanget und ſehnet ſich nach den Vor-
höfen des HErren/ mein Leib und Seele freuen ſich in dem
lebendigen GOTT.
Cic. l. 1. de
orat.
Pſ. 55, 7. 8. 9.
Pſ. 84, 2. 3.
Hieher Zung- und Mund-Bekaͤntnuͤß/ wann du gefragt wirſt:
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/618>, abgerufen am 16.06.2024.
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