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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Drosera binata. Cap. 12
zur Nahrung dienen. Es scheint demnach, dasz Drosera binata Überreste
gewisser vorelterlicher Charactere behalten hat, -- nämlich einige wenige
bewegungslose Tentakeln auf der Rückseite der Blätter und ziemlich gut
entwickelte sitzende Drüsen --, welche von den meisten oder allen übri-
gen Arten der Gattung verloren worden sind.

Schluszbemerkungen. -- Nach dem, was wir nun gesehen
haben, kann kein Zweifel darüber bestehen, dasz die meisten oder
wahrscheinlich alle Species von Drosera so eingerichtet sind, dasz sie
Insecten mit nahezu denselben Mitteln fangen. Auszer den beiden
oben beschriebenen australischen Arten wird angegeben3, dasz zwei
andere Arten dieses Landes, nämlich Drosera pallida und Drosera
sulphurea,
"ihre Blätter mit groszer Rapidität über Insecten schlieszen:
dieselbe Erscheinung wird von einer indischen Species, Dr. lunata,
und von mehreren der Arten vom Vorgebirge der Guten Hoffnung,
besonders von Dr. trinervis dargeboten." Eine andere australische
Art, Drosera heterophylla (welche Lindley zu einer besonderen Gat-
tung, Sondera, macht), ist merkwürdig wegen der eigenthümlich ge-
formten Blätter; ich weisz aber nichts von ihrer Fähigkeit, Insecten
zu fangen, denn ich habe nur getrocknete Exemplare gesehen. Die
Blätter bilden äuszerst kleine abgeplattete Becher, die Stiele sind
nicht an dem einen Rande, sondern am Boden derselben befestigt.
Die innere Fläche und die Ränder der Becher sind dicht mit Ten-
takeln besetzt, welche Gefäszfaserbündel einschlieszen, ziemlich ver-
schieden von denen, die ich in irgend welchen andern Arten gesehen
habe; denn einige von den Gefäszen sind gestreift und punktirt, an-
statt spiral zu sein. Die Drüsen sondern reichlich ab, nach der Menge
ihnen anhängenden eingetrockneten Secrets zu urtheilen.



3 Gardener's Chronicle, 1874, p. 209.

Drosera binata. Cap. 12
zur Nahrung dienen. Es scheint demnach, dasz Drosera binata Überreste
gewisser vorelterlicher Charactere behalten hat, — nämlich einige wenige
bewegungslose Tentakeln auf der Rückseite der Blätter und ziemlich gut
entwickelte sitzende Drüsen —, welche von den meisten oder allen übri-
gen Arten der Gattung verloren worden sind.

Schluszbemerkungen. — Nach dem, was wir nun gesehen
haben, kann kein Zweifel darüber bestehen, dasz die meisten oder
wahrscheinlich alle Species von Drosera so eingerichtet sind, dasz sie
Insecten mit nahezu denselben Mitteln fangen. Auszer den beiden
oben beschriebenen australischen Arten wird angegeben3, dasz zwei
andere Arten dieses Landes, nämlich Drosera pallida und Drosera
sulphurea,
„ihre Blätter mit groszer Rapidität über Insecten schlieszen:
dieselbe Erscheinung wird von einer indischen Species, Dr. lunata,
und von mehreren der Arten vom Vorgebirge der Guten Hoffnung,
besonders von Dr. trinervis dargeboten.‟ Eine andere australische
Art, Drosera heterophylla (welche Lindley zu einer besonderen Gat-
tung, Sondera, macht), ist merkwürdig wegen der eigenthümlich ge-
formten Blätter; ich weisz aber nichts von ihrer Fähigkeit, Insecten
zu fangen, denn ich habe nur getrocknete Exemplare gesehen. Die
Blätter bilden äuszerst kleine abgeplattete Becher, die Stiele sind
nicht an dem einen Rande, sondern am Boden derselben befestigt.
Die innere Fläche und die Ränder der Becher sind dicht mit Ten-
takeln besetzt, welche Gefäszfaserbündel einschlieszen, ziemlich ver-
schieden von denen, die ich in irgend welchen andern Arten gesehen
habe; denn einige von den Gefäszen sind gestreift und punktirt, an-
statt spiral zu sein. Die Drüsen sondern reichlich ab, nach der Menge
ihnen anhängenden eingetrockneten Secrets zu urtheilen.



3 Gardener’s Chronicle, 1874, p. 209.
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[258/0272] Drosera binata. Cap. 12 zur Nahrung dienen. Es scheint demnach, dasz Drosera binata Überreste gewisser vorelterlicher Charactere behalten hat, — nämlich einige wenige bewegungslose Tentakeln auf der Rückseite der Blätter und ziemlich gut entwickelte sitzende Drüsen —, welche von den meisten oder allen übri- gen Arten der Gattung verloren worden sind. Schluszbemerkungen. — Nach dem, was wir nun gesehen haben, kann kein Zweifel darüber bestehen, dasz die meisten oder wahrscheinlich alle Species von Drosera so eingerichtet sind, dasz sie Insecten mit nahezu denselben Mitteln fangen. Auszer den beiden oben beschriebenen australischen Arten wird angegeben 3, dasz zwei andere Arten dieses Landes, nämlich Drosera pallida und Drosera sulphurea, „ihre Blätter mit groszer Rapidität über Insecten schlieszen: dieselbe Erscheinung wird von einer indischen Species, Dr. lunata, und von mehreren der Arten vom Vorgebirge der Guten Hoffnung, besonders von Dr. trinervis dargeboten.‟ Eine andere australische Art, Drosera heterophylla (welche Lindley zu einer besonderen Gat- tung, Sondera, macht), ist merkwürdig wegen der eigenthümlich ge- formten Blätter; ich weisz aber nichts von ihrer Fähigkeit, Insecten zu fangen, denn ich habe nur getrocknete Exemplare gesehen. Die Blätter bilden äuszerst kleine abgeplattete Becher, die Stiele sind nicht an dem einen Rande, sondern am Boden derselben befestigt. Die innere Fläche und die Ränder der Becher sind dicht mit Ten- takeln besetzt, welche Gefäszfaserbündel einschlieszen, ziemlich ver- schieden von denen, die ich in irgend welchen andern Arten gesehen habe; denn einige von den Gefäszen sind gestreift und punktirt, an- statt spiral zu sein. Die Drüsen sondern reichlich ab, nach der Menge ihnen anhängenden eingetrockneten Secrets zu urtheilen. 3 Gardener’s Chronicle, 1874, p. 209.

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/272>, abgerufen am 29.04.2024.