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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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nug, weßhalb Petrus und Johannes, diese so ausgezeich-
net hervortretenden apostolischen Persönlichkeiten, der Eine
der Fels, auf welchen Christus seine Kirche baut, und dem
er die Schlüssel des Himmelreichs übergibt; der Andere,
der persönliche Liebling Christi, der Verpfleger seiner Mut-
ter und eigenthümliche neutestamentliche Schriftsteller, einen
so großen Vorzug haben; weniger begreifen wir aber, weß-
halb Jakobus hinzugenommen ist. Er ist zwar ein Bru-
der des Johannes und, wie er, ein "Donnerskind" d. h.
vom größten religiösen Eifer erfüllt; ein specieller Charak-
ter jedoch wird hiedurch nicht in ihm erkannt. Apostelgesch.
3, 1 ff. erscheinen Petrus und Johannes zusammen, vergl.
21, 20. Diese Beiden zeigen sich als sehr verschiedene
Naturen; jeder von ihnen ist bedeutsam und wichtig in
seiner Art, so daß man wohl die Repräsentanten zweier
triadischer Elemente in ihnen ahnen und suchen kann, wo-
zu aber durch Jakobus kein drittes, ergänzendes hinzu-
kommt. Dieser tritt auch bald vom Schauplatz ab; er
wird Apostelgesch. 12, 2 hingerichtet und es wird an sei-
ner Statt kein neuer Apostel gewählt. Ein solcher aber
und zwar einer der größten und wichtigsten Art tritt durch
Paulus hinzu, durch den sich in Wahrheit die durch die
Idee geforderte Triade gestaltet. Es hat somit den An-
schein, als ob Jakobus, bei überhaupt würdigem, aber
nicht in besonderer Weise bestimmtem Charakter, die dar-
zustellende Trias nur erst formell auszufüllen gehabt, weil
das wahrhafte, eigenthümlich beschaffene Dritte noch nicht
vorhanden war. Bezeichnen wir die drei Momente der
Idee als Vater, Sohn und Geist oder ethnologisch
als römisches, christlich-jüdisches und griechi-
sches
Princip, so sind in dem Apostelfürsten Petrus,
auf den sich die römische Kirche zurückführt und in dem
mit Christus so innig verbundenen, ihn so hoch fassenden,

nug, weßhalb Petrus und Johannes, dieſe ſo ausgezeich-
net hervortretenden apoſtoliſchen Perſönlichkeiten, der Eine
der Fels, auf welchen Chriſtus ſeine Kirche baut, und dem
er die Schlüſſel des Himmelreichs übergibt; der Andere,
der perſönliche Liebling Chriſti, der Verpfleger ſeiner Mut-
ter und eigenthümliche neuteſtamentliche Schriftſteller, einen
ſo großen Vorzug haben; weniger begreifen wir aber, weß-
halb Jakobus hinzugenommen iſt. Er iſt zwar ein Bru-
der des Johannes und, wie er, ein „Donnerskind“ d. h.
vom größten religiöſen Eifer erfüllt; ein ſpecieller Charak-
ter jedoch wird hiedurch nicht in ihm erkannt. Apoſtelgeſch.
3, 1 ff. erſcheinen Petrus und Johannes zuſammen, vergl.
21, 20. Dieſe Beiden zeigen ſich als ſehr verſchiedene
Naturen; jeder von ihnen iſt bedeutſam und wichtig in
ſeiner Art, ſo daß man wohl die Repräſentanten zweier
triadiſcher Elemente in ihnen ahnen und ſuchen kann, wo-
zu aber durch Jakobus kein drittes, ergänzendes hinzu-
kommt. Dieſer tritt auch bald vom Schauplatz ab; er
wird Apoſtelgeſch. 12, 2 hingerichtet und es wird an ſei-
ner Statt kein neuer Apoſtel gewählt. Ein ſolcher aber
und zwar einer der größten und wichtigſten Art tritt durch
Paulus hinzu, durch den ſich in Wahrheit die durch die
Idee geforderte Triade geſtaltet. Es hat ſomit den An-
ſchein, als ob Jakobus, bei überhaupt würdigem, aber
nicht in beſonderer Weiſe beſtimmtem Charakter, die dar-
zuſtellende Trias nur erſt formell auszufüllen gehabt, weil
das wahrhafte, eigenthümlich beſchaffene Dritte noch nicht
vorhanden war. Bezeichnen wir die drei Momente der
Idee als Vater, Sohn und Geiſt oder ethnologiſch
als römiſches, chriſtlich-jüdiſches und griechi-
ſches
Princip, ſo ſind in dem Apoſtelfürſten Petrus,
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[103/0125] nug, weßhalb Petrus und Johannes, dieſe ſo ausgezeich- net hervortretenden apoſtoliſchen Perſönlichkeiten, der Eine der Fels, auf welchen Chriſtus ſeine Kirche baut, und dem er die Schlüſſel des Himmelreichs übergibt; der Andere, der perſönliche Liebling Chriſti, der Verpfleger ſeiner Mut- ter und eigenthümliche neuteſtamentliche Schriftſteller, einen ſo großen Vorzug haben; weniger begreifen wir aber, weß- halb Jakobus hinzugenommen iſt. Er iſt zwar ein Bru- der des Johannes und, wie er, ein „Donnerskind“ d. h. vom größten religiöſen Eifer erfüllt; ein ſpecieller Charak- ter jedoch wird hiedurch nicht in ihm erkannt. Apoſtelgeſch. 3, 1 ff. erſcheinen Petrus und Johannes zuſammen, vergl. 21, 20. Dieſe Beiden zeigen ſich als ſehr verſchiedene Naturen; jeder von ihnen iſt bedeutſam und wichtig in ſeiner Art, ſo daß man wohl die Repräſentanten zweier triadiſcher Elemente in ihnen ahnen und ſuchen kann, wo- zu aber durch Jakobus kein drittes, ergänzendes hinzu- kommt. Dieſer tritt auch bald vom Schauplatz ab; er wird Apoſtelgeſch. 12, 2 hingerichtet und es wird an ſei- ner Statt kein neuer Apoſtel gewählt. Ein ſolcher aber und zwar einer der größten und wichtigſten Art tritt durch Paulus hinzu, durch den ſich in Wahrheit die durch die Idee geforderte Triade geſtaltet. Es hat ſomit den An- ſchein, als ob Jakobus, bei überhaupt würdigem, aber nicht in beſonderer Weiſe beſtimmtem Charakter, die dar- zuſtellende Trias nur erſt formell auszufüllen gehabt, weil das wahrhafte, eigenthümlich beſchaffene Dritte noch nicht vorhanden war. Bezeichnen wir die drei Momente der Idee als Vater, Sohn und Geiſt oder ethnologiſch als römiſches, chriſtlich-jüdiſches und griechi- ſches Princip, ſo ſind in dem Apoſtelfürſten Petrus, auf den ſich die römiſche Kirche zurückführt und in dem mit Chriſtus ſo innig verbundenen, ihn ſo hoch faſſenden,

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/125>, abgerufen am 30.04.2024.