Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

ihn wieder bei dem Kopf, rufte seine Leute, und wurde eine Schlägerei, daß die andern all von'n Posten wieder herzukamen und die wahre Ursache erkannten. Zogen sie ihren Beutel und bezahleten vor den Frembden, wie auch den ganzen Weg, welcher ihn'n dafür alle Höflichkeit erwies und gewiß die ganze Kompagnie mit vielen, klugen Diskursen unterhielt, und, wie ich hernach vernommen, in Hamburg, da er sein Gut und Freunde hatte, reichliche Vergeltung gethan.

Von Hannover gingen wir per posta nach Celle und besahen das schöne Schloß und fürstliche Lusthaus; und weiter nach Lüneburg, besahen das schöne Salzwesen und verwunderten uns über die schiefstehenden und hangenden Thürme, als wann sie itzt fallen wollten.

Kamen nach Harburg. Speiseten da abermals herrlich und fuhren endlich mit Schiff nach Hamburg, da alles voller Schiff aufm Wege lag. Ich verwunderte mich überaus. Denn ich mein Tag keines gesehen.

Endlich, wie wir an den Bohm [Baum] kamen und unsere Kuffer ausgesetzet wurden, da hätte man sehen sollen: was Volk! Einer packte meinen Kuffer hie, der andere dort an und wollten mit fort. Da ich zu wehren gnug hatte! Da sie aber sahen, daß ich vorsichtiger war, gaben sie gute Wort und baten: mich vor ein Trinkgeld in ein gut Wirtshaus zu bringen.

Ich accordirete erst. Denn das muß man thun. sonst pressen sie hernach viel mehr! Ich wurde nebenst einem Studios, welcher mit auf der Post gewesen, gewarnet: mitzugehen und wohl acht zu haben; sonst wären sie mit dem Kuffer fort! - wir thaten's auch. Und wurden endlichen durch viele Straßen auf den Neuen Markt in ein arges Hur-Haus gebracht.

ihn wieder bei dem Kopf, rufte seine Leute, und wurde eine Schlägerei, daß die andern all von’n Posten wieder herzukamen und die wahre Ursache erkannten. Zogen sie ihren Beutel und bezahleten vor den Frembden, wie auch den ganzen Weg, welcher ihn’n dafür alle Höflichkeit erwies und gewiß die ganze Kompagnie mit vielen, klugen Diskursen unterhielt, und, wie ich hernach vernommen, in Hamburg, da er sein Gut und Freunde hatte, reichliche Vergeltung gethan.

Von Hannover gingen wir per posta nach Celle und besahen das schöne Schloß und fürstliche Lusthaus; und weiter nach Lüneburg, besahen das schöne Salzwesen und verwunderten uns über die schiefstehenden und hangenden Thürme, als wann sie itzt fallen wollten.

Kamen nach Harburg. Speiseten da abermals herrlich und fuhren endlich mit Schiff nach Hamburg, da alles voller Schiff aufm Wege lag. Ich verwunderte mich überaus. Denn ich mein Tag keines gesehen.

Endlich, wie wir an den Bohm [Baum] kamen und unsere Kuffer ausgesetzet wurden, da hätte man sehen sollen: was Volk! Einer packte meinen Kuffer hie, der andere dort an und wollten mit fort. Da ich zu wehren gnug hatte! Da sie aber sahen, daß ich vorsichtiger war, gaben sie gute Wort und baten: mich vor ein Trinkgeld in ein gut Wirtshaus zu bringen.

Ich accordirete erst. Denn das muß man thun. sonst pressen sie hernach viel mehr! Ich wurde nebenst einem Studios, welcher mit auf der Post gewesen, gewarnet: mitzugehen und wohl acht zu haben; sonst wären sie mit dem Kuffer fort! – wir thaten’s auch. Und wurden endlichen durch viele Straßen auf den Neuen Markt in ein arges Hur-Haus gebracht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0103"/>
ihn wieder bei dem Kopf, rufte seine Leute, und wurde eine Schlägerei, daß die andern all von&#x2019;n Posten wieder herzukamen und die wahre Ursache erkannten. Zogen sie ihren Beutel und bezahleten vor den Frembden, wie auch den ganzen Weg, welcher ihn&#x2019;n dafür alle Höflichkeit erwies und gewiß die ganze Kompagnie mit vielen, klugen Diskursen unterhielt, und, wie ich hernach vernommen, in Hamburg, da er sein Gut und Freunde hatte, reichliche Vergeltung gethan.</p>
          <p>Von Hannover gingen wir <hi rendition="#aq">per posta</hi> nach Celle und besahen das schöne Schloß und fürstliche Lusthaus; und weiter nach Lüneburg, besahen das schöne Salzwesen und verwunderten uns über die schiefstehenden und hangenden Thürme, als wann sie itzt fallen wollten.</p>
          <p>Kamen nach Harburg. Speiseten da abermals herrlich und fuhren endlich mit Schiff nach Hamburg, da alles voller Schiff aufm Wege lag. Ich verwunderte mich überaus. Denn ich mein Tag keines gesehen.</p>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>ndlich, wie wir an den Bohm [Baum] kamen und unsere Kuffer ausgesetzet wurden, da hätte man sehen sollen: was Volk! Einer packte meinen Kuffer hie, der andere dort an und wollten mit fort. Da ich zu wehren gnug hatte! Da sie aber sahen, daß ich vorsichtiger war, gaben sie gute Wort und baten: mich vor ein Trinkgeld in ein gut Wirtshaus zu bringen.</p>
          <p>Ich accordirete erst. Denn das muß man thun. sonst pressen sie hernach viel mehr! Ich wurde nebenst einem Studios, welcher mit auf der Post gewesen, gewarnet: mitzugehen und wohl acht zu haben; sonst wären sie mit dem Kuffer fort! &#x2013; wir thaten&#x2019;s auch. Und wurden endlichen durch viele Straßen auf den Neuen Markt in ein arges Hur-Haus gebracht.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0103] ihn wieder bei dem Kopf, rufte seine Leute, und wurde eine Schlägerei, daß die andern all von’n Posten wieder herzukamen und die wahre Ursache erkannten. Zogen sie ihren Beutel und bezahleten vor den Frembden, wie auch den ganzen Weg, welcher ihn’n dafür alle Höflichkeit erwies und gewiß die ganze Kompagnie mit vielen, klugen Diskursen unterhielt, und, wie ich hernach vernommen, in Hamburg, da er sein Gut und Freunde hatte, reichliche Vergeltung gethan. Von Hannover gingen wir per posta nach Celle und besahen das schöne Schloß und fürstliche Lusthaus; und weiter nach Lüneburg, besahen das schöne Salzwesen und verwunderten uns über die schiefstehenden und hangenden Thürme, als wann sie itzt fallen wollten. Kamen nach Harburg. Speiseten da abermals herrlich und fuhren endlich mit Schiff nach Hamburg, da alles voller Schiff aufm Wege lag. Ich verwunderte mich überaus. Denn ich mein Tag keines gesehen. Endlich, wie wir an den Bohm [Baum] kamen und unsere Kuffer ausgesetzet wurden, da hätte man sehen sollen: was Volk! Einer packte meinen Kuffer hie, der andere dort an und wollten mit fort. Da ich zu wehren gnug hatte! Da sie aber sahen, daß ich vorsichtiger war, gaben sie gute Wort und baten: mich vor ein Trinkgeld in ein gut Wirtshaus zu bringen. Ich accordirete erst. Denn das muß man thun. sonst pressen sie hernach viel mehr! Ich wurde nebenst einem Studios, welcher mit auf der Post gewesen, gewarnet: mitzugehen und wohl acht zu haben; sonst wären sie mit dem Kuffer fort! – wir thaten’s auch. Und wurden endlichen durch viele Straßen auf den Neuen Markt in ein arges Hur-Haus gebracht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/103
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/103>, abgerufen am 26.04.2024.