Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

rufen und trug mir die Kondition an, so ich nicht ausschlagen wollte, sondern reisete mit ihm.

Und da kam ich an'n zweiten Hof. Ich wartet dem Herrn auf und machte mein unterthänigstes Kompliment und so war es gut. Ich hatte täglich meine Aufwartung, Essen und Trinken und alles vollauf. Des Mittages speiseten wir umb drei, vier Uhr; des Nachts umb zwölf, ein Uhr; legten uns abends vor Müdigkeit in des Herrn Wolfes-Pelz oder sonst wohin, wo wir konnten, wie die Schweine. Und stunden auch des Morgens also ungebetet wieder auf. Und dann in die Küche und zum Keller. Bisweilen gingen wir auf die Jaged. So ging es alle Tage.

Einsmals kamen die Bauren und beschwereten sich über einen großen Bär, welcher ihn'n die Bienstöcke und Kälber, Hühner, Gänse und dergleichen holete.

Die Bauren mußten fort, uns die Spur zu zeigen. Da war'n Herr Markgraf Albrecht und Christian Ludwig mit dabei, welche sich ein groß Pläsier da machten. Wir funden endlich den Bär im Bruch liegen, mitten im Wasser.

Wir machten Kähne zusammen und brachten die Hunde nüber. Aber der Bär ließ keinen an sich (bis man ihm Feuer gnung auf den Puckel warf), nach welchen er mit den Zähnen biß und sie wegschlug, endlich aber herauskam und ins Wasser plumpte. Da waren sie über ihm her, wohl zwei Stunden, bis sie's müde wurden. Da schoßen sie ihm durch den Kopf, zumal er sie alle mit dem Kahn umbgeworfen hatte. Da war die Komödie aus.

Die Bauren aber mußten den Bär vors Königes Küche zum Weihnachtsbraten bringen.

Der ganze Hof wurd krank am Durchfall. Da mußte ich meine Probe thun. Es starb mir aber nicht einer.

rufen und trug mir die Kondition an, so ich nicht ausschlagen wollte, sondern reisete mit ihm.

Und da kam ich an’n zweiten Hof. Ich wartet dem Herrn auf und machte mein unterthänigstes Kompliment und so war es gut. Ich hatte täglich meine Aufwartung, Essen und Trinken und alles vollauf. Des Mittages speiseten wir umb drei, vier Uhr; des Nachts umb zwölf, ein Uhr; legten uns abends vor Müdigkeit in des Herrn Wolfes-Pelz oder sonst wohin, wo wir konnten, wie die Schweine. Und stunden auch des Morgens also ungebetet wieder auf. Und dann in die Küche und zum Keller. Bisweilen gingen wir auf die Jaged. So ging es alle Tage.

Einsmals kamen die Bauren und beschwereten sich über einen großen Bär, welcher ihn’n die Bienstöcke und Kälber, Hühner, Gänse und dergleichen holete.

Die Bauren mußten fort, uns die Spur zu zeigen. Da war’n Herr Markgraf Albrecht und Christian Ludwig mit dabei, welche sich ein groß Pläsier da machten. Wir funden endlich den Bär im Bruch liegen, mitten im Wasser.

Wir machten Kähne zusammen und brachten die Hunde nüber. Aber der Bär ließ keinen an sich (bis man ihm Feuer gnung auf den Puckel warf), nach welchen er mit den Zähnen biß und sie wegschlug, endlich aber herauskam und ins Wasser plumpte. Da waren sie über ihm her, wohl zwei Stunden, bis sie’s müde wurden. Da schoßen sie ihm durch den Kopf, zumal er sie alle mit dem Kahn umbgeworfen hatte. Da war die Komödie aus.

Die Bauren aber mußten den Bär vors Königes Küche zum Weihnachtsbraten bringen.

Der ganze Hof wurd krank am Durchfall. Da mußte ich meine Probe thun. Es starb mir aber nicht einer.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0217"/>
rufen und trug mir die Kondition an, so ich nicht ausschlagen wollte, sondern reisete mit ihm.</p>
          <p>Und da kam ich an&#x2019;n zweiten Hof. Ich wartet dem Herrn auf und machte mein unterthänigstes Kompliment und so war es gut. Ich hatte täglich meine Aufwartung, Essen und Trinken und alles vollauf. Des Mittages speiseten wir umb drei, vier Uhr; des Nachts umb zwölf, ein Uhr; legten uns abends vor Müdigkeit in des Herrn Wolfes-Pelz oder sonst wohin, wo wir konnten, wie die Schweine. Und stunden auch des Morgens also ungebetet wieder auf. Und dann in die Küche und zum Keller. Bisweilen gingen wir auf die Jaged. So ging es alle Tage.</p>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>insmals kamen die Bauren und beschwereten sich über einen großen Bär, welcher ihn&#x2019;n die Bienstöcke und Kälber, Hühner, Gänse und dergleichen holete.</p>
          <p>Die Bauren mußten fort, uns die Spur zu zeigen. Da war&#x2019;n Herr Markgraf Albrecht und Christian Ludwig mit dabei, welche sich ein groß Pläsier da machten. Wir funden endlich den Bär im Bruch liegen, mitten im Wasser.</p>
          <p>Wir machten Kähne zusammen und brachten die Hunde nüber. Aber der Bär ließ keinen an sich (bis man ihm Feuer gnung auf den Puckel warf), nach welchen er mit den Zähnen biß und sie wegschlug, endlich aber herauskam und ins Wasser plumpte. Da waren sie über ihm her, wohl zwei Stunden, bis sie&#x2019;s müde wurden. Da schoßen sie ihm durch den Kopf, zumal er sie alle mit dem Kahn umbgeworfen hatte. Da war die Komödie aus.</p>
          <p>Die Bauren aber mußten den Bär vors Königes Küche zum Weihnachtsbraten bringen.</p>
          <p>Der ganze Hof wurd krank am Durchfall. Da mußte ich meine Probe thun. Es starb mir aber nicht einer.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0217] rufen und trug mir die Kondition an, so ich nicht ausschlagen wollte, sondern reisete mit ihm. Und da kam ich an’n zweiten Hof. Ich wartet dem Herrn auf und machte mein unterthänigstes Kompliment und so war es gut. Ich hatte täglich meine Aufwartung, Essen und Trinken und alles vollauf. Des Mittages speiseten wir umb drei, vier Uhr; des Nachts umb zwölf, ein Uhr; legten uns abends vor Müdigkeit in des Herrn Wolfes-Pelz oder sonst wohin, wo wir konnten, wie die Schweine. Und stunden auch des Morgens also ungebetet wieder auf. Und dann in die Küche und zum Keller. Bisweilen gingen wir auf die Jaged. So ging es alle Tage. Einsmals kamen die Bauren und beschwereten sich über einen großen Bär, welcher ihn’n die Bienstöcke und Kälber, Hühner, Gänse und dergleichen holete. Die Bauren mußten fort, uns die Spur zu zeigen. Da war’n Herr Markgraf Albrecht und Christian Ludwig mit dabei, welche sich ein groß Pläsier da machten. Wir funden endlich den Bär im Bruch liegen, mitten im Wasser. Wir machten Kähne zusammen und brachten die Hunde nüber. Aber der Bär ließ keinen an sich (bis man ihm Feuer gnung auf den Puckel warf), nach welchen er mit den Zähnen biß und sie wegschlug, endlich aber herauskam und ins Wasser plumpte. Da waren sie über ihm her, wohl zwei Stunden, bis sie’s müde wurden. Da schoßen sie ihm durch den Kopf, zumal er sie alle mit dem Kahn umbgeworfen hatte. Da war die Komödie aus. Die Bauren aber mußten den Bär vors Königes Küche zum Weihnachtsbraten bringen. Der ganze Hof wurd krank am Durchfall. Da mußte ich meine Probe thun. Es starb mir aber nicht einer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/217
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/217>, abgerufen am 04.05.2024.