Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dincklage, Emmy von: Der Striethast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [180]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

und ihr Roman "Tolle Geschichten" schildert in seinem ersten Theil das Leben auf einem dieser altadeligen Herrensitze mit so lebendigen Farben, im Guten und Bösen so derb und rücksichtslos, dabei mit einer solchen Fülle des frischesten Humors, daß diesem Buch von Frauenhand kein anderes an die Seite zu setzen wäre, wenn der zweite Theil mit seinen abenteuerlichen Romanverwicklungen und einer gewissen Hast und Oberflächlichkeit der Ausführungen nicht allzu fühlbar gegen den ersten abstäche, Die kleineren Emsländer Erzählungen sind zumeist glücklicher in der Composition und bieten, von demselben drastischen Humor stroß end, eine Reihe höchst eigenthümlicher Charakterbilder. Wenn es der Dichterin gelänge, ihre zuweilen aus Rand und Band gehende Phantasie zu zügeln und sich gewissenhafter innerhalb der feinen Grenzlinie der Wahrheit und Natur zu halten, wäre sie ihrem Talent nach dazu berufen, auch in einer größeren Schöpfung ihre Heimath so erfolgreich zu vertreten, wie es Fritz Reuter in der "Stromtid" mit seinem Mecklenburg gethan hat.

und ihr Roman „Tolle Geschichten“ schildert in seinem ersten Theil das Leben auf einem dieser altadeligen Herrensitze mit so lebendigen Farben, im Guten und Bösen so derb und rücksichtslos, dabei mit einer solchen Fülle des frischesten Humors, daß diesem Buch von Frauenhand kein anderes an die Seite zu setzen wäre, wenn der zweite Theil mit seinen abenteuerlichen Romanverwicklungen und einer gewissen Hast und Oberflächlichkeit der Ausführungen nicht allzu fühlbar gegen den ersten abstäche, Die kleineren Emsländer Erzählungen sind zumeist glücklicher in der Composition und bieten, von demselben drastischen Humor stroß end, eine Reihe höchst eigenthümlicher Charakterbilder. Wenn es der Dichterin gelänge, ihre zuweilen aus Rand und Band gehende Phantasie zu zügeln und sich gewissenhafter innerhalb der feinen Grenzlinie der Wahrheit und Natur zu halten, wäre sie ihrem Talent nach dazu berufen, auch in einer größeren Schöpfung ihre Heimath so erfolgreich zu vertreten, wie es Fritz Reuter in der „Stromtid“ mit seinem Mecklenburg gethan hat.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0006"/>
und ihr Roman &#x201E;Tolle Geschichten&#x201C; schildert in seinem ersten     Theil das Leben auf einem dieser altadeligen Herrensitze mit so lebendigen Farben, im Guten und     Bösen so derb und rücksichtslos, dabei mit einer solchen Fülle des frischesten Humors, daß     diesem Buch von Frauenhand kein anderes an die Seite zu setzen wäre, wenn der zweite Theil mit     seinen abenteuerlichen Romanverwicklungen und einer gewissen Hast und Oberflächlichkeit der     Ausführungen nicht allzu fühlbar gegen den ersten abstäche, Die kleineren Emsländer Erzählungen     sind zumeist glücklicher in der Composition und bieten, von demselben drastischen Humor stroß     end, eine Reihe höchst eigenthümlicher Charakterbilder. Wenn es der Dichterin gelänge, ihre     zuweilen aus Rand und Band gehende Phantasie zu zügeln und sich gewissenhafter innerhalb der     feinen Grenzlinie der Wahrheit und Natur zu halten, wäre sie ihrem Talent nach dazu berufen,     auch in einer größeren Schöpfung ihre Heimath so erfolgreich zu vertreten, wie es Fritz Reuter     in der &#x201E;Stromtid&#x201C; mit seinem Mecklenburg gethan hat.</p><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0006] und ihr Roman „Tolle Geschichten“ schildert in seinem ersten Theil das Leben auf einem dieser altadeligen Herrensitze mit so lebendigen Farben, im Guten und Bösen so derb und rücksichtslos, dabei mit einer solchen Fülle des frischesten Humors, daß diesem Buch von Frauenhand kein anderes an die Seite zu setzen wäre, wenn der zweite Theil mit seinen abenteuerlichen Romanverwicklungen und einer gewissen Hast und Oberflächlichkeit der Ausführungen nicht allzu fühlbar gegen den ersten abstäche, Die kleineren Emsländer Erzählungen sind zumeist glücklicher in der Composition und bieten, von demselben drastischen Humor stroß end, eine Reihe höchst eigenthümlicher Charakterbilder. Wenn es der Dichterin gelänge, ihre zuweilen aus Rand und Band gehende Phantasie zu zügeln und sich gewissenhafter innerhalb der feinen Grenzlinie der Wahrheit und Natur zu halten, wäre sie ihrem Talent nach dazu berufen, auch in einer größeren Schöpfung ihre Heimath so erfolgreich zu vertreten, wie es Fritz Reuter in der „Stromtid“ mit seinem Mecklenburg gethan hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:59:48Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:59:48Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dincklage_striethast_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dincklage_striethast_1910/6
Zitationshilfe: Dincklage, Emmy von: Der Striethast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [180]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dincklage_striethast_1910/6>, abgerufen am 27.04.2024.