Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

Wenden auch Landstreicher gefunden die solche Allrünichen feil ümher tragen und verkauffen.

II. Es sind kleine Bildgen/ gleich den Männlein oder Weiblein an allen Gliedmassen/ haben den Kopf mit langen Haaren bewachsen/ ein weiß Hamdgen an / und sehen poßierlich aus wie die Allraunen der alten Deutschen.

Ist aber eitel Betrug und Gauckeley/ des Krauts Mandragora Wurtzel wird formiret als ein klein nackender Mensch. Die graben diese Betrüger aus der Erden / wischen sie ab/ helffen ihr mit Schnitzen und Ausarbeiten daß sie entweder einem Männ- oder Weiblein/ wie sie wollen/ gleich siehet. Da am Haupt die Haare seyn sollen/ stecken sie Gerstenkörnlein/ oder andere Saamen häuffig hinein/ lassens auswachsen/ und wieder etwas trucknen/ so sitzets fest/ und scheinet wie natürlich Haar.

Ferner ziehen sie es artig an/ mit einem kleinen Hembdlein/ thun ihn einen Gürtel umb den Leib/ legens in ein Schächtlein/ und befehlens dem Käuffer daß er es wohlpflege/ wöchentlich bade/ und sonst fleißig in acht nehme/ so werde er groß Glück haben in allen sein Thun und Handthierung.

Es gibt aber solcher Allrüncke gemeiniglich die Belohnung/ welche die alten Deutschen Allraunen ihren Gefangenen gaben/ nemlich daß es ihnen den Hals bricht/ sie mit Leib und Seel ins Verderben stürtzt/ dem Satanas ist der Abergläubischen mächtig.

III. Matthiolus lib. 4. herbar. c. 21. schreibet/ daß ein solch listig zugerichtetes Allraun-Bild/ bey denen Welschen umb dreyßig Thaler/ und noch drüber verkaufft werde.

IV. Viele geben für/ wenn ein Mensch/ der unschuldig ist/ aber in der Tortur und Pein sich für einen Dieb bekennet (wie denn offt geschicht) und also an den Galgen sterben muß/ und in der Todes-Angst sein Wasser lässet/ da wachse aus dem Urin ein Kraut mit breiten Blättern wie Wegerich/ habe in der Mitte eine gelbe Blume/ wenns vollkommen ist/ und eine Wurtzel wie ein Mensch gestalt / die müsse man also erlangen: Daß man an einen Freytag die Ohren mit Baumwolle ausfülle/ und mit Wachs oder Pech verkleibe/ und denn früh vor der Sonnen Auffgang zu dem Kraut gehe/ drey Creutz drüber schreibe/ und es ümgrabe bis auf die eusserliche Fasen: Ferner ein Strick an das Kraut/ und einen schwartzen Hund an den Schwantz binde/ darnach eilend davon lauffe/ und dem Hunde ein stück Brod zeige/ so folget der Hund/ reisset die Wurtzel aus der Erden/ und fält für rod dahin/ denn die Wurtzel schreyet im Abrisse so schrecklich/ daß wer es hört/ von Stund an sterben muß. Diese Wurtzel nimmet er/ windet sie in ein weiß

Wenden auch Landstreicher gefunden die solche Allrünichen feil ümher tragen und verkauffen.

II. Es sind kleine Bildgen/ gleich den Männlein oder Weiblein an allen Gliedmassen/ haben den Kopf mit langen Haaren bewachsen/ ein weiß Hamdgen an / und sehen poßierlich aus wie die Allraunen der alten Deutschen.

Ist aber eitel Betrug und Gauckeley/ des Krauts Mandragora Wurtzel wird formiret als ein klein nackender Mensch. Die graben diese Betrüger aus der Erden / wischen sie ab/ helffen ihr mit Schnitzen und Ausarbeiten daß sie entweder einem Männ- oder Weiblein/ wie sie wollen/ gleich siehet. Da am Haupt die Haare seyn sollen/ stecken sie Gerstenkörnlein/ oder andere Saamen häuffig hinein/ lassens auswachsen/ und wieder etwas trucknen/ so sitzets fest/ und scheinet wie natürlich Haar.

Ferner ziehen sie es artig an/ mit einem kleinen Hembdlein/ thun ihn einen Gürtel umb den Leib/ legens in ein Schächtlein/ und befehlens dem Käuffer daß er es wohlpflege/ wöchentlich bade/ und sonst fleißig in acht nehme/ so werde er groß Glück haben in allen sein Thun und Handthierung.

Es gibt aber solcher Allrüncke gemeiniglich die Belohnung/ welche die alten Deutschen Allraunen ihren Gefangenen gaben/ nemlich daß es ihnen den Hals bricht/ sie mit Leib und Seel ins Verderben stürtzt/ dem Satanas ist der Abergläubischen mächtig.

III. Matthiolus lib. 4. herbar. c. 21. schreibet/ daß ein solch listig zugerichtetes Allraun-Bild/ bey denen Welschen umb dreyßig Thaler/ und noch drüber verkaufft werde.

IV. Viele geben für/ wenn ein Mensch/ der unschuldig ist/ aber in der Tortur und Pein sich für einen Dieb bekennet (wie denn offt geschicht) und also an den Galgen sterben muß/ und in der Todes-Angst sein Wasser lässet/ da wachse aus dem Urin ein Kraut mit breiten Blättern wie Wegerich/ habe in der Mitte eine gelbe Blume/ wenns vollkommen ist/ und eine Wurtzel wie ein Mensch gestalt / die müsse man also erlangen: Daß man an einen Freytag die Ohren mit Baumwolle ausfülle/ und mit Wachs oder Pech verkleibe/ und denn früh vor der Sonnen Auffgang zu dem Kraut gehe/ drey Creutz drüber schreibe/ und es ümgrabe bis auf die eusserliche Fasen: Ferner ein Strick an das Kraut/ und einen schwartzen Hund an den Schwantz binde/ darnach eilend davon lauffe/ und dem Hunde ein stück Brod zeige/ so folget der Hund/ reisset die Wurtzel aus der Erden/ und fält für rod dahin/ denn die Wurtzel schreyet im Abrisse so schrecklich/ daß wer es hört/ von Stund an sterben muß. Diese Wurtzel nimmet er/ windet sie in ein weiß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0273" n="263"/>
Wenden auch Landstreicher gefunden                      die solche Allrünichen feil ümher tragen und verkauffen.</p>
        <p>II. Es sind kleine Bildgen/ gleich den Männlein oder Weiblein an allen                      Gliedmassen/ haben den Kopf mit langen Haaren bewachsen/ ein weiß Hamdgen an /                      und sehen poßierlich aus wie die Allraunen der alten Deutschen.</p>
        <p>Ist aber eitel Betrug und Gauckeley/ des Krauts Mandragora Wurtzel wird formiret                      als ein klein nackender Mensch. Die graben diese Betrüger aus der Erden /                      wischen sie ab/ helffen ihr mit Schnitzen und Ausarbeiten daß sie entweder                      einem Männ- oder Weiblein/ wie sie wollen/ gleich siehet. Da am Haupt die                      Haare seyn sollen/ stecken sie Gerstenkörnlein/ oder andere Saamen häuffig                      hinein/ lassens auswachsen/ und wieder etwas trucknen/ so sitzets fest/ und                      scheinet wie natürlich Haar.</p>
        <p>Ferner ziehen sie es artig an/ mit einem kleinen Hembdlein/ thun ihn einen                      Gürtel umb den Leib/ legens in ein Schächtlein/ und befehlens dem Käuffer daß                      er es wohlpflege/ wöchentlich bade/ und sonst fleißig in acht nehme/ so werde                      er groß Glück haben in allen sein Thun und Handthierung.</p>
        <p>Es gibt aber solcher Allrüncke gemeiniglich die Belohnung/ welche die alten                      Deutschen Allraunen ihren Gefangenen gaben/ nemlich daß es ihnen den Hals                      bricht/ sie mit Leib und Seel ins Verderben stürtzt/ dem Satanas ist der                      Abergläubischen mächtig.</p>
        <p>III. Matthiolus lib. 4. herbar. c. 21. schreibet/ daß ein solch listig                      zugerichtetes Allraun-Bild/ bey denen Welschen umb dreyßig Thaler/ und noch                      drüber verkaufft werde.</p>
        <p>IV. Viele geben für/ wenn ein Mensch/ der unschuldig ist/ aber in der Tortur                      und Pein sich für einen Dieb bekennet (wie denn offt geschicht) und also an den                      Galgen sterben muß/ und in der Todes-Angst sein Wasser lässet/ da wachse aus                      dem Urin ein Kraut mit breiten Blättern wie Wegerich/ habe in der Mitte eine                      gelbe Blume/ wenns vollkommen ist/ und eine Wurtzel wie ein Mensch gestalt /                      die müsse man also erlangen: Daß man an einen Freytag die Ohren mit Baumwolle                      ausfülle/ und mit Wachs oder Pech verkleibe/ und denn früh vor der Sonnen                      Auffgang zu dem Kraut gehe/ drey Creutz drüber schreibe/ und es ümgrabe bis                      auf die eusserliche Fasen: Ferner ein Strick an das Kraut/ und einen schwartzen                      Hund an den Schwantz binde/ darnach eilend davon lauffe/ und dem Hunde ein                      stück Brod zeige/ so folget der Hund/ reisset die Wurtzel aus der Erden/ und                      fält für rod dahin/ denn die Wurtzel schreyet im Abrisse so schrecklich/ daß                      wer es hört/ von Stund an sterben muß. Diese Wurtzel nimmet er/ windet sie in                      ein weiß
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0273] Wenden auch Landstreicher gefunden die solche Allrünichen feil ümher tragen und verkauffen. II. Es sind kleine Bildgen/ gleich den Männlein oder Weiblein an allen Gliedmassen/ haben den Kopf mit langen Haaren bewachsen/ ein weiß Hamdgen an / und sehen poßierlich aus wie die Allraunen der alten Deutschen. Ist aber eitel Betrug und Gauckeley/ des Krauts Mandragora Wurtzel wird formiret als ein klein nackender Mensch. Die graben diese Betrüger aus der Erden / wischen sie ab/ helffen ihr mit Schnitzen und Ausarbeiten daß sie entweder einem Männ- oder Weiblein/ wie sie wollen/ gleich siehet. Da am Haupt die Haare seyn sollen/ stecken sie Gerstenkörnlein/ oder andere Saamen häuffig hinein/ lassens auswachsen/ und wieder etwas trucknen/ so sitzets fest/ und scheinet wie natürlich Haar. Ferner ziehen sie es artig an/ mit einem kleinen Hembdlein/ thun ihn einen Gürtel umb den Leib/ legens in ein Schächtlein/ und befehlens dem Käuffer daß er es wohlpflege/ wöchentlich bade/ und sonst fleißig in acht nehme/ so werde er groß Glück haben in allen sein Thun und Handthierung. Es gibt aber solcher Allrüncke gemeiniglich die Belohnung/ welche die alten Deutschen Allraunen ihren Gefangenen gaben/ nemlich daß es ihnen den Hals bricht/ sie mit Leib und Seel ins Verderben stürtzt/ dem Satanas ist der Abergläubischen mächtig. III. Matthiolus lib. 4. herbar. c. 21. schreibet/ daß ein solch listig zugerichtetes Allraun-Bild/ bey denen Welschen umb dreyßig Thaler/ und noch drüber verkaufft werde. IV. Viele geben für/ wenn ein Mensch/ der unschuldig ist/ aber in der Tortur und Pein sich für einen Dieb bekennet (wie denn offt geschicht) und also an den Galgen sterben muß/ und in der Todes-Angst sein Wasser lässet/ da wachse aus dem Urin ein Kraut mit breiten Blättern wie Wegerich/ habe in der Mitte eine gelbe Blume/ wenns vollkommen ist/ und eine Wurtzel wie ein Mensch gestalt / die müsse man also erlangen: Daß man an einen Freytag die Ohren mit Baumwolle ausfülle/ und mit Wachs oder Pech verkleibe/ und denn früh vor der Sonnen Auffgang zu dem Kraut gehe/ drey Creutz drüber schreibe/ und es ümgrabe bis auf die eusserliche Fasen: Ferner ein Strick an das Kraut/ und einen schwartzen Hund an den Schwantz binde/ darnach eilend davon lauffe/ und dem Hunde ein stück Brod zeige/ so folget der Hund/ reisset die Wurtzel aus der Erden/ und fält für rod dahin/ denn die Wurtzel schreyet im Abrisse so schrecklich/ daß wer es hört/ von Stund an sterben muß. Diese Wurtzel nimmet er/ windet sie in ein weiß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/273
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/273>, abgerufen am 14.05.2024.