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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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nannt/ aus der Schweitz bürtig/ an welcher bey dem König in Persien Schach Sefi fünf Jahr aufgewartet/ und wieder nach Teutschland gewolt / der König aber ihn nicht gerne missen wolte/ sondern sich erbothen/ wenn er noch 2. Jahr bliebe/ 400. Thlr. zu verehren/ dessen ungeachtet hat er doch umb seinen Abschied sollicitiret. Dieser Uhrmacher ertapte bald drauf einen Dieb / so ihm eingebrochen/ in Meynung/ er hätte schon die 400. Thlr. bekommen/ mit demselben überwirfft der Uhrmacher sich eine gute Weile und zeichnet ihn mit etlichen Wunden/ stöst ihn auch zum Hause hinaus. In dem er aber noch voll Eifers/ vermeinete er hätte den Dieb noch zu wenig gelohnet/ läufft demnach ihm auf der Gassen nach und scheust ihn mit einen Pistol vollend darnieder. Des entleibten Freunde lauffen alsbald zum geistlichen Richter und klagen den Rudolph als einen Beymahn oder Ungläubigen an daß er einen Rechtgläubigen ermordet/ begehren auch daß der Thäter zum Tode verurtheilet werden möchte. Dieser wird captiviret, und obwohl die Fürstl. Holsteinische Abgesandten/ so eben damahls alda zu gegen/ vor ihn bathen mochte es doch nicht helffen / sondern man begehrete er solte abfallen und sich beschneiden lassen alsdann solte ihm das Leben geschencket seyn. Wie er aber sich dessen weigerte/ ward er / dem Landesbrauch nach/ des entleibten Freunden übergeben/ welche ihn mit vier Säbel-Hieben/ und zwar den ersten in Nacken/ den andern in die Stirn / und 2. mitten durchs Angesichte hinrichteten. Er ist freudig und getrost zum Tode gangen/ und in Niederknien gesagt: Hauet nur getrost in Christi Nahmen!

II. Noch grausamere Exempel findet man bey dem Johanne Lexio Burgundo in historia Rer. Americ. part. 3. pag. 201. alwo er also schreibet: Amurathes Türckischer Kayser/ der unmenschliche Tyrann wahr damit nicht zu frieden daß er alles erwürgte und umbrachte mit dem Schwerd was er antraf/ wie in der Stadt Leontario geschehen/ da auch nicht einer ist überblieben/ und 6000. todte Cörper der Menschen/ ohne die unzehlige Menge der Pferde und des Viehes ist gezehlet worden/ sondern er brachte auf eine unerhörte Weise zu richten/ ließ die Leute einen nach den andern in der Mitten umb die Hertzgruben/ überzwerg mit einen Türckischen Säbel in einen Streich in zwey Stücke zerhauen/ welche Kunst auch in der ärgsten Wildniß unerhört ist/ muste also ein ieder doppelt gemartert werden/ beyde Stücke wältzeten sich eine zimliche Weile hin und her vor grossen Schmertzen/ und gaben erbärmliche Geberden von sich.

nannt/ aus der Schweitz bürtig/ an welcher bey dem König in Persien Schach Sefi fünf Jahr aufgewartet/ und wieder nach Teutschland gewolt / der König aber ihn nicht gerne missen wolte/ sondern sich erbothen/ wenn er noch 2. Jahr bliebe/ 400. Thlr. zu verehren/ dessen ungeachtet hat er doch umb seinen Abschied sollicitiret. Dieser Uhrmacher ertapte bald drauf einen Dieb / so ihm eingebrochen/ in Meynung/ er hätte schon die 400. Thlr. bekommen/ mit demselben überwirfft der Uhrmacher sich eine gute Weile und zeichnet ihn mit etlichen Wunden/ stöst ihn auch zum Hause hinaus. In dem er aber noch voll Eifers/ vermeinete er hätte den Dieb noch zu wenig gelohnet/ läufft demnach ihm auf der Gassen nach und scheust ihn mit einen Pistol vollend darnieder. Des entleibten Freunde lauffen alsbald zum geistlichen Richter und klagen den Rudolph als einen Beymahn oder Ungläubigen an daß er einen Rechtgläubigen ermordet/ begehren auch daß der Thäter zum Tode verurtheilet werden möchte. Dieser wird captiviret, und obwohl die Fürstl. Holsteinische Abgesandten/ so eben damahls alda zu gegen/ vor ihn bathen mochte es doch nicht helffen / sondern man begehrete er solte abfallen und sich beschneiden lassen alsdann solte ihm das Leben geschencket seyn. Wie er aber sich dessen weigerte/ ward er / dem Landesbrauch nach/ des entleibten Freunden übergeben/ welche ihn mit vier Säbel-Hieben/ und zwar den ersten in Nacken/ den andern in die Stirn / und 2. mitten durchs Angesichte hinrichteten. Er ist freudig und getrost zum Tode gangen/ und in Niederknien gesagt: Hauet nur getrost in Christi Nahmen!

II. Noch grausamere Exempel findet man bey dem Johanne Lexio Burgundo in historia Rer. Americ. part. 3. pag. 201. alwo er also schreibet: Amurathes Türckischer Kayser/ der unmenschliche Tyrann wahr damit nicht zu frieden daß er alles erwürgte und umbrachte mit dem Schwerd was er antraf/ wie in der Stadt Leontario geschehen/ da auch nicht einer ist überblieben/ und 6000. todte Cörper der Menschen/ ohne die unzehlige Menge der Pferde und des Viehes ist gezehlet worden/ sondern er brachte auf eine unerhörte Weise zu richten/ ließ die Leute einen nach den andern in der Mitten umb die Hertzgruben/ überzwerg mit einen Türckischen Säbel in einen Streich in zwey Stücke zerhauen/ welche Kunst auch in der ärgsten Wildniß unerhört ist/ muste also ein ieder doppelt gemartert werden/ beyde Stücke wältzeten sich eine zimliche Weile hin und her vor grossen Schmertzen/ und gaben erbärmliche Geberden von sich.

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nannt/ aus der Schweitz bürtig/ an welcher bey dem König in                      Persien Schach Sefi fünf Jahr aufgewartet/ und wieder nach Teutschland gewolt /                      der König aber ihn nicht gerne missen wolte/ sondern sich erbothen/ wenn er                      noch 2. Jahr bliebe/ 400. Thlr. zu verehren/ dessen ungeachtet hat er doch umb                      seinen Abschied sollicitiret. Dieser Uhrmacher ertapte bald drauf einen Dieb /                      so ihm eingebrochen/ in Meynung/ er hätte schon die 400. Thlr. bekommen/ mit                      demselben überwirfft der Uhrmacher sich eine gute Weile und zeichnet ihn mit                      etlichen Wunden/ stöst ihn auch zum Hause hinaus. In dem er aber noch voll                      Eifers/ vermeinete er hätte den Dieb noch zu wenig gelohnet/ läufft demnach                      ihm auf der Gassen nach und scheust ihn mit einen Pistol vollend darnieder. Des                      entleibten Freunde lauffen alsbald zum geistlichen Richter und klagen den                      Rudolph als einen Beymahn oder Ungläubigen an daß er einen Rechtgläubigen                      ermordet/ begehren auch daß der Thäter zum Tode verurtheilet werden möchte.                      Dieser wird captiviret, und obwohl die Fürstl. Holsteinische Abgesandten/ so                      eben damahls alda zu gegen/ vor ihn bathen mochte es doch nicht helffen /                      sondern man begehrete er solte abfallen und sich beschneiden lassen alsdann                      solte ihm das Leben geschencket seyn. Wie er aber sich dessen weigerte/ ward er                     / dem Landesbrauch nach/ des entleibten Freunden übergeben/ welche ihn mit                      vier Säbel-Hieben/ und zwar den ersten in Nacken/ den andern in die Stirn /                      und 2. mitten durchs Angesichte hinrichteten. Er ist freudig und getrost zum                      Tode gangen/ und in Niederknien gesagt: Hauet nur getrost in Christi                      Nahmen!</p>
        <p>II. Noch grausamere Exempel findet man bey dem Johanne Lexio Burgundo in historia                      Rer. Americ. part. 3. pag. 201. alwo er also schreibet: Amurathes Türckischer                      Kayser/ der unmenschliche Tyrann wahr damit nicht zu frieden daß er alles                      erwürgte und umbrachte mit dem Schwerd was er antraf/ wie in der Stadt                      Leontario geschehen/ da auch nicht einer ist überblieben/ und 6000. todte                      Cörper der Menschen/ ohne die unzehlige Menge der Pferde und des Viehes ist                      gezehlet worden/ sondern er brachte auf eine unerhörte Weise zu richten/ ließ                      die Leute einen nach den andern in der Mitten umb die Hertzgruben/ überzwerg                      mit einen Türckischen Säbel in einen Streich in zwey Stücke zerhauen/ welche                      Kunst auch in der ärgsten Wildniß unerhört ist/ muste also ein ieder doppelt                      gemartert werden/ beyde Stücke wältzeten sich eine zimliche Weile hin und her                      vor grossen Schmertzen/ und gaben erbärmliche Geberden von sich.</p>
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[382/0392] nannt/ aus der Schweitz bürtig/ an welcher bey dem König in Persien Schach Sefi fünf Jahr aufgewartet/ und wieder nach Teutschland gewolt / der König aber ihn nicht gerne missen wolte/ sondern sich erbothen/ wenn er noch 2. Jahr bliebe/ 400. Thlr. zu verehren/ dessen ungeachtet hat er doch umb seinen Abschied sollicitiret. Dieser Uhrmacher ertapte bald drauf einen Dieb / so ihm eingebrochen/ in Meynung/ er hätte schon die 400. Thlr. bekommen/ mit demselben überwirfft der Uhrmacher sich eine gute Weile und zeichnet ihn mit etlichen Wunden/ stöst ihn auch zum Hause hinaus. In dem er aber noch voll Eifers/ vermeinete er hätte den Dieb noch zu wenig gelohnet/ läufft demnach ihm auf der Gassen nach und scheust ihn mit einen Pistol vollend darnieder. Des entleibten Freunde lauffen alsbald zum geistlichen Richter und klagen den Rudolph als einen Beymahn oder Ungläubigen an daß er einen Rechtgläubigen ermordet/ begehren auch daß der Thäter zum Tode verurtheilet werden möchte. Dieser wird captiviret, und obwohl die Fürstl. Holsteinische Abgesandten/ so eben damahls alda zu gegen/ vor ihn bathen mochte es doch nicht helffen / sondern man begehrete er solte abfallen und sich beschneiden lassen alsdann solte ihm das Leben geschencket seyn. Wie er aber sich dessen weigerte/ ward er / dem Landesbrauch nach/ des entleibten Freunden übergeben/ welche ihn mit vier Säbel-Hieben/ und zwar den ersten in Nacken/ den andern in die Stirn / und 2. mitten durchs Angesichte hinrichteten. Er ist freudig und getrost zum Tode gangen/ und in Niederknien gesagt: Hauet nur getrost in Christi Nahmen! II. Noch grausamere Exempel findet man bey dem Johanne Lexio Burgundo in historia Rer. Americ. part. 3. pag. 201. alwo er also schreibet: Amurathes Türckischer Kayser/ der unmenschliche Tyrann wahr damit nicht zu frieden daß er alles erwürgte und umbrachte mit dem Schwerd was er antraf/ wie in der Stadt Leontario geschehen/ da auch nicht einer ist überblieben/ und 6000. todte Cörper der Menschen/ ohne die unzehlige Menge der Pferde und des Viehes ist gezehlet worden/ sondern er brachte auf eine unerhörte Weise zu richten/ ließ die Leute einen nach den andern in der Mitten umb die Hertzgruben/ überzwerg mit einen Türckischen Säbel in einen Streich in zwey Stücke zerhauen/ welche Kunst auch in der ärgsten Wildniß unerhört ist/ muste also ein ieder doppelt gemartert werden/ beyde Stücke wältzeten sich eine zimliche Weile hin und her vor grossen Schmertzen/ und gaben erbärmliche Geberden von sich.

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/392>, abgerufen am 15.05.2024.