Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

findet, die Bewunderung, die sie erregt, ist dem Manne
der Maßstab ihres Werthes. "La femme," sagt eine
vielerfahrne Französin, "se perd par la sensibilite, elle
se sauve par la coquetterie
." Jch kannte einen
Mann, der eine häßliche Frau liebte, aber er umgab
diese Liebe mit dem Schleier des tiefsten Geheimnisses,
weil er ohne weiteres annahm, daß ihn die Enthül-
lung seiner Neigung wie eine Lächerlichkeit treffen
müßte.

Dieser Zug unbändiger Eitelkeit der Männer auf
dem Gebiet der Liebe geht durch fast alle Völker und
findet seinen rohsten und brutalsten Ausdruck, seine
greulichste Carricatur in einem Volksstamme Ostafri-
ka's, über den uns ein zuverlässiger Reisender berich-
tet, daß die Männer dort die Frauen nur auf ein Cer-
tifikat ihrer Schwangerschaft hin lieben. "Nach Dir
haben schon andere verlangt" u.s.w. "Du mußt also
begehrenswerth sein."

Thackeray, der große Menschenkenner, meint frei-
lich, die sanfte, lächelnde, kunstlose, zarte, kleine Haus-
göttin sei es, welche die Männer zu verehren und zu
bewundern geneigt seien. Das sagt der Mann Tha-
ckeray, ganz anders spricht der Schriftsteller. Das
Jdeal, das er bei seinem Ausspruch im Sinne hat,
ist die Amalie, die jeder aus seinem "Markt des Lebens"

findet, die Bewunderung, die sie erregt, ist dem Manne
der Maßstab ihres Werthes. „La femme,‟ sagt eine
vielerfahrne Französin, „se perd par la sensibilité, elle
se sauve par la coquetterie
.‟ Jch kannte einen
Mann, der eine häßliche Frau liebte, aber er umgab
diese Liebe mit dem Schleier des tiefsten Geheimnisses,
weil er ohne weiteres annahm, daß ihn die Enthül-
lung seiner Neigung wie eine Lächerlichkeit treffen
müßte.

Dieser Zug unbändiger Eitelkeit der Männer auf
dem Gebiet der Liebe geht durch fast alle Völker und
findet seinen rohsten und brutalsten Ausdruck, seine
greulichste Carricatur in einem Volksstamme Ostafri-
ka's, über den uns ein zuverlässiger Reisender berich-
tet, daß die Männer dort die Frauen nur auf ein Cer-
tifikat ihrer Schwangerschaft hin lieben. „Nach Dir
haben schon andere verlangt‟ u.s.w. „Du mußt also
begehrenswerth sein.‟

Thackeray, der große Menschenkenner, meint frei-
lich, die sanfte, lächelnde, kunstlose, zarte, kleine Haus-
göttin sei es, welche die Männer zu verehren und zu
bewundern geneigt seien. Das sagt der Mann Tha-
ckeray, ganz anders spricht der Schriftsteller. Das
Jdeal, das er bei seinem Ausspruch im Sinne hat,
ist die Amalie, die jeder aus seinem „Markt des Lebens‟

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="23"/>
findet, die Bewunderung, die sie erregt, ist dem Manne<lb/>
der Maßstab ihres Werthes. &#x201E;<hi rendition="#aq">La femme</hi>,&#x201F; sagt eine<lb/>
vielerfahrne Französin, &#x201E;<hi rendition="#aq">se perd par la sensibilité, elle<lb/>
se sauve par la coquetterie</hi>.&#x201F; Jch kannte einen<lb/>
Mann, der eine häßliche Frau liebte, aber er umgab<lb/>
diese Liebe mit dem Schleier des tiefsten Geheimnisses,<lb/>
weil er ohne weiteres annahm, daß ihn die Enthül-<lb/>
lung seiner Neigung wie eine Lächerlichkeit treffen<lb/>
müßte.</p><lb/>
        <p>Dieser Zug unbändiger Eitelkeit der Männer auf<lb/>
dem Gebiet der Liebe geht durch fast alle Völker und<lb/>
findet seinen rohsten und brutalsten Ausdruck, seine<lb/>
greulichste Carricatur in einem Volksstamme Ostafri-<lb/>
ka's, über den uns ein zuverlässiger Reisender berich-<lb/>
tet, daß die Männer dort die Frauen nur auf ein Cer-<lb/>
tifikat ihrer Schwangerschaft hin lieben. &#x201E;Nach Dir<lb/>
haben schon andere verlangt&#x201F; u.s.w. &#x201E;Du mußt also<lb/>
begehrenswerth sein.&#x201F;</p><lb/>
        <p>Thackeray, der große Menschenkenner, meint frei-<lb/>
lich, die sanfte, lächelnde, kunstlose, zarte, kleine Haus-<lb/>
göttin sei es, welche die Männer zu verehren und zu<lb/>
bewundern geneigt seien. Das sagt der <hi rendition="#g">Mann</hi> Tha-<lb/>
ckeray, ganz anders spricht der <hi rendition="#g">Schriftsteller</hi>. Das<lb/>
Jdeal, das er bei seinem Ausspruch im Sinne hat,<lb/>
ist die Amalie, die jeder aus seinem &#x201E;Markt des Lebens&#x201F;<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0031] findet, die Bewunderung, die sie erregt, ist dem Manne der Maßstab ihres Werthes. „La femme,‟ sagt eine vielerfahrne Französin, „se perd par la sensibilité, elle se sauve par la coquetterie.‟ Jch kannte einen Mann, der eine häßliche Frau liebte, aber er umgab diese Liebe mit dem Schleier des tiefsten Geheimnisses, weil er ohne weiteres annahm, daß ihn die Enthül- lung seiner Neigung wie eine Lächerlichkeit treffen müßte. Dieser Zug unbändiger Eitelkeit der Männer auf dem Gebiet der Liebe geht durch fast alle Völker und findet seinen rohsten und brutalsten Ausdruck, seine greulichste Carricatur in einem Volksstamme Ostafri- ka's, über den uns ein zuverlässiger Reisender berich- tet, daß die Männer dort die Frauen nur auf ein Cer- tifikat ihrer Schwangerschaft hin lieben. „Nach Dir haben schon andere verlangt‟ u.s.w. „Du mußt also begehrenswerth sein.‟ Thackeray, der große Menschenkenner, meint frei- lich, die sanfte, lächelnde, kunstlose, zarte, kleine Haus- göttin sei es, welche die Männer zu verehren und zu bewundern geneigt seien. Das sagt der Mann Tha- ckeray, ganz anders spricht der Schriftsteller. Das Jdeal, das er bei seinem Ausspruch im Sinne hat, ist die Amalie, die jeder aus seinem „Markt des Lebens‟  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/31
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/31>, abgerufen am 04.10.2024.