Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

"Jude lernen? Zu allen denen die viel Leibeskräfte
"erfordern, fehlt es ihm gewöhnlich, wie der Verf.
"selbst gesteht, an diesen. -- Aber, die Nation soll
"durch die Uebung und stärkere Nahrung, allmählig
"stärker werden. -- Wo aber ist dann anzufangen?
"und wie vertragen sich die vielen Fasten, auch an
"Tagen wo die Juden arbeiten dürfen, mit den Ge-
"schäften des Schneiders, des Zimmermanns, des
"Tischlers? -- Inzwischen wenn der junge Jude
"aus einem Lehrlinge ein Geselle wird? -- Daß die
"christlichen Gesellen ihn nie an ihren Arbeiten und
"Einrichtungen werden Theil nehmen lassen, wird
"jeder zugestehen, der Handwerksgesellen kennet,
"und weiß, daß Vorurtheile durch keine Verordnun-
"gen können abgestellt werden. -- Also bleiben die
"jüdischen Gesellen wieder isolirt; und da sie theuer
"zu beköstigen sind, wird es Mühe kosten, daß er
"bey christlichen Meistern Arbeit erlangt. Wandern,
"welches doch bey vielen Handwerken so nützlich ist,
"kann der jüdische Gesell auch nicht wohl, wenn kei-
"ne Gildenverfassung für ihn da ist; und also wird
"er schwerlich viel Geschicklichkeit und Kenntniß ge-
"winnen. Aber dem allen ungeachtet werde nun der
"junge Jude Meister. Daß er in die Gilden nicht
"aufgenommen werden kann, giebt der Verfasser

"selbst

„Jude lernen? Zu allen denen die viel Leibeskraͤfte
„erfordern, fehlt es ihm gewoͤhnlich, wie der Verf.
„ſelbſt geſteht, an dieſen. — Aber, die Nation ſoll
„durch die Uebung und ſtaͤrkere Nahrung, allmaͤhlig
„ſtaͤrker werden. — Wo aber iſt dann anzufangen?
„und wie vertragen ſich die vielen Faſten, auch an
„Tagen wo die Juden arbeiten duͤrfen, mit den Ge-
„ſchaͤften des Schneiders, des Zimmermanns, des
„Tiſchlers? — Inzwiſchen wenn der junge Jude
„aus einem Lehrlinge ein Geſelle wird? — Daß die
„chriſtlichen Geſellen ihn nie an ihren Arbeiten und
„Einrichtungen werden Theil nehmen laſſen, wird
„jeder zugeſtehen, der Handwerksgeſellen kennet,
„und weiß, daß Vorurtheile durch keine Verordnun-
„gen koͤnnen abgeſtellt werden. — Alſo bleiben die
„juͤdiſchen Geſellen wieder iſolirt; und da ſie theuer
„zu bekoͤſtigen ſind, wird es Muͤhe koſten, daß er
„bey chriſtlichen Meiſtern Arbeit erlangt. Wandern,
„welches doch bey vielen Handwerken ſo nuͤtzlich iſt,
„kann der juͤdiſche Geſell auch nicht wohl, wenn kei-
„ne Gildenverfaſſung fuͤr ihn da iſt; und alſo wird
„er ſchwerlich viel Geſchicklichkeit und Kenntniß ge-
„winnen. Aber dem allen ungeachtet werde nun der
„junge Jude Meiſter. Daß er in die Gilden nicht
„aufgenommen werden kann, giebt der Verfaſſer

„ſelbſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0276" n="268"/>
&#x201E;Jude lernen? Zu allen denen die viel Leibeskra&#x0364;fte<lb/>
&#x201E;erfordern, fehlt es ihm gewo&#x0364;hnlich, wie der Verf.<lb/>
&#x201E;&#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;teht, an die&#x017F;en. &#x2014; Aber, die Nation &#x017F;oll<lb/>
&#x201E;durch die Uebung und &#x017F;ta&#x0364;rkere Nahrung, allma&#x0364;hlig<lb/>
&#x201E;&#x017F;ta&#x0364;rker werden. &#x2014; Wo aber i&#x017F;t dann anzufangen?<lb/>
&#x201E;und wie vertragen &#x017F;ich die vielen Fa&#x017F;ten, auch an<lb/>
&#x201E;Tagen wo die Juden arbeiten du&#x0364;rfen, mit den Ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;cha&#x0364;ften des Schneiders, des Zimmermanns, des<lb/>
&#x201E;Ti&#x017F;chlers? &#x2014; Inzwi&#x017F;chen wenn der junge Jude<lb/>
&#x201E;aus einem Lehrlinge ein Ge&#x017F;elle wird? &#x2014; Daß die<lb/>
&#x201E;chri&#x017F;tlichen Ge&#x017F;ellen ihn nie an ihren Arbeiten und<lb/>
&#x201E;Einrichtungen werden Theil nehmen la&#x017F;&#x017F;en, wird<lb/>
&#x201E;jeder zuge&#x017F;tehen, der Handwerksge&#x017F;ellen kennet,<lb/>
&#x201E;und weiß, daß Vorurtheile durch keine Verordnun-<lb/>
&#x201E;gen ko&#x0364;nnen abge&#x017F;tellt werden. &#x2014; Al&#x017F;o bleiben die<lb/>
&#x201E;ju&#x0364;di&#x017F;chen Ge&#x017F;ellen wieder i&#x017F;olirt; und da &#x017F;ie theuer<lb/>
&#x201E;zu beko&#x0364;&#x017F;tigen &#x017F;ind, wird es Mu&#x0364;he ko&#x017F;ten, daß er<lb/>
&#x201E;bey chri&#x017F;tlichen Mei&#x017F;tern Arbeit erlangt. Wandern,<lb/>
&#x201E;welches doch bey vielen Handwerken &#x017F;o nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;kann der ju&#x0364;di&#x017F;che Ge&#x017F;ell auch nicht wohl, wenn kei-<lb/>
&#x201E;ne Gildenverfa&#x017F;&#x017F;ung fu&#x0364;r ihn da i&#x017F;t; und al&#x017F;o wird<lb/>
&#x201E;er &#x017F;chwerlich viel Ge&#x017F;chicklichkeit und Kenntniß ge-<lb/>
&#x201E;winnen. Aber dem allen ungeachtet werde nun der<lb/>
&#x201E;junge Jude Mei&#x017F;ter. Daß er in die Gilden nicht<lb/>
&#x201E;aufgenommen werden kann, giebt der Verfa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0276] „Jude lernen? Zu allen denen die viel Leibeskraͤfte „erfordern, fehlt es ihm gewoͤhnlich, wie der Verf. „ſelbſt geſteht, an dieſen. — Aber, die Nation ſoll „durch die Uebung und ſtaͤrkere Nahrung, allmaͤhlig „ſtaͤrker werden. — Wo aber iſt dann anzufangen? „und wie vertragen ſich die vielen Faſten, auch an „Tagen wo die Juden arbeiten duͤrfen, mit den Ge- „ſchaͤften des Schneiders, des Zimmermanns, des „Tiſchlers? — Inzwiſchen wenn der junge Jude „aus einem Lehrlinge ein Geſelle wird? — Daß die „chriſtlichen Geſellen ihn nie an ihren Arbeiten und „Einrichtungen werden Theil nehmen laſſen, wird „jeder zugeſtehen, der Handwerksgeſellen kennet, „und weiß, daß Vorurtheile durch keine Verordnun- „gen koͤnnen abgeſtellt werden. — Alſo bleiben die „juͤdiſchen Geſellen wieder iſolirt; und da ſie theuer „zu bekoͤſtigen ſind, wird es Muͤhe koſten, daß er „bey chriſtlichen Meiſtern Arbeit erlangt. Wandern, „welches doch bey vielen Handwerken ſo nuͤtzlich iſt, „kann der juͤdiſche Geſell auch nicht wohl, wenn kei- „ne Gildenverfaſſung fuͤr ihn da iſt; und alſo wird „er ſchwerlich viel Geſchicklichkeit und Kenntniß ge- „winnen. Aber dem allen ungeachtet werde nun der „junge Jude Meiſter. Daß er in die Gilden nicht „aufgenommen werden kann, giebt der Verfaſſer „ſelbſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/276
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/276>, abgerufen am 28.04.2024.